Die Ukraine hat am Mittwoch nach Informationen der BBC erstmals russisches Gebiet mit britischen Raketen des weiterreichenden Typs Storm Shadow beschossen. Die britische Regierung kommentiert die Berichte nicht, aber der Verteidigungsminister sagt: «Das Vorgehen der Ukraine auf dem Schlachtfeld spricht für sich selbst.» Auch die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete darüber unter Berufung auf einen nicht identifizierten westlichen Regierungsvertreter.
Angesichts des Drucks der vorrückenden russischen Truppen setzen die ukrainischen Behörden die Zwangsevakuierung der Region Donezk im Osten des Landes fort. In den vom ukrainischen Militär kontrollierten Teilen der Region hielten sich aktuell noch fast 324'000 Zivilisten auf, teilte die regionale Militärverwaltung nach Angaben der Agentur Ukrinform mit. Die Evakuierung habe bereits Anfang August begonnen, seitdem seien knapp 1.17 Millionen Zivilisten in andere Landesteile der Ukraine gebracht worden. In der Region Donezk befinden sich die schwer umkämpften Brennpunkte Pokrowsk und Kurachowe. Dort haben russische Truppen zuletzt Geländegewinne erzielt, die ukrainische Militärführung befürchtet weitere Rückschläge.
Der ukrainische Militärgeheimdienst teilte am Mittwoch mit, dass ein russischer Kommandoposten in der Stadt Gubkin in der russischen Region Belgorod, etwa 168 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt, «erfolgreich angegriffen» worden sei. In der Erklärung wurde nicht angegeben, wer den Angriff durchgeführt hat, wann er stattfand und welche Art von Waffe verwendet wurde.
Russland berichtet von 44 ukrainischen Drohnen, welche die Luftabwehrsysteme in der Nacht auf Mittwoch zerstört hätten. Das ukrainische Militär schreibt, dass es 56 von 122 russische Drohnen und zwei von sechs Raketen in der Nacht abgeschossen habe.
Bei einem massiven Drohnenangriff der Ukraine ist es am Dienstag zu Schäden in mehreren russischen Regionen gekommen. «In der Stadt Alexejewka sind durch den Absturz von Drohnentrümmern auf dem Territorium eines Unternehmens Produktionshallen beschädigt worden», schrieb der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod bei Telegram.
Einen Einschlag gab es demnach auch in der benachbarten Region Woronesch. Weitere Drohnenangriffe wurden auch aus den Regionen Brjansk und Tula gemeldet.
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben vom Mittwoch die Ortschaft Illinka in der Ostukraine eingenommen.
Lawrow zu Einsatz von US-Raketen: Westen will eskalieren
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Der russische Aussenminister Sergei Lawrow sieht in den Angriffen der Ukraine auf die russische Region Brjansk mit US-Raketen ein Signal, dass der Westen den Konflikt eskalieren wolle. «Diese hochtechnologischen Raketen können ohne die Amerikaner nicht eingesetzt werden», erklärte Lawrow am Dienstag. Darauf habe Präsident Wladimir Putin mehrfach hingewiesen. Er hoffe, dass die neue nukleare Doktrin Russlands aufmerksam zur Kenntnis genommen worden sei, sagte Lawrow weiter. Darin hat Putin die Schwelle für einen Nuklearschlag herabgesetzt.
Weiter hat Lawrow Deutschland für die Entscheidung gelobt, keine weitreichenden Raketen an die Ukraine zu liefern. Dies sei «eine verantwortungsvolle Haltung», sagte Lawrow. Entgegen den Forderungen von Grünen, FDP und CDU/CSU weigert sich der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz nach wie vor, der Ukraine den Marschflugkörper Taurus mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometer zur Verfügung zu stellen.
Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski am 1000. Kriegstag erstmals russisches Gebiet mit weiterreichenden US-Raketen angegriffen. Dabei handelte es sich um die russische Grenzregion Brjansk. Die ukrainischen Streitkräfte verfügten über die US-Raketen vom Typ ATACMS genauso wie über eigene Fähigkeiten und würden diese auch nutzen, bestätigte Selenski am Dienstag russische Angaben.
Am Mittwoch meldeten mehrere internationale Medien zudem, dass Kiew erstmals russisches Gebiet mit britischen Raketen des weiterreichenden Typs Storm Shadow beschossen habe.
Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, die Luftabwehr habe fünf von sechs Raketen vom Typ ATACMS abgeschossen, eine Rakete sei beschädigt worden. Die Regierung in Moskau verurteilte das Vorgehen als Beweis dafür, dass der Westen den Konflikt eskalieren wolle.
Diplomatie, Verhandlungen und Unterstützung
Der Kreml hat Spekulationen über ein mögliches Einfrieren des Krieges zurückgewiesen. «Der Präsident (Wladimir Putin) hat bereits davon gesprochen, dass ein Einfrieren dieses Konfliktes für uns keine Option ist», sagte Sprecher Dmitri Peskow in einem Pressegespräch am Mittwoch. Moskau wolle weiterhin seine Kriegsziele erreichen.
Die US-Botschaft in Kiew hat am Mittwoch ihre Türen geschlossen. Grund dafür ist ein Hinweis auf ein einen «bevorstehenden schwerwiegenden Luftangriff», den die Botschaft erhalten habe. Die Schliessung erfolgt einen Tag nachdem Russland eine Reaktion angekündigt hatte, sollte die Ukraine weitreichende US-amerikanische Raketen auf russisches Gebiet abfeuern.
China will Zusammenarbeit mit Russland laut Medien ausbauen
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Die Aussenminister Chinas und Russlands, Wang Yi und Sergej Lawrow, haben am Rande des G20-Gipfels in Brasilien über den Krieg in der Ukraine und die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel gesprochen. Laut chinesischer Staatsmedien bekräftigte Wang Yi Pekings Bereitschaft, die strategische Zusammenarbeit mit Russland weiter auszubauen.
US-Präsident Joe Biden genehmigt am Dienstag die Lieferung von Antipersonenminen an die Ukraine. Das berichtet die Zeitung «Washington Post» unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Einer der Insider sagte, die Ukraine habe zugesagt, die Minen nicht in dicht besiedelten Gebieten einzusetzen.
Am Mittwoch teilte das Verteidigungsministerium zudem mit, dass die USA der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärausrüstung zur Verfügung stellen. Das Paket habe einen Umfang von rund 275 Millionen US-Dollar (rund 243 Millionen Schweizer Franken). Es enthalte unter anderem Munition für das Raketenwerfersystem vom Typ Himars, das eine Reichweite von rund 80 Kilometern hat. Geliefert würden auch Drohnen sowie Artilleriemunition der Kaliber 155 und 105 Millimeter und Panzerabwehrwaffen.
Internationale Reaktionen auf aktualisierte Atomdoktrin Russlands
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Die Vereinigten Staaten waren nicht überrascht von Russlands angekündigter Änderung seiner Nukleardoktrin. Die USA hätten nicht vor, ihre nukleare Haltung daraufhin anzupassen, sagte ein Sprecher vom Nationalen Sicherheitsrat des Weissen Hauses am Dienstag.
Auch die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock hat sich unbeeindruckt von Russlands geänderter Atomwaffendoktrin gezeigt. Putin spiele mit der Angst, dies sei seit Beginn des Ukrainekriegs immer wieder deutlich geworden, sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag nach einem Treffen mehrerer europäischer Aussenminister in Warschau.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Dienstag eine aktualisierte Atomdoktrin unterzeichnet, die die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen senkt. Laut der neuen Richtlinie kann Russland Atomwaffen einsetzen, falls ein konventioneller Raketenangriff mit Unterstützung einer Atommacht erfolgt.
Der Kreml und mehrere russische Politiker haben am Montag harsch auf Medienberichte reagiert, wonach US-Präsident Joe Biden der Ukraine den Einsatz weitreichender Raketen gegen bestimmte Ziele in Russland erlaubt.
Die Zahl der zwischen Juni und August in der Ukraine getöteten oder verletzten Zivilisten ist nach Angaben der Vereinten Nationen im Vergleich zu den drei Monaten davor um fast die Hälfte angestiegen. Von Juni bis Ende August konnte die UNO-Menschenrechtsmission in der Ukraine den Tod von mehr als 580 Zivilisten und fast 2700 Verletzten verifizieren. Die meisten von ihnen befanden sich in von der Ukraine kontrollierten Gebieten.
UNO-Vertreter warnt vor Massenflucht
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Angesichts zunehmender russischer Angriffe auf die Energieversorgung in der Ukraine droht nach Ansicht der Vereinten Nationen eine neue Massenflucht aus dem kriegsgeschundenen Land. Die ukrainische Zivilbevölkerung sei auch wegen nachlassender Spendenbereitschaft anfälliger in diesem Winter als in jenen zuvor, sagte Matthias Schmale, UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe in der Ukraine am Freitag.
«Wenn sie den Energiesektor erneut ins Visier nehmen, könnte dies ein Wendepunkt sein für weitere Massenbewegungen, sowohl innerhalb des Landes als auch darüber hinaus», sagt Schmale in Genf vor Journalisten. In der Ukraine gebe es derzeit bereits 3.6 Millionen Binnenvertriebene, mehr als sechs Millionen Menschen hätten das Land seit Beginn der russischen Vollinvasion am 22. Februar 2022 verlassen.
Die ukrainischen Truppen haben demnach etwa 80'000 tote und 400'000 verwundete Soldaten zu beklagen. Das berichteten Medien am 17. September unter Berufung auf eine vertrauliche ukrainische Schätzung.
Glückskette ruft zu Spenden für die Ukraine auf
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Angesichts der humanitären Krise in der Ukraine sammelt die Glückskette Spenden für die betroffene ukrainische Bevölkerung. Millionen Menschen – vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen – sind bereits geflohen und suchen Zuflucht in den Nachbarländern oder in Gebieten im Landesinnern, die von Kämpfen verschont geblieben sind. Die Glückskette unterstützt geflüchtete Menschen über ihre Partnerorganisationen innerhalb der Ukraine, den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldawien und Ungarn sowie in der Schweiz.
Spenden können unter www.glueckskette.ch oder auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Krise in der Ukraine», getätigt werden.
Präsident Selenski hat Ende Februar 2024 die Zahl der getöteten Soldaten seiner Streitkräfte mit 31'000 angegeben. Diese Zahl ist die erste offizielle Nennung von Opferzahlen des Militärs im seit über zwei Jahren andauernden Krieg gegen die russische Invasion. Russland seinerseits hat laut den ukrainischen Streitkräften ungefähr 724'050 Soldaten verloren (Stand: 19.11.2024).
Die russischen Streitkräfte erlitten laut dem britischen Generalstabschef Tony Radakin im Oktober die bisher höchsten Verluste des Krieges. Täglich habe Russland im Durchschnitt 1500 Tote oder Verwundete zu beklagen. Insgesamt könnten auch laut britischen Schätzungen auf russischer Seite bereits bis zu 700'000 Soldaten getötet oder verwundet worden sein.
Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 hat die UNO in der Ukraine mindestens 11'973 getötete Zivilistinnen und Zivilisten registriert – darunter über 600 Kinder. Weitere 25'943 Zivilisten seien seit Beginn der russischen Invasion verletzt worden (Stand: 11.10.2024).Die UNO zählt nur Fälle, die sie bestätigen konnte.
6'191'800 Menschen haben seit Kriegsbeginn die Ukraine verlassen und Schutz in europäischen Ländern gesucht, weltweit sind es 6'752'000 Geflüchtete. Das teilte das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) mit (Stand: 15.10.2024). Die Zahl der Binnenflüchtlinge wird auf vier Millionen beziffert.
66'751 Personen, die wegen des Kriegs gegen die Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, haben einen Schutzstatus S. Das teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf X mit (Stand: 7.11.2024).
Wie prüft SRF die Quellen in der Kriegsberichterstattung?
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Die Informationen zum Ukraine-Krieg sind zahlreich und zum Teil widersprüchlich. Die verlässlichsten Quellen sind eigene Journalistinnen und Reporter anderer Medien vor Ort, denen man vertrauen kann. Weitere wichtige Quellen sind Augenzeugen – also Menschen vor Ort, die Eindrücke vermitteln können.
Besonders zu hinterfragen sind Informationen von Kriegsparteien. Denn alle Kriegsparteien machen Propaganda – in diesem Angriffskrieg vor allem die russischen, offiziellen Quellen. Die Aussagen der Kriegsparteien ordnen wir entsprechend ein. Grundsätzlich gilt bei SRF: Je schwieriger und unzuverlässiger die Quellenlage, desto wichtiger ist Transparenz. Umstrittene Fakten und Informationen, die nicht unabhängig überprüfbar sind, werden als solche kenntlich gemacht.
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