Drohnen im Krieg sind keine Neuheit. Die Idee, unbemannte Luftfahrzeuge im Militär einzusetzen, existiert bereits seit dem Ersten Weltkrieg. Grossbritannien entwickelte als Erstes ein Flugzeug, das mit Funkfrequenzen gesteuert wurde.
Und spätestens seit den US-Drohneneinsätzen im Nahen Osten sind diese Maschinen Teil diverser Konflikte geworden. «Reaper»-Drohnen sind zum Sinnbild des Afghanistan-Krieges geworden.
Meilenstein Ukraine-Krieg
Doch der Krieg in der Ukraine ist der erste richtige Drohnen-Krieg der Geschichte. Dort werden vor allem kleine und günstige Drohnen eingesetzt – eigentlich handelt es sich um umgebaute Spielzeuge. Tausende dieser Drohnen überwachen Feinde, leiten die Artillerie oder greifen selbst Ziele an. Sie wurden zu einer Gefahr, die jederzeit alles sieht und alles angreifen kann.
Die ständige Präsenz von Drohnen, die ständige Überwachung jeder noch so kleinen Bewegung, macht die Front zu einem noch gefährlicheren Ort, als sie es bereits ist. Kleine Drohnen sind nicht nur günstig, sie können auch ganz einfach online bestellt oder im Laden gekauft werden. Manche kann man sogar mit einem 3D-Drucker selbst bauen.
Durch einen Drohnenschwarm kann die Verteidigung überfordert werden.
Die Drohnen-Taktik der Ukrainer ist aus der Not geboren. Denn der Ukraine fehlen nach wie vor Artillerie-Munition und Präzisionswaffen. Und genau hier kommen handelsübliche Drohnen zum Einsatz. Inzwischen ist die Drohnen-Taktik sowohl auf ukrainischer wie auf russischer Seite nicht mehr wegzudenken.
Ganze Drohnenschwärme
Oberst Markus Reisner vom Österreichischen Bundesheer sieht vor allem in der schieren Menge an zum Einsatz kommenden Drohnen einen Vorteil: «Durch einen Drohnenschwarm kann die Verteidigung überfordert werden.» Es sei vorstellbar, dass zukünftig sogar «intelligente» Drohnen entwickelt und eingesetzt würden, die beispielsweise eine Flugabwehr noch effizienter ausschalten könnte.
Inzwischen wird auf dem Schlachtfeld in der Ukraine von beiden Seiten mit einfachen Mitteln versucht, die Drohnen zu neutralisieren – mittels Netzen, Gittern über Fahrzeugen oder durch Schrotflinten.
Nicht zu vergessen auch die elektronische Kriegsführung: Hier wird mittels speziell entwickelter Störsender die Fernsteuerung der Drohne zu eliminieren. Allerdings funktionieren die Störsender nur bedingt – denn die Drohnen-Teams wechseln die Frequenzen, auf denen sie fliegen, ständig.
Kein Krieg mehr ohne Drohnen
Die Drohnen sind sicher keine Wunderwaffe – und können nicht schwere Geräte wie Panzer ersetzen, wie Ulrike Franke vom European Council on Foreign Relations weiss. Sie ist eine der führenden Expertinnen, wenn es um Drohnen im Krieg geht. Denn: «Noch lange nicht jede Drohne, die mit ihrem Sprengsatz einen Panzer trifft, zerstört diesen auch», sagt sie.
Für jedes Video, das man im Internet sehe, bei dem eine Drohne ein gepanzertes Fahrzeug zerstöre, gebe es womöglich Dutzende weitere Videos, bei denen die Drohne abgeschossen werde oder den Panzer zwar treffe, aber keinen nennenswerten Schaden anrichte.
Sicher ist: Drohnen sind gekommen, um dort zu bleiben. Sie werden mit jedem Monat auf dem Schlachtfeld effizienter, gefährlicher und intelligenter.
Das alles lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Und ob sich die Menschheit darauf einigt, keine autonomen Drohnen in den Krieg zu schicken – und keine Gesichtserkennung und kein automatisiertes Töten anwenden wird – bleibt äusserst fraglich.