In einem unscheinbaren Verwaltungsgebäude bei Thun erforscht das Bundesamt für Rüstung den Verteidigungskrieg der Zukunft. Die Ingenieure testen hier zahlreiche experimentelle Gefährte – wie einen hundeähnlichen Roboter, der aggressive Manöver fahren und wie ein Mensch aufrecht stehen kann.
Wäre es auch vorstellbar, einen solchen Roboter militärisch zu nutzen? «Im Prinzip ja», meint Markus Höpflinger, der Leiter des Drohnen- und Robotik-Zentrums beim Bundesamt für Rüstung. «Es gibt gewisse Streitkräfte, die das experimentell anschauen.»
Hersteller haben Vorbehalte
Allerdings seien die meisten Hersteller von Robotern gegen eine Bewaffnung ihrer Maschinen. Dies ist ein heikles Thema beim Bundesamt für Rüstung. Man will zwar die militärischen Fähigkeiten von heute erhältlichen Robotern und Drohnen testen. Dies wollen aber viele Hersteller und auch Forschende nicht.
Trotz Bedenken der Industrie: Besonders die US-Armee testet intensiv bewaffnete Roboter. Das Ziel: In Zukunft sollen zuvorderst an der Front Maschinen und keine Menschen mehr stehen. Kritisiert wird allerdings, dass so die Hemmschwelle sinken könnte, einen Krieg zu beginnen.
Mini-Drohnen verändern Kriegsführung
Im Ukraine-Krieg findet eine militärtechnische Revolution in der Luft statt. Mit kleinen bewaffneten Drohnen zerstört die ukrainische Armee mittlerweile bis zu 80 Prozent der russischen Panzer.
Mit solchen kleinen Drohnen experimentierten auch die Wissenschafter im Roboter-Labor in Thun. In Zukunft wollen sie auch bewaffnete Systeme testen. Die Entwicklung schreite rasant voran. «In Zukunft wird man als Mensch hunderte oder tausende Drohnen überwachen, die autonom fliegen», ist Markus Höpflinger überzeugt. Eine Entwicklung, die ihm durchaus auch Sorgen bereite.
Armeechef will bewaffnete Drohnen
Auch der Chef der Armee will mit Drohnen aufrüsten. Bis zu 800 Millionen Franken will er in den nächsten vier Jahren für die Erprobung neuer Waffensysteme ausgeben, wie er im März angekündigt hatte. Armeechef Thomas Süssli kündigt an, er wolle auch bewaffnete Drohnen beschaffen. «Bewaffnete Drohnen sind günstig in der Herstellung, haben eine grosse Reichweite und eine grosse Präzision», erklärt Süssli.
Der Armeechef und auch die Wissenschafter im Bundesamt für Rüstung wollen für den Verteidigungskrieg der Zukunft auch die Schweizer Hochschulen stärker einbinden. Es existiert bereits ein Zusammenarbeitsvertrag mit der ETH Zürich. Militärische Anwendungen von Robotern sind allerdings explizit ausgeschlossen.
Bedenken an der ETH Zürich
Roland Siegwart ist ein führender Drohnenforscher an der ETH Zürich. Bei zivilen Anwendungen arbeitet er mit dem Bundesamt für Rüstung zusammen. Doch seine Vorbehalte gegenüber bewaffneten Drohnen sind gross. «An der ETH und speziell in meinem Team sind alle sehr gegen den militärischen Einsatz von Robotern», erklärt Siegwart. «Wir würden nie ein Projekt machen mit einer Rüstungsfirma.»
Allerdings räumt Siegwart ein, wenn es um die Schweizer Armee gehe, finde seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ein Umdenken statt. «Wenn die Schweiz als Land gefährdet wäre, würden wir Unterstützung bieten», ist Siegwart überzeugt.