Stolz präsentierten die Armee-Verantwortlichen im Dezember 2019 in einem Hangar in Emmen die erste von sechs neuen Drohnen. Der Hightech-Vogel aus Israel ist etwa so gross wie ein Segelflugzeug. Seine Sensoren sind so genau, dass aus grosser Höhe erkennbar sein soll, welche Zeitung eine Person am Boden liest.
Die Drohnen sollen die Behörden zum Beispiel auch bei der Verfolgung von Menschenschmugglern im Grenzraum unterstützen. Doch das erste Modell für die Schweiz hob in Emmen nie ab.
Absturz in Israel
In Israel stürzte im letzten Sommer bei Testflügen ein zweites Modell ab, das für die Schweiz bestimmt war. Das warf die ganze Beschaffung zurück. Die Drohne in Emmen ging wieder nach Israel zurück.
Martin Sonderegger ist Chef beim Bundesamt für Rüstung. Es sei bedauerlich, dass die Drohnen immer noch nicht fliegen. «Die Hauptgründe liegen bei Verzögerungen der Produktion und bei der Zertifizierung», erklärt Sonderegger. Und die Ursache des Absturzes in Israel sei noch nicht geklärt.
Viele technische Anpassungen
In Israel fliegt die Drohne des Typs «Hermes 900» allerdings seit Jahren. Doch für die Schweiz wurde sie stark angepasst. Der Motor wurde durch ein effizienteres Modell mit Flugdiesel getauscht. Die Flügel wurden vergrössert. Ein Enteisungs-System eingebaut.
Diese Systeme müssen getestet und von den Luftfahrtbehörden neu zertifiziert werden. Und das dauert. Auch wegen Corona. Israel befindet sich im dritten Lockdown.
Kein Kauf von der Stange
Die Sicherheitspolitiker im Schweizer Parlament reagieren sehr unterschiedlich: Für Ständerat Daniel Jositsch (SP/ZH) sind die Probleme mit der neuen Drohne «nicht dramatisch». Bei militärischen Gütern müsse immer wieder etwas speziell für die Schweiz angepasst werden, «man kauft da nicht etwas von der Stange».
Ständerat Josef Dittli (FDP/UR) sieht die Probleme allerdings bei der «Helvetisierung». Zu oft gebe es zu viele Schweizer Spezialwünsche bei Rüstungsbeschaffungen.
Rüstungschef Martin Sonderegger hält dagegen, man habe nicht zu viel vom israelischen Hersteller verlangt. «Wir wollten aber gewisse Innovationen».
Schweiz betritt Neuland
Die grösste Innovation: Die Drohne soll selbständig durch den dichten Schweizer Luftraum fliegen können. Das war bei der alten Drohne der Armee, die ausgemustert wurde, nicht möglich: Die alte Drohne musste von einem nachfliegenden Flugzeug begleitet werden.
Die neue Drohne soll aber automatisch anderen Flugzeugen ausweichen können. Es steht in den Sternen, wann dieses System zugelassen wird. Es ist weltweit bei einer solchen Art von Drohne noch nicht zertifiziert.
Abbruch kommt nicht infrage
Die neue Drohne soll nun 2022 erstmals abheben in der Schweiz, fast drei Jahre später als geplant. Ob sie dann schon selbständig fliegen kann, ist unsicher. Ein Abbruch der Beschaffung kommt für den Rüstungschef aber nicht infrage. «Bei der Drohne sehen wir bis heute keine Veranlassung, aus dem Programm auszusteigen», sagt Martin Sonderegger.
Wenig Mehrkosten
Trotz Pannen und Verzögerungen: Immerhin explodieren die Mehrkosten nicht. Die Drohnen kosten nun 270 statt 250 Millionen, wegen Wechselkursschwankungen. Alle weiteren Kosten muss der Hersteller tragen. Denn im Vertrag wurde ein Fixpreis vereinbart.