Eine Woche nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist die Lage in den überschwemmten Gebieten weiterhin prekär. Die Ukraine wie auch Russland korrigieren die Opferzahlen laufend nach oben.
Noch immer stehen auf beiden Seiten der Front viele Häuser im Wasser, doch es kehren bereits erste Bewohnerinnen und Bewohner in die Dörfer zurück, wie die freie Journalistin Daniela Prugger berichtet.
Auch auf den Nebenflüssen des Dnipro seien die Pegel zum Teil noch sehr hoch, wobei das Wasser allmählich sinke, stellt Prugger nach einem Besuch in der Region Mikolajew fest: Noch immer stehen zahlreiche Zufahrtsstrassen unter Wasser. Die Schäden der Katastrophe werden langsam sichtbar. Strom, Wasser und Kanalisation funktionieren nicht mehr.
Sauberes Trinkwasser hat oberste Priorität
Das dringendste Problem ist laut Prugger aber das verschmutzte Trinkwasser und die Versorgung mit Lebensmitteln. Viele freiwillige Helfer aus anderen Landesteilen sind im Einsatz. Die Hilfslieferungen kommen je nach Region unterschiedlich gut an die Zielorte, teils mit Booten.
Zugleich steigt im knietiefen Wasser die Angst vor Krankheiten und Seuchen, denn die Flut hat auch Friedhöfe überschwemmt über überall liegen tote Fische und Vögel herum. In den Gebieten am Südufer des Dnipro auf der russisch besetzten Seite sei die Lage noch dramatischer, weil Hilfsorganisationen und Rettungskräfte kaum oder keinen Zugang hätten, so Prugger. Immer wieder gebe es Berichte, dass Menschen an der Evakuierung gehindert würden oder von russischen Soldaten keine Hilfe erhielten.
Viele arme Leute betroffen
In den überschwemmten Dörfern leben viele ältere Menschen mit kleinen Renten, die sich vor allem aus ihren Gemüsegärten und von der Fischerei ernähren. Prugger berichtet von einer 86-jährigen Frau und ihrem drei Jahre jüngeren Mann, die nach einer Woche erstmals fassungslos vor ihrem verschlammten und durchnässten Haus standen und alles verloren haben.
Wie viele andere kamen sich vorerst bei Nachbarn unter, in der Ungewissheit, ob sie jemals wieder dort wohnen können. Sie haben nicht die Mittel, woanders nochmals anzufangen und ohnehin eine schwierige Zeit hinter sich: Das besagte Ehepaar etwa lebte neun Monate unter russischer Besetzung. Noch heute ertönen die Explosionen von der knapp 50 Kilometer entfernten Frontlinie.
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