Die ukrainische Frühlingsoffensive habe begonnen, meldet Präsident Wolodimir Selenski in der jüngsten Videoansprache. Die Kämpfe seien erbittert, aber die ukrainische Armee komme voran und das sei wichtig.
Die ukrainischen Truppen greifen an insgesamt fünf Stellen der Front an, wie SRF-Auslandredaktor David Nauer berichtet: Einerseits im Osten bei der Stadt Bachmut, welche die Russen erst vor ein paar Wochen eingenommen haben. Vor allem aber werden russische Stellungen im Süden im Gebiet Saporischja ins Visier genommen.
Kleine Erfolge, erhebliche Verluste
Dabei kommen auch westliche Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zum Einsatz. Dort haben die Ukrainer nach bisherigen Kenntnissen an mindestens zwei Stellen die russischen Verteidigungslinien durchbrochen und mehrere Dörfer befreit. Aber die Ukrainer haben auch erhebliche Verluste erlitten.
Die von Selenski genannten Fortschritte sind laut Nauer entsprechend zu relativieren: So machen die Ukrainer zwar erstmals seit vergangenem Herbst wieder Gebietsgewinne und erobern besetzte Gebiete zurück. Insofern kann man von einem Erfolg sprechen.
Weiter Weg bis ans Asowsche Meer
Die Fortschritte sind aber eigentlich noch bescheiden und die Ukrainer im besten Fall bisher zehn bis maximal 15 Kilometer vorangekommen. Denn bis zum eigentlichen Ziel der Offensive, dem Asowschen Meer, sind es noch 100 Kilometer. Dazwischen liegen die wichtigsten russischen Befestigungsanlagen.
Dass die von den Ukrainern lange angekündigte Offensive nicht Knall auf Fall kam, sondern eher schleichend begonnen hat, war von der Führung wohl so geplant, wie Nauer sagt. Der Plan: Die Russen an mehreren Stellen angreifen und verwirren, damit sie ihre Reserven hastig die Front rauf- und runterschicken müssen.
Offenbar hoffen die Ukrainer, dass sie irgendwann eine Schwachstelle in den russischen Linien finden, wo sie mit aller Kraft durchstossen können: «Die wichtigsten ukrainischen Angriffstruppen sind noch gar nicht im Einsatz, sondern warten irgendwo im Hinterland auf diesen Tag X.»
Russen verteidigen geschickt
Was die russische Strategie betrifft, so haben sie ausgedehnte Verteidigungsanlagen gebaut. Gleichzeitig setzen sie vermehrt ihre Luftwaffe ein, vor allem Kampfhelikopter und Drohnen. Zugleich haben sie riesige Gebiete vermint. All das macht den Ukrainern zu schaffen.
Soweit das bisher beurteilt werden kann, verteidigen sich die Russen laut Nauer ziemlich effizient und geschickt und haben den Ukrainern erhebliche Verluste zugefügt. Auch westliches Militärmaterial wurde zerstört. «Es sieht nicht danach aus, dass die russischen Truppen demnächst kollabieren würden. Lange und sehr blutige Kämpfe sind zu erwarten.»