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Präsident Selenski braucht Geld
Aus Tagesschau vom 11.10.2024.
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Krieg in der Ukraine Die Lage in der Ukraine – die Übersicht

Die militärische Lage

In der Nacht auf Dienstag sind nach Angaben der ukrainischen Armee zwölf von 17 russischen Drohnen abgeschossen worden. Vier der nicht abgeschossenen Drohnen seien irregeleitet worden. Sie seien wahrscheinlich wegen gezielter elektronischer Störungen vom Kurs abgekommen, teilt die Luftwaffe über die Nachrichten-App Telegram mit. Demnach haben russische Kräfte auch sieben S-300/400-Raketen eingesetzt, um die Region Mykolajiw anzugreifen. Dabei sei in der Gebietshauptstadt Mykolajiw eine Frau getötet und 16 Menschen verletzt, wie Gouverneur Witalij Kim auf Telegram mitteilte.

Zwei Marschflugkörper vom Typ Ch-59 seien auf Ziele in den Regionen Tschernihiw und Sumy abgefeuert worden.

Die russischen Streitkräfte setzen die ukrainische Armee an verschiedenen Fronten schwer unter Druck. «Die Kämpfe sind besonders heftig in den Richtungen Pokrowsk und Kurachowe», teilte Präsident Wolodimir Selenski nach einer Sitzung des Oberkommandos am Montagabend in Kiew mit. Zudem stürmten russische Truppen bereits seit knapp fünf Tagen gegen ukrainische Stellungen in der westrussischen Region Kursk.

Die Ukraine habe zur Verteidigung bereits eine Million Drohnen beschafft und an die Front geliefert. «Und das nur vom Staat. Es gibt auch Lieferungen von Freiwilligen», sagte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft vom Montag.

Einschätzung des britischen Verteidigungministeriums

Russland hat nach britischer Darstellung eine eigene moderne Kampfdrohne abgeschossen. Das Gerät vom Typ S-70 «Ochotnik» (Jäger) sei vermutlich unkontrollierbar geworden und hätte nicht in gegnerische Hände fallen sollen, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Deshalb habe Russland entschieden, die Drohne zu zerstören. Die Ukraine hatte am 5. Oktober mitgeteilt, Russland habe versehentlich einen eigenen Kampfjet abgeschossen.

Die S-70 werde seit mehr als einem Jahrzehnt entwickelt, hiess es in London weiter. Dabei handele es sich um eine «Tarnkappenwaffe», die Radar und Flugabwehr durchbrechen solle. Russland habe vermutlich so lange wie möglich gewartet und die Entscheidung zum Abschuss erst getroffen, als alle anderen Möglichkeiten erschöpft waren. «Dies stellt einen weiteren kostspieligen und peinlichen Fehlschlag in der russischen Waffenentwicklung dar und wird mit ziemlicher Sicherheit zu einer Verzögerung des S-70-Programms führen.»

Diplomatie, Verhandlungen und Unterstützung

Der Gesandte von Papst Franziskus in der Ukraine, Kardinal Matteo Zuppi, ist am Montag in Moskau mit Aussenminister Sergej Lawrow zusammengetroffen. Sie haben dabei die «Zusammenarbeit im humanitären Bereich im Konflikt um die Ukraine» besprochen, teilte das Ministerium mit. Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA meldete zudem unter Berufung auf einen Insider des Vatikans, dass ein Treffen zwischen Zuppi und Patriarch Kirill möglich sei. Der Patriarch ist das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche und steht der russischen Führung nahe.

Russland hat das jährliche Atomwaffen-Manöver der Nato als ein weiteres Anheizen von Spannungen kritisiert. «Vor dem Hintergrund des Krieges, der im Ukraine-Konflikt geführt wird, führen solche Übungen nur zu einer weiteren Eskalation», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag laut der russischen Agentur Interfax. 

Die EU hat am Montag wegen der Lieferung ballistischer Raketen und Drohnen an Russland neue Sanktionen gegen den Iran verhängt. Sie betreffen die staatliche Fluggesellschaft Iran Air, Mahan Air und Saha Airlines. Iran Air darf nun keine Flugtickets mehr in der EU verkaufen. Allen drei Fluggesellschaften wird vorgeworfen, in Programme zur Lieferung von Waffen und Technologie an Russland eingebunden zu sein.

Geflüchtete und Kriegsopfer

Die Zahl der zwischen Juni und August in der Ukraine getöteten oder verletzten Zivilisten ist nach Angaben der Vereinten Nationen im Vergleich zu den drei Monaten davor um fast die Hälfte angestiegen. Von Juni bis Ende August konnte die UNO-Menschenrechtsmission in der Ukraine den Tod von mehr als 580 Zivilisten und fast 2700 Verletzten verifizieren. Die meisten von ihnen befanden sich in von der Ukraine kontrollierten Gebieten.

Im Ukraine-Krieg sind nach Recherchen der US-Zeitung «Wall Street Journal» auf beiden Seiten Hunderttausende Soldaten verletzt oder getötet worden. Die ukrainischen Truppen hätten etwa 80'000 tote und 400'000 verwundete Soldaten zu beklagen. Das berichtete die Zeitung am 17. September unter Berufung auf eine vertrauliche ukrainische Schätzung. Russland wiederum habe nach Schätzung westlicher Geheimdienste sogar 600'000 Soldaten – 200'000 Tote und 400'000 Verletzte – verloren, schrieb die US-Zeitung weiter.

Glückskette ruft zu Spenden für die Ukraine auf

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Angesichts der humanitären Krise in der Ukraine sammelt die Glückskette Spenden für die betroffene ukrainische Bevölkerung. Millionen Menschen – vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen – sind bereits geflohen und suchen Zuflucht in den Nachbarländern oder in Gebieten im Landesinnern, die von Kämpfen verschont geblieben sind. Die Glückskette unterstützt geflüchtete Menschen über ihre Partnerorganisationen innerhalb der Ukraine, den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldawien und Ungarn sowie in der Schweiz.

Spenden können unter www.glueckskette.ch oder auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Krise in der Ukraine», getätigt werden.

Die Angaben der Zeitung decken sich mit Schätzungen des britischen Verteidigungsministeriums zu Moskaus Verlusten im Krieg. Demnach sind seit Kriegsbeginn 610'000 russische Soldaten gestorben oder so schwer verwundet worden, dass sie nicht mehr einsatzfähig sind. Offiziell gibt es weder aus Kiew noch aus Moskau Angaben zu den eigenen Verlusten.

Präsident Selenski hat Ende Februar 2024 die Zahl der getöteten Soldaten seiner Streitkräfte mit 31'000 angegeben. Diese Zahl ist die erste offizielle Nennung von Opferzahlen des Militärs im seit über zwei Jahren andauernden Krieg gegen die russische Invasion. Laut den ukrainischen Streitkräften hat Russland ungefähr 671'400 Soldaten verloren (Stand 15.10.2024), was verletzte sowie getötete Soldaten beinhalten soll. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht überprüfen.

Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 hat die UNO in der Ukraine mindestens 11'973 getötete Zivilistinnen und Zivilisten registriert – darunter über 600 Kinder. Weitere 25'943 Zivilisten seien seit Beginn der russischen Invasion verletzt worden (Stand 11. Oktober 2024). Die UNO zählt nur Fälle, die sie bestätigen konnte.

6'154'000 Menschen haben seit Kriegsbeginn die Ukraine verlassen und Schutz in europäischen Ländern gesucht, weltweit sind es 6'725'300 Geflüchtete. Das teilte das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) mit (Stand: 24. September 2024). Die Zahl der Binnenflüchtlinge wird auf vier Millionen beziffert.

66'443 Personen, die wegen des Kriegs gegen die Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, haben einen Schutzstatus S. Das teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf X mit (Stand 10.10.2024).

Wie prüft SRF die Quellen in der Kriegsberichterstattung?

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Die Informationen zum Ukraine-Krieg sind zahlreich und zum Teil widersprüchlich. Die verlässlichsten Quellen sind eigene Journalistinnen und Reporter anderer Medien vor Ort, denen man vertrauen kann. Weitere wichtige Quellen sind Augenzeugen – also Menschen vor Ort, die Eindrücke vermitteln können.

Besonders zu hinterfragen sind Informationen von Kriegsparteien. Denn alle Kriegsparteien machen Propaganda – in diesem Angriffskrieg vor allem die russischen, offiziellen Quellen. Die Aussagen der Kriegsparteien ordnen wir entsprechend ein. Grundsätzlich gilt bei SRF: Je schwieriger und unzuverlässiger die Quellenlage, desto wichtiger ist Transparenz. Umstrittene Fakten und Informationen, die nicht unabhängig überprüfbar sind, werden als solche kenntlich gemacht.

Krieg in der Ukraine

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Tagesschau, 11.10.2024, 19:30 Uhr ; 

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