Russlands Angriffskrieg ist mit einem neuen Raketenschlag gegen die Ukraine weiter eskaliert. Kremlchef Wladimir Putin bestätigte, dass eine neu entwickelte russische Mittelstreckenrakete am Donnerstagmorgen die ukrainische Grossstadt Dnipro getroffen habe. Die Sprengköpfe seien nicht nuklearer Art gewesen, sagte Putin.
USA wurden kurz vor Raketeneinsatz von Moskau gewarnt
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Die US-Regierung ist von Russland kurz vor dem Einsatz einer neuen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine informiert worden. Dazu seien die zwischen Washington und Moskau vorhandenen «Kanäle zur Verringerung nuklearer Risiken» genutzt worden, sagte die stellvertretende Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh.
Es habe sich um eine ballistische Mittelstreckenrakete gehandelt, die auf dem Modell einer russischen Interkontinentalrakete vom Typ RS-26 basiere.
Putin sagte, das sei eine Reaktion darauf, dass die USA und andere Länder der Ukraine den Einsatz weitreichender Waffen gegen russisches Territorium erlaubt hätten. Er drohte nicht nur der Ukraine, sondern auch ihren Unterstützern mit möglichen Raketenangriffen.
Nach dem Angriff auf Dnipro gab es zunächst Spekulationen, ob es sich um eine Interkontinentalrakete gehandelt haben könnte. «Alle Charaktereigenschaften – Geschwindigkeit, Höhe – sind die einer Interkontinentalrakete», sagte der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski.
Wenige Stunden nach dem Raketeneinschlag in Dnipro meldete das russische Verteidigungsministerium, Russland habe zwei von der Ukraine abgefeuerte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow abgefangen. Auch hier wäre es der erste Einsatz dieser aus Grossbritannien gelieferten Waffen über Russland seit Kriegsbeginn. Die Ukraine äusserte sich nicht dazu.
Dass die Ukraine das russische Hauptquartier für die Kursk-Gegenoffensive mit britischen Marschflugkörpern angegriffen habe, teilte das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) mit. Laut ISW-Erkenntnissen sei das russisch-nordkoreanische Hauptquartier in der Stadt Marjino «erfolgreich» mit Marschflugkörpern vom Typ Storm Shadow und auch mit Kampfdrohnen attackiert worden. Bereits am Mittwoch berichteten Medien, dass die Ukraine erstmals russische Gebiete mit britischen Raketen beschossen haben soll.
Neue Fälle von erschossenen ukrainischen Kriegsgefangenen
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Ukrainische Behörden haben am Mittwochabend neue Fälle von möglichen Hinrichtungen ukrainischer Kriegsgefangener durch russische Soldaten öffentlich gemacht. Der Staatsanwaltschaft zufolge sind bereits vor gut anderthalb Wochen bei dem Ort Nowodmytriwka im ostukrainischen Gebiet Donezk zwei ukrainische Soldaten durch Russen erschossen worden. Zuvor hätten sich die beiden wehrlosen Männer nackt ausziehen müssen, schrieb die Behörde. Zudem sollen drei Verwundete an dieser Stellung im Frontabschnitt Pokrowsk getötet worden sein.
Parallel dazu informierte der Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez auf seinem Telegram-Kanal über einen weiteren Fall im russischen Gebiet Kursk, ohne Details zu nennen. Der Vorfall sei über soziale Netzwerke bekanntgeworden. Lubinez habe die Vereinten Nationen und das Internationale Rote Kreuz per Brief davon in Kenntnis gesetzt. Der ukrainische staatliche TV-Sender Freedom zeigte zu der Nachricht bei Telegram mutmasslich von einer Drohne gemachte Aufnahmen, wie gut ein Dutzend Menschen erschossen werden.
Angesichts des Drucks der vorrückenden russischen Truppen setzen die ukrainischen Behörden die Zwangsevakuierung der Region Donezk im Osten des Landes fort. In den vom ukrainischen Militär kontrollierten Teilen der Region hielten sich aktuell noch fast 324'000 Zivilisten auf, teilte die regionale Militärverwaltung am Donnerstag nach Angaben der Agentur Ukrinform mit. Die Evakuierung habe bereits Anfang August begonnen, seitdem seien knapp 1.17 Millionen Zivilisten in andere Landesteile der Ukraine gebracht worden. In der Region Donezk befinden sich die schwer umkämpften Brennpunkte Pokrowsk und Kurachowe. Dort haben russische Truppen zuletzt Geländegewinne erzielt. Die ukrainische Militärführung befürchtet weitere Rückschläge.
Der ukrainische Militärgeheimdienst teilte am Mittwoch mit, dass ein russischer Kommandoposten in der Stadt Gubkin in der russischen Region Belgorod, etwa 168 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt, «erfolgreich angegriffen» worden sei. In der Erklärung wurde nicht angegeben, wer den Angriff durchgeführt hat, wann er stattfand und welche Art von Waffe verwendet wurde.
Schweizer Munition in Ukraine
Sniper-Munition der Thuner Firma Swiss P Defence ist im Juli 2023 über eine polnische Firma in die Ukraine gelangt. Dies berichtete die Sendung «SRF Investigativ» am Donnerstag und berief sich dabei auf Angaben des Seco. Demnach handelte es sich bei der Lieferung der Swiss P Defence (ehemals Ruag Ammotec) um 645'000 Schuss Sniper-Munition von zwei verschiedenen Kalibern. Sie seien an die polnische Firma UMO SP gegangen, diese habe die Munition dann vier Tage später an die Ukraine weitergegeben.
Dieser Wiederexport verstiess gegen das Rüstungsembargo und das Prinzip der Schweiz, keine Waffenlieferungen an kriegsführende Staaten zu unterstützen. Das Seco hat dazu gegenüber SRF erklärt: «Wir können bestätigen, dass Exporte an die betroffene polnische Firma bis auf Weiteres nicht mehr bewilligt werden.» Ob die Munition in der Ukraine zum Einsatz kam, ist unklar.
Die USA haben Russlands Möglichkeiten auf den internationalen Finanzmärkten wegen des Ukraine-Kriegs noch weiter eingeschränkt. Die Regierung von Präsident Joe Biden verhängte nun am Donnerstag auch Sanktionen gegen die Gazprom-Bank, die grösste bislang von den USA noch nicht sanktionierte Bank Russlands. Sie wird damit im Grundsatz aus dem US-Bankensystem ausgeschlossen, ihr Handel mit Amerikanern unterbunden und ihr Vermögen in den USA eingefroren.
Die EU-Kommissionarbeitet an Massnahmen gegen die Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus Russland. Dieser Vorschlag sei im Einklang mit einem Beschluss der EU-Staats- und Regierungschefs, sagte EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis am Donnerstag in Brüssel. Möglicherweise richteten sich die Massnahmen auch gegen Dünger, so Dombrovskis, ohne weitere Details zu nennen.
China will Zusammenarbeit mit Russland laut Medien ausbauen
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Die Aussenminister Chinas und Russlands, Wang Yi und Sergej Lawrow, haben am Rande des G20-Gipfels in Brasilien über den Krieg in der Ukraine und die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel gesprochen. Laut chinesischer Staatsmedien bekräftigte Wang Yi Pekings Bereitschaft, die strategische Zusammenarbeit mit Russland weiter auszubauen, wie am Dienstag bekannt wurde.
Der Kreml hat Spekulationen über ein mögliches Einfrieren des Krieges zurückgewiesen. «Der Präsident (Wladimir Putin) hat bereits davon gesprochen, dass ein Einfrieren dieses Konfliktes für uns keine Option ist», sagte Sprecher Dmitri Peskow in einem Pressegespräch am Mittwoch. Moskau wolle weiterhin seine Kriegsziele erreichen.
Am Donnerstag hiess es dann, Russland zeige sich unter bestimmten Bedingungen zu Gesprächen über eine Lösung bereit. «Wir sind offen für Verhandlungen und selbstverständlich bereit, jede realistische, nicht politisierte Initiative in Betracht zu ziehen», sagt die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa. Russland werde aber nur eine Lösung in Betracht ziehen, die auf der Berücksichtigung seiner Interessen beruhe.
Geflüchtete und Kriegsopfer
Die Zahl der zwischen Juni und August in der Ukraine getöteten oder verletzten Zivilisten ist nach Angaben der Vereinten Nationen im Vergleich zu den drei Monaten davor um fast die Hälfte angestiegen. Von Juni bis Ende August konnte die UNO-Menschenrechtsmission in der Ukraine den Tod von mehr als 580 Zivilisten und fast 2700 Verletzten verifizieren. Die meisten von ihnen befanden sich in von der Ukraine kontrollierten Gebieten.
UNO-Vertreter warnt vor Massenflucht
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Angesichts zunehmender russischer Angriffe auf die Energieversorgung in der Ukraine droht nach Ansicht der Vereinten Nationen eine neue Massenflucht aus dem kriegsgeschundenen Land. Die ukrainische Zivilbevölkerung sei auch wegen nachlassender Spendenbereitschaft anfälliger in diesem Winter als in jenen zuvor, sagte Matthias Schmale, UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe in der Ukraine am Freitag.
«Wenn sie den Energiesektor erneut ins Visier nehmen, könnte dies ein Wendepunkt sein für weitere Massenbewegungen, sowohl innerhalb des Landes als auch darüber hinaus», sagt Schmale in Genf vor Journalisten. In der Ukraine gebe es derzeit bereits 3.6 Millionen Binnenvertriebene, mehr als sechs Millionen Menschen hätten das Land seit Beginn der russischen Vollinvasion am 22. Februar 2022 verlassen.
Die ukrainischen Truppen haben demnach etwa 80'000 tote und 400'000 verwundete Soldaten zu beklagen. Das berichteten Medien am 17. September unter Berufung auf eine vertrauliche ukrainische Schätzung.
Glückskette ruft zu Spenden für die Ukraine auf
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Angesichts der humanitären Krise in der Ukraine sammelt die Glückskette Spenden für die betroffene ukrainische Bevölkerung. Millionen Menschen – vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen – sind bereits geflohen und suchen Zuflucht in den Nachbarländern oder in Gebieten im Landesinnern, die von Kämpfen verschont geblieben sind. Die Glückskette unterstützt geflüchtete Menschen über ihre Partnerorganisationen innerhalb der Ukraine, den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldawien und Ungarn sowie in der Schweiz.
Spenden können unter www.glueckskette.ch oder auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Krise in der Ukraine», getätigt werden.
Präsident Selenski hat Ende Februar 2024 die Zahl der getöteten Soldaten seiner Streitkräfte mit 31'000 angegeben. Diese Zahl ist die erste offizielle Nennung von Opferzahlen des Militärs im seit über zwei Jahren andauernden Krieg gegen die russische Invasion. Russland seinerseits hat laut den ukrainischen Streitkräften ungefähr 724'050 Soldaten verloren (Stand: 19.11.2024).
Die russischen Streitkräfte erlitten laut dem britischen Generalstabschef Tony Radakin im Oktober die bisher höchsten Verluste des Krieges. Täglich habe Russland im Durchschnitt 1500 Tote oder Verwundete zu beklagen. Insgesamt könnten auch laut britischen Schätzungen auf russischer Seite bereits bis zu 700'000 Soldaten getötet oder verwundet worden sein.
Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 hat die UNO in der Ukraine mindestens 11'973 getötete Zivilistinnen und Zivilisten registriert – darunter über 600 Kinder. Weitere 25'943 Zivilisten seien seit Beginn der russischen Invasion verletzt worden (Stand: 11.10.2024).Die UNO zählt nur Fälle, die sie bestätigen konnte.
6'191'800 Menschen haben seit Kriegsbeginn die Ukraine verlassen und Schutz in europäischen Ländern gesucht, weltweit sind es 6'752'000 Geflüchtete. Das teilte das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) mit (Stand: 15.10.2024). Die Zahl der Binnenflüchtlinge wird auf vier Millionen beziffert.
66'751 Personen, die wegen des Kriegs gegen die Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, haben einen Schutzstatus S. Das teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf X mit (Stand: 7.11.2024).
Wie prüft SRF die Quellen in der Kriegsberichterstattung?
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Die Informationen zum Ukraine-Krieg sind zahlreich und zum Teil widersprüchlich. Die verlässlichsten Quellen sind eigene Journalistinnen und Reporter anderer Medien vor Ort, denen man vertrauen kann. Weitere wichtige Quellen sind Augenzeugen – also Menschen vor Ort, die Eindrücke vermitteln können.
Besonders zu hinterfragen sind Informationen von Kriegsparteien. Denn alle Kriegsparteien machen Propaganda – in diesem Angriffskrieg vor allem die russischen, offiziellen Quellen. Die Aussagen der Kriegsparteien ordnen wir entsprechend ein. Grundsätzlich gilt bei SRF: Je schwieriger und unzuverlässiger die Quellenlage, desto wichtiger ist Transparenz. Umstrittene Fakten und Informationen, die nicht unabhängig überprüfbar sind, werden als solche kenntlich gemacht.
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