Zwei zentrale Figuren der Söldner-Truppe Wagner sind auf einen Schlag aus dem Spiel, selbst wenn sich der Tod der beiden bis auf Weiteres nicht endgültig bestätigen lassen sollte. Für die Truppe selbst ändere sich kaum viel, sagt Stefan Meister, Russland-Experte bei der deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik und Spezialist für hybride Kriegsführung.
Was bedeutet für Wagner der mutmassliche Tod der Anführer Prigoschin und Utkin?
Die Transformation von Wagner hat bereits nach dem Coup von Prigoschin im Juni begonnen. Die Truppen wurden stärker in die Kommandostrukturen des russischen Militärs integriert. Sie sollten neue Aufgaben übernehmen, beziehungsweise sich auf Afrika konzentrieren und aussereuropäische Dienste für den russischen Staat leisten. Für Wagner ist das ein Einschnitt. Um mehr Kontrolle über Wagner zu erhalten, musste man Prigoschin und Utkin aber loswerden.
Es sind Vertragssoldaten, die für Geld in den Krieg ziehen. Wer das Sagen hat, wer den Auftrag gibt und woher das Geld kommt, ist ihnen letztlich egal.
Eingliederung in die russischen Streitkräfte – lassen die Wagner-Söldner das mit sich machen?
Die Söldner werden nur in die Kommandostrukturen eingegliedert und dem Generalstab unterstellt. Sie bleiben eine Truppe mit besonderen Aufgaben und eigenen Strukturen. Es sind Vertragssoldaten, die für Geld in den Krieg ziehen. Wer das Sagen hat, wer den Auftrag gibt und woher das Geld kommt, ist ihnen letztlich egal. Das meiste Geld kam schon bisher vom russischen Staat. Trotz einer gewissen Wut wird es aber keine Rebellion oder einen weiteren Marsch auf Moskau geben.
Welche Rolle spielten die Wagner-Truppen militärisch nach dem Aufstand vom Juni in der Ukraine noch?
Keine entscheidende mehr. Der Aufstand hatte ja auch damit zu tun, dass man Wagner nach massiven Verlusten aus der Ukraine abgezogen hat und vor allem in Afrika einsetzen wollte. Das ganze Businessmodell von Wagner wurde durch den Krieg in der Ukraine infrage gestellt. Die Truppen, die ursprünglich ausserhalb der regulären Truppen inoffiziell für den russischen Staat kämpften, sind so nicht mehr wichtig.
Das ‹Modell Wagner› und die Marke wird man wohl erhalten, weiterentwickeln und möglicherweise sogar ausbauen.
Russland ist es heute egal, ob man merkt, wer dahintersteckt. Mit dem «Modell Wagner» wurde zugleich Strukturen in Afrika und im Nahen Osten aufgebaut, die für Russland, das russische Business und bestimmte Eliten wichtig sind. Dieses Modell und die Marke Wagner wird man wohl erhalten, weiterentwickeln und möglicherweise sogar ausbauen.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.