- Vor dem Hauptquartier der sudanesischen Armee in Khartum sind fünf Demonstranten und ein Armeeoffizier durch Schüsse getötet worden.
- Kurz zuvor hatten sich der Militärrat und die Protestbewegung über eine Regierung geeinigt.
- Nach den Todesfällen kam es erneut zu Protesten. Dutzende Menschen demonstrierten gegen den amtierenden Militärrat
Einige blockierten die Strassen mit brennenden Reifen. «Beschütze deine Heimat oder bereite dich darauf vor, zu sterben», riefen sie. Augenzeugen zufolge wurden Soldaten in der Stadt eingesetzt.
Täter unbekannt
Zu den Einzelheiten der Tat werden unterschiedliche Angaben gemacht. So erklärte der Militärrat bei einer Pressekonferenz am späten Abend, einige Bewaffnete hätten sich heimlich unter die Demonstranten gemischt.
Vertreter der Protestbewegung sagten dagegen, Mitglieder einer Miliz, die dem gestürzten Regime des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir nahe stehe, hätten durch Schüsse «den Durchbruch bei den Verhandlungen stören» wollen.
Regierung aus Zivilisten und Militärs
Wenige Stunden zuvor hatten Militärs und Demonstranten eine Einigung im Streit um die künftige Regierung des Landes bekanntgegeben. Als neues Regierungsgremium solle ein Rat aus «militärischen und zivilen Vertretern» gebildet werden, sagte ein Sprecher der Protestbewegung der Nachrichtenagentur AFP. Staatschef al-Baschir ist derweil wegen Beteiligung an der Ermordung von Demonstranten angeklagt worden, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte.
Die Armee hatte den drei Jahrzehnte lang autoritär herrschenden al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten am 11. April gestürzt. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde zunächst ein Militärrat eingesetzt – die Protestbewegung sah in diesem Gremium jedoch eine Fortsetzung der Regierung al-Baschirs.
Knackpunkte bei einer Einigung sind vor allem, wie genau die Machtbalance zwischen Militär und Zivilisten gestaltet wird und wie lange die Übergangsphase dauern soll.