- Rund hundert Aktivisten der Demokratiebewegung harren weiter in der von Sicherheitskräften eingekesselten Polytechnischen Universität in Hongkong aus.
- Regierungschefin Carrie Lam hat die Demonstranten aufgefordert, die dreitägige Besetzung des Geländes friedlich zu beenden.
In Hongkong spitzt sich die Lage vor der von Demonstranten besetzten Hochschule weiter zu. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam forderte die Demonstranten auf, sich zu ergeben.
In ihrer ersten öffentlichen Erklärung zur Besetzung der Polytechnischen Universität sagte sie, dass die «Demonstranten, einschliesslich natürlich der Randalierer, die Gewalt stoppen, die Waffen abgeben und friedlich herauskommen und die Anweisungen der Polizei entgegennehmen müssen».
Gewalt und Gegengewalt
Die noch rund hundert Demonstranten hatten versucht mit Pfeil und Bogen, Molotowcocktails und Steinschleudern Polizisten abzuwehren. In der Nacht zum Montag legten sie Feuer am Haupteingang, um ein Eindringen der Sicherheitskräfte zu verhindern.
Schliesslich versuchten Demonstranten, die Polizeiabsperrungen rund um die Universität zu durchbrechen und zu fliehen, wurden jedoch zunächst mit Tränengas zurückgedrängt. Die Beamten nahmen dutzende Menschen fest, teilweise schlugen sie mit Schlagstöcken auf die am Boden liegenden Demonstranten ein. Gemäss Regierung haben inzwischen rund 600 Studenten das Gelände verlassen.
Bangen um freiheitliche Rechte
Schon seit fünf Monaten laufen die Demonstrationen gegen die Regierung, gegen das als brutal empfundene Vorgehen der Hongkonger Polizei und gegen den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung. Wegen der Unruhen blieben am Dienstag auch die Schulen und Kindergärten weiter geschlossen.
Die Universitäten der früheren britischen Kronkolonie hatten sich vergangene Woche zu neuen Brennpunkten der Proteste entwickelt. Daraufhin wurden die Studenten vorzeitig in die Semesterferien geschickt. An der Polytechnischen Universität waren die Auseinandersetzungen am Wochenende eskaliert.
Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie unter chinesischer Souveränität autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger geniessen – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik – viele Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit, um die sie jetzt aber fürchten.