- In Frankreich haben Zehntausende Menschen ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt und sich zu Kundgebungen versammelt.
- Alleine in Paris meldeten die Behörden über 100'000 Teilnehmende. Landesweit sollen es über 180'000 gewesen sein.
- Bei den Demonstrationen waren auch zahlreiche Politikerinnen und Politiker anwesend. Nicht dabei war Präsident Emmanuel Macron.
Nach Angaben des Regierungssitzes Matignon sollen bei den landesweiten Demonstrationen über 30 Ministerinnen und Minister präsent gewesen sein. Davon waren mehr als 20 der Abgeordneten in Paris unterwegs, wie auch Premierministerin Élisabeth Borne, deren jüdischer Vater in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert worden war.
Auch die Ex-Präsidenten François Hollande und Nicolas Sarkozy waren präsent sowie ehemalige Regierungschefs. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron nahm an der Kundgebung in Paris nicht teil. Er meldete sich am Samstag in einem offenen Brief an die Französinnen und Franzosen zu Wort.
Polemik im Vorfeld
Insgesamt sollen laut Medienberichten landesweit 70 Veranstaltungen stattgefunden haben. In Paris nahmen 105'000 Menschen teil, wie die Sender BFMTV und TF1 unter Berufung auf die Präfektur berichteten. In Lyon und Nizza wurden Medienberichten zufolge jeweils bis zu 3000 Teilnehmer gezählt. In Strassburg sollen zwischen 5000 und 7000 Menschen auf die Strasse gegangen sein. Nach Angaben des Innenministeriums sollen alleine in Paris über 3000 Sicherheitskräfte im Einsatz gewesen sein.
An der Kundgebung, die von der Präsidentin der Nationalversammlung, Yaël Braun-Pivet, und des Präsidenten des Senats, Gérard Larcher, initiiert wurde, nahm auch die extreme rechte Marine-Le-Pen-Partei «Rassemblement National» (RN) teil.
Die Teilnahme des «Rassemblement National» sorgte im Vorfeld für Polemik. Aus Protest blieb die Linkspartei «La France insoumise» (LFI) der Demonstration in Paris fern und organisierte am Morgen eine Kranzniederlegung am Vélodrome d'Hiver – der ehemaligen Radsporthalle –, die von jüdischen Demonstrierenden unterbrochen wurde.
Im Vélodrome d'Hiver fand im Juli 1942 die grösste Massenverhaftung von Jüdinnen und Juden in Frankreich statt. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober haben die Kontroversen um die politische Haltung der LFI zugenommen, die die Bezeichnung der Hamas als Terrororganisation ablehnt.
In einem am Samstag in der Zeitung «Le Parisien» veröffentlichten Brief warnte Macron vor der Spaltung des Landes und forderte die Franzosen auf, sich gegen das «unerträgliche Wiederaufleben des ungezügelten Antisemitismus» zu wehren. «Ein Frankreich, in dem die Franzosen aufgrund ihrer Religion oder Herkunft Angst haben, ist nicht Frankreich», heisst es darin. Laut Macron sind seit einem Monat mehr als Tausend antisemitische Taten begangen worden – dreimal mehr Hasshandlungen als im gesamten vergangenen Jahr.