Es sei so gut wie sicher, dass es Leben im Weltall gebe, sind viele Forschende überzeugt. Und eine Kontaktaufnahme sei nur eine Frage der Zeit. Wer wie antworten sollte, beschäftigt Forscher John Elliott.
SRF News: Was macht Sie so sicher, dass es Leben im Weltall gibt?
John Elliott: Die technologische Entwicklung läuft rasend schnell. Mit ständig leistungsfähiger werdenden Teleskopen entdecken wir immer neue Planeten, die alles aufweisen, was es braucht, damit es dort Leben geben kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir Leben im All entdecken werden – sei es durch ein Signal, das wir empfangen oder durch visuelle Eindrücke, die Rückschlüsse auf Leben zulassen.
Rechnen Sie damit, dass Ausserirdische uns besuchen werden?
Nein. Warum sollten sie? Wir Menschen sind nichts Spezielles. Und wir sind nicht das Zentrum des Universums. Allein in unserer Galaxie gibt es sechs Milliarden erdähnliche Planeten. Und unsere Erde ist nicht die am besten geeignete, um darauf zu leben. Warum sollten andere Lebewesen zu uns kommen wollen?
Wahrscheinlicher scheint also, dass wir ein Lebenszeichen erhalten werden. Sie arbeiten an einer Entschlüsselungsmethode. Wie genau?
Als Computerwissenschaftler habe ich über 60 menschliche Sprachen sowie Kommunikationstechniken von Tieren analysiert und festgestellt, dass sie gemeinsame Grundmuster aufweisen. Dieses Raster möchte ich über ein Signal legen, sofern wir denn eines empfangen und zweifelsfrei als Botschaft festmachen können.
Vor zwei Jahren haben Sie an der Universität St Andrews eine Plattform ins Leben gerufen, den sogenannten Seti-Post-Detection-Hub. Was ist das?
Seti ist eine Abkürzung für die Suche nach ausserirdischem Leben beziehungsweise ausserirdischer Intelligenz. Der Post-Detection-Hub ist eine Plattform, die Forschende aus verschiedensten Richtungen und Ländern zusammenbringt, um einen Leitfaden zu entwickeln, was getan werden müsste, wenn wir ausserirdisches Leben entdecken oder ein Signal empfangen würden.
Wozu braucht es einen solchen Leitfaden?
Um sicherzustellen, dass klar gesagt wird, was wir entdeckt haben – und zwar vertrauenswürdig und für alle Kulturen nachvollziehbar. Und dies ungeachtet davon, wer die Entdeckung gemacht hat. Denn es beträfe die ganze Menschheit gleichermassen.
Wer sollte die Entdeckung bekannt machen und dann die nächsten Schritte einleiten?
Idealerweise eine breit akzeptierte, internationale Organisation. Die Vereinten Nationen zum Beispiel. Denn die Gefahr wäre gross, dass eine schlechte, lückenhafte Informierung der Weltöffentlichkeit Panik auslösen würde.
Allen leuchtet ein, dass es zu riskant wäre, nicht für die Entdeckung von Leben im All vorbereitet zu sein.
Es gäbe auch das Risiko, dass es ein Gerangel gäbe zwischen den Grossmächten, wer nun das Sagen hätte – und allenfalls eine Antwort ins All senden sollte.
Wie weit sind Sie mit Ihrem Leitfaden?
Wir hoffen, dass wir ihn im nächsten Jahr publizieren können.
Stehen Sie in Kontakt mit Weltraumbehörden?
Ja. Die britische Weltraumbehörde ist interessiert an unserer Arbeit und möchte uns unterstützen. Wie genau, ist noch unklar. Auch die Forschungsstelle der Europäischen Kommission hat uns im letzten Jahr zu einem Gedankenaustausch eingeladen. Unsere Arbeit wird ernst genommen. Allen leuchtet ein, dass es zu riskant wäre, nicht für die Entdeckung von Leben im All vorbereitet zu sein. Dies wäre ein epochales Ereignis, das unsere Zeitrechnung in ein Davor und ein Danach teilen würde.
Rechnen Sie damit, dass Sie dies erleben werden?
Ich wäre begeistert. Es wäre die Krönung meiner Arbeit. Ob ich's erleben werde? Schön wär’s.
Das Gespräch führte Michael Gerber.