- An den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 sind insgesamt drei Lecks entdeckt worden.
- Die Ursache für die Lecks ist unklar. Laut den Regierungschefinnen von Dänemark und Schweden handelt es sich «wahrscheinlich um Sabotage».
- Mehrere deutsche Politiker vermuten Russland hinter einem möglichen Sabotageakt.
Die Informationslage sei unvollständig, aber es seien zwei Explosionen identifiziert worden, die drei Lecks verursacht hätten, erklärte Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Dienstagabend. Es handle sich «wahrscheinlich um Sabotage».
Zuvor hatte auch die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen von «absichtlichen Handlungen» gesprochen. Die Vorfälle hätten sich in internationalen Gewässern ereignet. Die Frage eines Angriffs auf schwedischem oder dänischem Territorium stelle sich daher nicht.
Der deutsche Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter geht davon aus, dass die Lecks auf einen Sabotageakt Russlands zurückzuführen seien. Aus sicherheitspolitischer Perspektive diene ein solcher Sabotageakt der Abschreckung und Bedrohung, sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, vermutet ebenfalls Russland hinter dem möglichen Sabotageakt.
Auch die Ukraine macht Russland für die Lecks verantwortlich, Präsidenten-Berater Mychajlo Podoljak spricht auf Twitter von einem «von Russland geplanten Terrorakt gegen die EU».
Die Betreiber der Gaspipeline Nord Stream 1 mit Sitz in Zug wollen über die Ursache des Druckabfalls in der Pipeline nicht spekulieren. Man sei an Abklärungen: «Wir mobilisieren nun die notwendigen Ressourcen, auch in Zusammenarbeit mit Behörden», sagte der Mediensprecher von Nord Stream AG, Dmitry Smirnov, auf Nachfrage von SRF. Von einem Schiff aus würden mit Unterwassergeräten die Pipelines in 70 Metern Tiefe untersucht.
Am Abend informierte Nord Stream auf seiner Website, dass der Druckabfall durch ein Gasleck in beiden Leitungen der Gaspipeline verursacht worden sei, was darauf hinweise, dass die Pipeline beschädigt sei. Man habe die Küstenwache über den Vorfall informiert. Ein Zeitrahmen für die Wiederherstellung der Anlagen sei nicht abzuschätzen, so die Nord Stream AG.
Ein Mediensprecher des anderen Pipeline-Unternehmens Nord Stream 2 sagte am Montag, man könne keine Aufträge zur Aufklärung der Beschädigung erteilen. Wegen der Sanktionen seien Gelder eingefroren, man habe kein Personal.
Sperrzone eingerichtet
Wegen der Lecks haben die schwedische und die dänische Seebehörde eine Sicherheitszone von fünf Seemeilen um die Schadenstellen eingerichtet. Es entweichen enorme Mengen Gas aus der Pipeline in die Ostsee. Allein die Nord Stream-2-Pipelines waren, obwohl sie nie in Betrieb gegangen sind, mit 177 Millionen Kubikmeter Gas gefüllt gewesen.
Nach Angaben der dänischen Energiebehörde können Schiffe wegen des Gases den Auftrieb verlieren, wenn sie in das Gebiet hineinfahren. Zudem bestehe möglicherweise eine Entzündungsgefahr. Ausserhalb der Zone gebe es keine Gefahr, auch nicht für die Einwohner von Bornholm und der kleinen Nachbarinsel Christiansø.
Der Druckabfall in den Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 war am Montag aufgetreten. Deutsche und dänische Behörden wiesen darauf hin, dass die Vorfälle keine Auswirkung auf die Gasversorgung hätten, da die Leitungen zuletzt nicht für den Gasimport benutzt worden seien.