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Frankreich: Prozess um Ermordung von Lehrer Samuel Paty gestartet
Aus Rendez-vous vom 04.11.2024. Bild: Reuters/Sarah Meyssonnier
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Lehrer brutal ermordet Mutmassliche Terror-Unterstützer in Paris vor Gericht

Vor vier Jahren wurde der Lehrer Samuel Paty von einem Islamisten geköpft. Jetzt stehen mutmassliche Komplizen vor Gericht.

Darum geht es: Am 16. Oktober 2020 tötete und enthauptete ein islamistisch motivierter Angreifer den Lehrer Samuel Paty nahe seiner Schule in einem Pariser Vorort. Die Polizei erschoss den 18-jährigen Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln kurz nach der Tat. Der grausame Mord traf das durch Terror ohnehin traumatisierte Frankreich ins Mark. Jetzt beginnt vor einem Schwurgericht in Paris der Prozess gegen sieben Männer und eine Frau, die den Angreifer teils unmittelbar bei der Vorbereitung der Bluttat unterstützt haben sollen.

Angriff auf das Selbstverständnis der Franzosen

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Legende: Das Medieninteresse am Prozess ist gross – hier spricht der Anwalt der Opferfamilie. Keystone/Christophe Petit Tesson

«Der Prozess ist in den französischen Medien heute ein grosses Thema», sagt SRF-Auslandredaktor Philipp Scholkmann. Grund sei einerseits die Abscheulichkeit der Tat und andererseits die Vorstellung, dass Lehrpersonen in Ausübung ihres Berufes in Frankreich hingerichtet werden könnten.

Thema bei der Diskussion ist auch das strikte Prinzip der Trennung von Religion und Staat («Laïcité»): Demnach ist die Schule jener Ort, an dem die neue Generation eingeschworen wird auf die Werte der französischen Republik. «Festzustellen, dass ausgerechnet dieser Ort frontal angegriffen werden kann, beschäftigt viele Menschen in Frankreich», so Scholkmann.

Die Umstände der Tat: Der barbarische Angriff auf den Lehrer vor vier Jahren wurde als islamistisch motivierter Terrorakt eingestuft und löste international Entsetzen aus. Vor der Tat in Conflans-Sainte-Honorine war im Internet gegen den Lehrer gehetzt worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte – eine soll Mohammed nackt gezeigt haben. Diese Hetze soll den radikalisierten Angreifer zu seiner Tat angetrieben haben.

Die Angeklagten: Vor Gericht stehen nun acht Erwachsene, darunter zwei Freunde des Täters, die laut Anklage in dessen Pläne eingeweiht waren. Beide sollen ihn beim Kauf von Waffen begleitet und einer soll ihn auch zum Tatort gefahren haben. Ihnen wird Beihilfe zu einem terroristischen Mord angelastet. Angeklagt ist auch der Vater der Schülerin, die die Anschuldigungen gegen Paty in Umlauf gebracht haben soll. Weiter steht ein Mann vor Gericht, der Videos dazu in soziale Netzwerke gestellt haben soll. Sie müssen sich wegen Bildung einer kriminellen terroristischen Vereinigung verantworten.

Ein Mann spricht mit zwei uniformierten Sicherheitskräften in einem Gebäude.
Legende: Grosses Sicherheitsaufgebot und rigorose Kontrollen am Prozess gegen die acht mutmasslichen Terror-Unterstützer in Paris. Keystone/Christophe Petit Tesson

Weitere Schuldige verurteilt: Vor knapp einem Jahr waren in einem separaten Prozess bereits sechs Schüler für ihre Beteiligung an dem dramatischen Vorlauf verurteilt worden, der in der Bluttat mündete. Fünf von ihnen erhielten Bewährungsstrafen. Ein Schüler wurde zu einem halben Jahr Haft verurteilt. Sie halfen dem Attentäter unmittelbar vor der Tat dabei, den Lehrer zu identifizieren. Eine damals 13-jährige Schülerin, die mit einer falschen Anschuldigung den Auslöser für die Tat gab, erhielt 18 Monate Haft auf Bewährung.

Nachahmungstat: Alte Wunden rissen in Frankreich im vergangenen Jahr auf, als es fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Angriff auf Paty abermals zu einer tödlichen Attacke auf einen Lehrer kam. Am 13. Oktober 2023 erstach in einer Schule im nordfranzösischen Arras ein islamistisch radikalisierter 20-Jähriger einen Lehrer. Auch hier stammte der Angreifer aus Tschetschenien. Wie schon bei der brutalen Attacke auf Paty sah Frankreich sein säkulares Staatswesen angegriffen und insbesondere eine tragende Säule davon, das nationale Bildungswesen.

Rendez-vous, 4.11.2024, 12:30 Uhr ; 

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