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Ist Maduro noch am stärkeren Hebel?
Aus HeuteMorgen vom 24.01.2019.
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Machtkampf in Venezuela «Guaidó will auf jeden Fall einen Machtwechsel herbeiführen»

Parlamentspräsident Juan Guaidó hat sich in Venezuela selbst zum Präsidenten ernannt. Was sein Ziel ist, erklärt SRF-Südamerikakorrespondent Ulrich Achermann:

Ulrich Achermann

Südamerika-Korrespondent, SRF

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Ulrich Achermann ist seit 2003 SRF-Korrespondent und berichtet über alle Länder Südamerikas. Er lebt in Santiago de Chile.

SRF News: Was bezweckt Juan Guaidó damit, dass er sich zum Übergangs-Staatschef erklärt?

Ulrich Achermann: Er will auf jeden Fall einen Machtwechsel herbeiführen. Dass diese Fakten von der Regierungsseite und vom Militär nicht anerkannt werden, ist völlig normal. Aber Guaidó hat natürlich schon die Unterstützung von den Vereinigten Staaten und auch von vielen lateinamerikanischen Ländern. Und insofern ist offen, wie dieser Machtkampf ausgehen wird.

Die Aktion wird als Verschwörung der Vereinigten Staaten dargestellt.

Das Militär hat sich zunächst einmal für Maduro ausgesprochen, also gegen Guaidó. Es bleibt abzuwarten, auf welche Seite das Pendel ausschlägt, wenn das Militär – das ist der entscheidende Faktor – eine Entscheidung treffen wird. Die kommenden Tage werden zeigen, wie es sich entwickelt. Es ist denkbar, dass Juan Guaidó verhaftet wird, dass man ihn aus dem Verkehr zieht. Das geht aber nicht mehr so einfach, nachdem sich viele Länder auf seine Seite gestellt haben.

Sie sagen, das Militär sei der entscheidende Faktor. Ist der Druck der Menschen, die auf die Strasse gegangen sind, noch nicht gross genug?

Die Menschen gehen in sehr grosser Zahl auf die Strasse. Das hat man seit Jahren in Venezuela nicht mehr gesehen. Nur ist die Macht auf der Seite der wirklich Mächtigen gross genug, um das erst einmal auszublenden. Das wird alles als Verschwörung der Vereinigten Staaten dargestellt. Deshalb wurden ja auch letztlich die diplomatischen Beziehungen zu den USA abgebrochen.

Das Land befindet sich in einer beispiellosen Krise, rund 3 Millionen Menschen sind schon geflohen, die Wirtschaft ist am Boden. Wie gross ist der Rückhalt von Nicolas Maduro?

Er hat in der Bevölkerung wenig Rückhalt. Die Mehrheit der Menschen hält nicht mehr viel von dieser Regierung. Das heisst aber nicht, dass sie sich davon lösen würden. Es ist ja so, dass die Regierung Lebensmittelpakete verteilt und im Gegenzug die politische Gefolgschaft einfordert. Es gibt in den Armenvierteln von Venezuela eine politisch und soziale Kontrolle und die Menschen haben gar nicht so viel Bewegungsfreiheit.

Guaidó ist ein relativ neues Gesicht in Venezuelas Politik. Er ist erst seit zwei Wochen Parlamentspräsident. Wie gross ist das Vertrauen der Bevölkerung in ihn?

Guaidó hat für einen Überraschungseffekt gesorgt, indem er sich selber zum Präsidenten proklamiert hat. Nun kommt es darauf an, wie dieser Showdown letztlich aussehen wird, ob Guaidó durchhält. Er hat wie erwähnt auch Unterstützung aus dem Ausland. Aber wie viel Vertrauen ihm die Leute entgegenbringen, das muss sich noch zeigen. Ich habe den Eindruck, dass Guaidó sich schon heute etwas Neues wird einfallen lassen müssen, einen neuen Überraschungseffekt produzieren muss. Sonst legt sich der ganze Enthusiasmus, den man in Venezuela jetzt ein bisschen gesehen hat, wieder.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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