- Sudans Armee hat den Langzeit-Präsidenten Omar Hasan al-Baschir zum Rücktritt gezwungen. Gemäss Verteidigungsminister wurde er festgenommen.
- Die Streitkräfte würden nun für eine Übergangszeit von zwei Jahren die Macht im Land übernehmen, sagte Verteidigungsminister Awad Ibn Auf.
- Der Geheimdienst kündigte unterdessen die Freilassung aller politischen Gefangenen an.
Omar al-Baschir: nach drei Jahrzehnten abgesetzt
-
Bild 1 von 10. Drei Jahrzehnte lang sass Sudans Präsident Omar al-Baschir fest im Sattel. Seine autoritäre Herrschaft prägten Gewalt und Konflikte. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 2 von 10. Doch nun sind ihm die Massenproteste der Bevölkerung, die seiner Herrschaft und der wirtschaftlichen Missstände im Land überdrüssig geworden ist, zum Verhängnis geworden. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 3 von 10. Al-Baschir hatte eine lange Karriere im Militär: rechts im Bild als Brigadier. 1989 putschte er sich an der Spitze einer Gruppe von Offizieren unblutig an die Macht. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 4 von 10. Seinen Ruf als brutaler Diktator erhielt Al-Baschir vor allem auch durch den Darfur-Konflikt. Dieser brach 2003 im Westen des Landes zwischen Volksgruppen, die mehr politische Mitbestimmung forderten, und der Regierung in der Hauptstadt Khartum aus. Bild: Rebellen der Sudan Liberation Army im Training. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 5 von 10. Schätzungsweise 300'000 Menschen wurden im Darfur-Konflikt getötet und Millionen vertrieben. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 6 von 10. Am 14. Juli 2008 kündigte der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH) in Den Haag, Luis Moreno Ocampo, einen Haftbefehl gegen Al-Baschir wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen im Darfur-Konflikt an. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 7 von 10. Der Internationale Strafgerichtshof erliess zwei Haftbefehle gegen Al-Baschir. Aber diese schienen ihm nichts auszumachen. Er reiste zum Beispiel nach China oder in den Iran. Aus Nigeria musste er allerdings vorzeitig abreisen, nachdem dortige Menschenrechtsaktivisten vor Gericht gegangen waren, um seine Verhaftung zu erwirken. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 8 von 10. 2014 teilte die Chefanklägerin Fatou Bensouda dem UNO-Sicherheitsrat mit, dass sie ihre Ermittlungen mangels Aussicht auf Erfolg einstellen müsse. Denn die afrikanischen Staaten, die Al-Baschir nach der Ausstellung des internationalen Haftbefehls bereist hatte, waren nicht bereit, diesen zu vollstrecken. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 9 von 10. Al-Baschir steht als Präsident auch für eine weitere Islamisierung des Landes, was die Konflikte mit christlichen und animistischen Sudanesen im Süden des Landes sowie in der Provinz Darfur verschärfte. Bild: Unterricht in einer islamischen Schule. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 10 von 10. Al-Baschir habe auch in Teilen der Bevölkerung viel Sympathie gehabt, erklärt Sudan-Expertin Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik aus Berlin. «Er hat sich immer als Teil des Volkes dargestellt.» 2009 tanzt der Präsident in südsudanesischer Tracht mit Speer. Bildquelle: Keystone.
Im Sudan ist es zu einem Militärputsch gegen Präsident Omar Hasan al-Baschir gekommen. Nach monatelangen Protesten zwang die Armee das seit 30 Jahren autokratisch regierende Staatsoberhaupt zum Rücktritt, wie aus Regierungskreisen verlautete. Der 75-jährige Al-Baschir sei in Haft.
Am Morgen hatten Medien zunächst den Rücktritt Al-Baschirs vermeldet. Erst mit der TV-Ansprache von Verteidigungsminister Awad Ibn Auf am frühen Nachmittag ist deutlich geworden, dass der Rücktritt auf Druck der Armee erfolgt ist.
Nach Angaben von Awad Ibn Auf übernehmen ab sofort die Streitkräfte die Macht im Land. Es werde eine von den Streitkräften geführte Übergangszeit von zwei Jahren geben, sagte er in einer Fernsehansprache. In der Hauptstadt Khartum feierten Tausende Demonstranten den Sturz Al-Baschirs.
«Er ist gestürzt, wir haben gewonnen»
Der Geheimdienst kündigte der amtlichen Nachrichtenagentur Suna zufolge die Freilassung aller politischen Gefangenen an. Das Hauptgebäude von Al-Baschirs Islamischer Bewegung, aus der sich die regierende Nationale Kongresspartei rekrutiert, wurde von den Streitkräften gestürmt, wie ein Reuters-Reporter berichtete.
Um das Verteidigungsministerium, auf dessen Gelände sich Baschirs Residenz befindet, und an Verkehrsknotenpunkten der Hauptstadt formierten sich Soldaten. Vor dem Ministerium und in den Strassen versammelten sich Tausende Regierungsgegner, die skandierten: «Er ist gestürzt, wir haben gewonnen.»
Der Sudan leidet unter Wirtschaftskrise
Seit Monaten demonstrieren Zehntausende Menschen gegen den autoritären Staatschef Al-Baschir, der das Land im Nordosten Afrikas seit drei Jahrzehnten mit harter Hand regiert.
Ausgelöst wurden die Demonstrationen durch die schwere Wirtschaftskrise, in der sich der Sudan seit Jahren befindet. Doch die Proteste richteten sich zunehmend gegen den 75 Jahre alten Präsidenten selbst. Dieser versuchte zunächst gegenzusteuern: Im Februar verhängte Al-Baschir einen Ausnahmezustand, löste seine Regierung und die der Bundesstaaten auf und erklärte, er würde als Chef der Regierungspartei zurücktreten. Dies entschärfte die Lage aber nicht.
Sicherheitskräfte gingen teilweise mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vor und töteten einem Ärzteverband zufolge mindestens 21 Menschen. Dabei stellten sich offenbar auch Teile der Streitkräfte auf die Seite der Demonstranten und lieferten sich Schusswechsel mit Sicherheitskräften.