- Sudans Armee hat den Langzeit-Präsidenten Omar Hasan al-Baschir zum Rücktritt gezwungen. Gemäss Verteidigungsminister wurde er festgenommen.
- Die Streitkräfte würden nun für eine Übergangszeit von zwei Jahren die Macht im Land übernehmen, sagte Verteidigungsminister Awad Ibn Auf.
- Der Geheimdienst kündigte unterdessen die Freilassung aller politischen Gefangenen an.
Im Sudan ist es zu einem Militärputsch gegen Präsident Omar Hasan al-Baschir gekommen. Nach monatelangen Protesten zwang die Armee das seit 30 Jahren autokratisch regierende Staatsoberhaupt zum Rücktritt, wie aus Regierungskreisen verlautete. Der 75-jährige Al-Baschir sei in Haft.
Am Morgen hatten Medien zunächst den Rücktritt Al-Baschirs vermeldet. Erst mit der TV-Ansprache von Verteidigungsminister Awad Ibn Auf am frühen Nachmittag ist deutlich geworden, dass der Rücktritt auf Druck der Armee erfolgt ist.
Nach Angaben von Awad Ibn Auf übernehmen ab sofort die Streitkräfte die Macht im Land. Es werde eine von den Streitkräften geführte Übergangszeit von zwei Jahren geben, sagte er in einer Fernsehansprache. In der Hauptstadt Khartum feierten Tausende Demonstranten den Sturz Al-Baschirs.
«Er ist gestürzt, wir haben gewonnen»
Der Geheimdienst kündigte der amtlichen Nachrichtenagentur Suna zufolge die Freilassung aller politischen Gefangenen an. Das Hauptgebäude von Al-Baschirs Islamischer Bewegung, aus der sich die regierende Nationale Kongresspartei rekrutiert, wurde von den Streitkräften gestürmt, wie ein Reuters-Reporter berichtete.
Um das Verteidigungsministerium, auf dessen Gelände sich Baschirs Residenz befindet, und an Verkehrsknotenpunkten der Hauptstadt formierten sich Soldaten. Vor dem Ministerium und in den Strassen versammelten sich Tausende Regierungsgegner, die skandierten: «Er ist gestürzt, wir haben gewonnen.»
Der Sudan leidet unter Wirtschaftskrise
Seit Monaten demonstrieren Zehntausende Menschen gegen den autoritären Staatschef Al-Baschir, der das Land im Nordosten Afrikas seit drei Jahrzehnten mit harter Hand regiert.
Ausgelöst wurden die Demonstrationen durch die schwere Wirtschaftskrise, in der sich der Sudan seit Jahren befindet. Doch die Proteste richteten sich zunehmend gegen den 75 Jahre alten Präsidenten selbst. Dieser versuchte zunächst gegenzusteuern: Im Februar verhängte Al-Baschir einen Ausnahmezustand, löste seine Regierung und die der Bundesstaaten auf und erklärte, er würde als Chef der Regierungspartei zurücktreten. Dies entschärfte die Lage aber nicht.
Sicherheitskräfte gingen teilweise mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vor und töteten einem Ärzteverband zufolge mindestens 21 Menschen. Dabei stellten sich offenbar auch Teile der Streitkräfte auf die Seite der Demonstranten und lieferten sich Schusswechsel mit Sicherheitskräften.