- Der frühere Papst Benedikt XVI. hat an seinen Nachfolger Franziskus appelliert, das Eheverbot für Priester nicht zu lockern.
- Der Appell findet sich in einem Buch, das Benedikt mit dem erzkonservativen Kardinal Robert Sarah verfasst hat.
- Aus dem Werk veröffentlichte die französische Zeitung «Le Figaro» vorab Auszüge.
«Ich kann nicht still bleiben», schreibt Benedikt zum Zölibat in dem Buch. Vatikan-Experten reagierten verblüfft darauf, dass Benedikt öffentlich Stellung zu Angelegenheiten seines Nachfolgers bezieht.
Der Experte Iacopo Scaramuzzi etwa schrieb auf Twitter, die Kohabitation, also das Zusammenleben, von früherem und derzeitigem Papst sei schwierig, wenn der Amtsvorgänger sein Versprechen nicht einhalte, «sich zu verbergen und zu gehorchen».
Lockerung wegen Personalmangels
Benedikt und Kardinal Sarah warnen in dem Buch, dass sich die katholische Kirche nicht von «schlechten Einlassungen, Theatralik, diabolischen Lügen und im Trend liegenden Irrtümern» beeinflussen lassen dürfe, «welche das priesterlichen Zölibat entwerten wollen». Sie warnen auch, dass Priester durch die «ständige Infragestellung» des Zölibats verwirrt würden.
Franziskus prüft derzeit, ob in entlegenen Weltgegenden wie etwa bestimmten Gebieten des Amazonas, in denen es einen Mangel an Priestern gibt, den Geistlichen die Ehe erlaubt werden soll. Es wird erwartet, dass er seinen Entscheid in den kommenden Wochen verkündet. Bei einer Amazonas-Synode im Oktober in Rom hatten Bischöfe den Papst aufgerufen, in der Amazonasregion das Priesteramt für verheiratete Männer zu öffnen.
Einfaches Argument
Der 92-jährige Benedikt argumentiert aber laut «Figaro» in dem Buch, dass die Ehe «den Mann in seiner Gesamtheit betrifft» – da , «scheint es nicht möglich, beiden Berufungen gleichzeitig nachzugehen».
Benedikt war im Jahr 2013 als Oberhaupt der katholischen Kirche zurückgetreten. Er war der erste Papst seit dem Mittelalter, der zurücktrat.