Die Tauben am Markusplatz füttern, über die Rialto-Brücke spazieren und eine Gondelfahrt durch die Lagunenstadt machen: Jährlich besuchen mehr als 30 Millionen Touristen die Lagunenstadt Venedig.
Nun will Venedig ab 2023 eine Gebühr zwischen drei und zehn Euro pro Tagesgast erheben. Nur noch 40'000 Tagestouristen pro Tag sollen erlaubt sein. Denn der einfallende Tagestourismus hat grosse ökologische Konsequenzen. Aber nicht alle Bewohner sind damit einverstanden und demonstrieren unter dem Motto «Wir sind kein Museum» dagegen.
Kein Museum, sondern eine Stadt
Man sei kein Disneyland und auch kein Museum, sondern eine Stadt, für die kein Eintrittsgeld anfallen sollte, fasst die seit 1991 in Venedig lebende deutsche Journalistin Petra Reski ihre ablehnende Haltung zusammen.
Das Eintrittsgeld habe zudem auch Schwachpunkte – den grössten sieht sie bei der beschränkenden Wirkung der Besucherzahlen. «Wer Venedig besuchen will, den wird der Eintrittspreis nicht davon abhalten.», so Reski.
Wohin fliesst das Geld?
Es besteht zugleich eine gewisse Angst, dass die Ticketeinnahmen aufs Festland abfliessen. Denn das Geld wird nicht in einen Fonds einbezahlt. Vielmehr bestimmen der Bürgermeister und seine Gemeinderäte über die Mittel. Auch dagegen wehren sich die Einwohnerinnen und Einwohner Venedigs.
«Wir haben ein grundsätzliches Problem, dass wir in dieser Zwangsehe mit dem Festland leben», stellt die Journalistin fest. Auch die Dörfer auf dem Festland gelten Venedig zugehörig. «Deswegen könnte das Geld zum Beispiel auch in Mestre für ein Trottoir ausgegeben werden», befürchtet Reski. Dabei hätten die Kanäle und Fundamente in Venedig dringend eine Sanierung nötig.
Verschiebung von Ticketeinführung
Aufgrund von daten- und verfassungsschutzrechtlichen Gründen wurde das ursprüngliche Startdatum vom 16. Januar 2023 für die Einführung von Eintrittstickets für Venedig verschoben. Petra Reski ist skeptisch, ob das Ticket überhaupt jemals eingeführt wird und geht davon aus, dass es zu Verfassungsklagen kommen könnte.
Denn einerseits müsste jeder Veneziani jede besuchende Person angeben, um den erforderlichen QR-Code zu bekommen. Auf der anderen Seiten protestierten Bürger der Region Venetien, da sie künftig für einen Besuch in ihrer Regionalhauptstadt bezahlen müssten.