- Der britische Premierminister Boris Johnson und der französische Präsident Emmanuel Macron haben sich bei einem Telefongespräch offenbar dafür ausgesprochen, die «gemeinsamen Anstrengungen zu verstärken, um tödliche Überfahrten über den Ärmelkanal» zu verhindern.
- Weitere Länder müssten ebenfalls mehr leisten – wie Deutschland, Belgien und die Niederlande.
- Am Mittwoch waren nach dem Kentern eines Flüchtlingsboots im Ärmelkanal 27 Menschen gestorben.
Die britische Regierung sei entschlossen, das Geschäftsmodell der Menschenschmuggler zu zerstören, sagte der britische Innen-Staatssekretär Kevin Foster am Donnerstag in der BBC. Dazu sei ein gemeinsamer europäischer Ansatz nötig. Am Mittwoch war ein Flüchtlingsboot mit Migranten 15 Kilometer vor der französischen Küste verunglückt, die illegal nach Grossbritannien einreisen wollten. Fünf mutmassliche Schleuser wurden festgenommen, einer davon kam aus Deutschland.
Gemeinsam gegen Schleuserbanden vorgehen
«Wir sind bereit, Unterstützung auf dem Boden zu bieten. Wir sind bereit, Ressourcen zu bieten. Wir sind bereit, Personal zu schicken und den französischen Behörden zu helfen», sagte Foster. Zuvor hatte Boris Johnson gemeinsame Patrouillen an der französischen Küste gefordert. «Ich verstehe die Schwierigkeiten, mit denen alle Länder konfrontiert sind, aber wir wollen jetzt mehr gemeinsam tun – und das ist unser Angebot», sagte Johnson.
Bereits am Mittwochabend hätten Boris Johnson und Emmanuel Macron sich verständigt, Schleuserbanden mit verstärkten Anstrengungen zu stoppen, die das Leben von Menschen in Gefahr bringen. Dies teilte die britische Seite anschliessend mit.
«Grossbritannien und Frankreich müssen zusammenarbeiten», sagte auch Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin im RTL-Fernsehen. Auch Belgien, die Niederlande und Deutschland müssten stärker einbezogen werden und die Ermittlungen besser unterstützen. «Der Schleuser, den wir heute Nacht festgenommen haben, hatte deutsche Kennzeichen», sagte Darmanin. «Er hat diese Schlauchboote in Deutschland gekauft.»
Gegen Instrumentalisierung für politische Zwecke
Nach Angaben des Elysée-Palasts in Paris äusserte Emmanuel Macron die Erwartung, dass die Briten zur Zusammenarbeit bereit seien und das Flüchtlingsdrama nicht zu politischen Zwecken instrumentalisierten. «Frankreich wird nicht zulassen, dass der Ärmelkanal zu einem Friedhof wird», hatte Macron bereits am Mittwochabend gesagt.
Frankreich wird nicht zulassen, dass der Ärmelkanal zu einem Friedhof wird.
Grossbritannien hat Frankreich wiederholt vorgeworfen, zu wenig zu tun, um die Überfahrten zu verhindern. Im laufenden Jahr haben bisher mehr als 25'700 Menschen illegal den Ärmelkanal überquert. Das sind fast dreimal so viele wie im gesamten Vorjahr.