Polen, Frankreich, Grossbritannien: Die europäischen Staats- und Regierungschefs geben sich derzeit in Washington die Klinke in die Hand. Nun war die Reihe am britischen Premierminister Keir Starmer. Bei seinem Treffen mit Trump stand das alles-dominierende Thema dieser Tage im Vordergrund: das mögliche Ende des Ukraine-Kriegs.
Starmer will erreichen, dass Europa bei den Verhandlungen nicht am Katzentisch landet. Dafür brachte er Trump etwas Besonderes mit: Vor laufenden Kameras überreichte er dem US-Präsidenten einen Brief von König Charles. «Das ist eine Einladung zu einem zweiten Staatsbesuch», erklärte Starmer. «Das gab es noch nie und symbolisiert die Stärke unserer Beziehung.»
Trump sonnte sich schon während seiner ersten Amtszeit im Glamour der britischen Royals. Entsprechend gut kamen die Schmeicheleien beim amerikanischen Präsidenten an: Er war voll des Lobes für die viel beschworene «Special Relationship» zwischen den USA und Grossbritannien.
Starmer als transatlantischer Brückenbauer?
SRF-Grossbritannien-Korrespondent Patrik Wülser spricht von einem klugen Schachzug von Starmer und dem «erfolgreichsten Teil seiner Mission in Washington». Es sei klar geworden, dass Trump ein anderes Verhältnis zu London als zu Brüssel pflege. «Starmer konnte sich als Brückenbauer profilieren. Das könnte sein Standing auch in Europa stärken», bilanziert Wülser.
Unsicher ist, ob Starmer mit seinem Hauptanliegen durchdrang: Nämlich, dass ein Ende des Ukraine-Kriegs nicht den Aggressor Russland belohnen darf. «Wir haben über ein hartes, faires Friedensabkommen gesprochen, das von der Ukraine mitgestaltet wird», sagte Starmer vor den Medien. «Es soll verhindern, dass sich Putin später noch mehr von der Ukraine holt.»
Stelldichein von Europas Staatsmännern
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Bild 1 von 3. Der polnische Präsident Andrzej Duda traf sich am Samstag als erster europäischer Staatschef mit Trump – allerdings nur für zehn Minuten, und das nach eineinhalbstündiger Wartezeit am Rande einer rechtskonservativen Konferenz in der Nähe von Washington. Polnische Medien sprachen von einer «Demütigung». Bildquelle: «The White House» auf X.
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Bild 2 von 3. Der Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron fiel dagegen prestigeträchtiger aus: Ihn empfing Trump mit allen diplomatischen Ehren im Weissen Haus. Die beiden Präsidenten lieferten sich erneut ein Duell, wer länger und härter die Hand des anderen drücken kann. Bildquelle: Keystone/EPA/Bonnie Cash.
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Bild 3 von 3. Am Donnerstag war schliesslich der britische Premier Keir Starmer an der Reihe. Ihn hatte der illustre Trump-Berater Elon Musk zuletzt zu seinem Lieblingsfeind erkoren und mit schmählichen Tweets eingedeckt. Das Treffen mit Trump verlief ohne offene Animositäten. Bildquelle: Keystone/EPA/WIll Oliver.
Anders als Starmer will Trump den russischen Präsidenten nicht als Aggressor bezeichnen. Eine Zusage, dass auch US-Truppen einen Frieden in der Ukraine wahren würden, gab er nicht. Und Trump scheint Putin zu vertrauen: «Ich denke, Putin wird sein Wort halten. Ich habe mit ihm gesprochen, ich kenne ihn schon lange», erklärte der US-Präsident.
Trump umschifft Frage der Sicherheitsgarantie
Starmers Argument, dass es ohne feste US-Sicherheitsgarantien keinen langfristigen Frieden in der Ukraine geben könne, wies Trump fast vollständig zurück.
Ein bevorstehendes Abkommen über Bodenschätze mit den USA sei alles, was die Ukraine gegen Russland benötigen werde. Die USA böten allein dadurch den notwendigen Rückhalt, «weil wir dort drüben sein werden, wir werden bei der Arbeit sein» im Rahmen dieser Vereinbarung, sagte Trump. «Wir werden eine Menge Leute dort drüben haben.»
Fazit: Die Europäer können nicht mehr darauf zählen, dass die USA auf ihrer Seite sind – jedenfalls nicht ohne handfeste Gegenleistung. Das dürfte sich auch heute im Weissen Haus zeigen: Angeblich wird Präsident Wolodomir Selenski ein Abkommen zu ukrainischen Bodenschätzen unterzeichnen, mit dem die Ukraine die Kriegshilfe der USA zurückzahlen soll.