Der britische Premierminister reist mit schwerem Gepäck. Keir Starmer möchte neue Zölle von der britischen Stahlindustrie abwenden. Die USA sind der zweitwichtigste Exportmarkt des Königreichs. In erster Linie wird Starmer aber wohl Trump höflich bitten, Europa nicht ganz im Stich zu lassen. Der britische Premierminister war der erste europäische Regierungschef, der sich bereit erklärt hat, allenfalls sogenannte Friedenstruppen in die Ukraine zu schicken.
Das funktioniere aber nur mithilfe der Amerikaner, sagte Starmer. «Wir benötigen eine Sicherheitsgarantie der USA, dass diese europäische Friedenstruppen im Fall einer Eskalation von den USA unterstützt würden. Denn nur die Drohkulisse der amerikanischen Streitkräfte wird Russland davon abhalten, die Ukraine nach einem allfälligen Friedensabkommen wieder anzugreifen.»
Starmer will «Special Relationship» nutzen
Wie diese Sicherheitsgarantie im Detail aussehen könnte, liess Starmer vor den Medien offen. In verwirrlichen Zeiten möchte Starmer die viel beschworene «Special Relationship» nutzen, um eine Brücke zwischen Europa und den USA zu bauen. Die Voraussetzungen seien gar nicht so schlecht, sagt der britische Diplomat Sir Mark Lyall Grant gegenüber der BBC. «Donald Trump ist ein sehr anglophiler Präsident. Seine Mutter stammte aus Schottland. Er hat eine grosse Vorliebe für das britische Königshaus und die Monarchie. Diese Dinge spielen auf der persönlichen Ebene eine wichtige Rolle und verbessern die Ausgangslage, damit er unserem Premier zuhört.»
Doch welche Botschaft sollte der europäische Sendbote aus London im Gepäck haben, wenn er kommende Woche den Hof von Donald Trump aufsucht? «Er muss Präsident Trump erklären können, weshalb das Schicksal der Ukraine den USA nicht egal sein kann. Ein Kniefall vor Putin bedeutet eine Stärkung der autokratischen Achse von Ländern wie Russland, Iran oder Nordkorea. Länder, die Amerika schwächen wollen und eine neue Weltordnung anstreben, die nicht zum Vorteil der USA sein wird.»
Keine einfache Aufgabe in einer Welt, in der ausser der Schwerkraft gerade wenig selbstverständlich scheint. So musste Starmer vergangene Nacht Präsident Selenski fernmündlich versichern, dass dieser für die britische Regierung immer noch ein demokratisch legitimierter Staatschef sei. Verbunden mit der Hoffnung, mit dieser Aussage den impulsiven Gastgeber im Weissen Haus nicht zu verärgern, der Selenski gerade eben, als Diktator beschimpft hatte. Alles in allem weniger Brückenbau, sondern Hochseilakrobatik.