- Die Militärjunta in Myanmar hat angekündigt, die Haftstrafe der inhaftierten früheren Freiheitsikone Aung San Suu Kyi im Rahmen einer Massenamnestie zu reduzieren.
- Die 78-Jährige und der frühere Präsident Win Myint würden teilweise begnadigt, berichteten staatliche Medien.
- Dies bedeute, dass ihre Haftstrafen verringert würden, es handele sich nicht um eine komplette Begnadigung, berichtet die Nachrichtenseite Myanmar Now.
Nach dem Putsch vom 1. Februar 2021 hatte das Militär die demokratisch gewählte De-facto-Regierungschefin Suu Kyi entmachtet und festgenommen.
Später verurteilte ein von der Junta kontrolliertes Gericht sie wegen zahlreicher angeblicher Verbrechen zu insgesamt mehr als 30 Jahren Haft. Auch Win Myint war zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.
Suu Kyis Strafe sei um sechs Jahre verringert worden, Win Myints Strafe um vier Jahre, sagte eine Suu Kyi nahestehende Quelle, die anonym bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur.
Verlegung in den Hausarrest vor einer Woche
Speziell wurden bei der Politikerin die Haftstrafen für die Verurteilungen wegen angeblicher Verstösse gegen die Import- und Exportgesetze des Landes sowie gegen die Regeln während der Corona-Pandemie reduziert. Die schwersten Vorwürfe, etwa wegen Korruption, bleiben den Angaben zufolge weiter bestehen.
Die Junta wolle damit von der aktuellen schweren Krise in Myanmar ablenken, erklärte ein Experte eines politischen Forschungsinstituts in dem Krisenland, der ebenfalls um Anonymität bat. «Das Militär versucht damit, den internationalen Druck und die Wut der Zivilbevölkerung vor Ort zu dämpfen. Es wird interessant sein, wie die Junta mit Aung San Suu Kyi in dieser Krise weiter umgehen wird.»
Schon seit vergangener Woche gab es Bewegung in dem Fall: Die Friedensnobelpreisträgerin von 1991 war überraschend vom Gefängnis in ein Regierungsgebäude verlegt worden. Zuvor hatte es mehr als zwei Jahre lang so gut wie keine Informationen über ihre genauen Haftbedingungen und ihren Zustand gegeben. Ihre Anwälte waren mit einem öffentlichen Redeverbot belegt worden.
Thailands Aussenminister Don Pramudwinai hatte vor wenigen Wochen mitgeteilt, er habe Suu Kyi im Gefängnis treffen können. Er war der erste ausländische Vertreter, dem es gestattet wurde, die Politikerin zu besuchen. Details über das Gespräch wurden nicht bekannt.
Militärjunta ist international isoliert
Am Montag hatte die Junta den Ausnahmezustand für weitere sechs Monate verlängert. Dies sei aufgrund der instabilen Lage in dem südostasiatischen Land notwendig, hatten die Generäle betont. Der Ausnahmezustand wurde erstmals nach dem Umsturz verhängt und seither immer wieder verlängert.
Seit dem Coup versinkt das frühere Birma in Chaos und Gewalt. Die Junta unterdrückt Widerstand mit brutaler Gewalt. International ist Myanmar fast völlig isoliert. Junta-Mitglieder sind etwa zu Treffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean nicht zugelassen.
Bei der Massenamnestie anlässlich eines hohen buddhistischen Feiertages im früheren Birma sollten laut Junta mehr als 7700 Häftlinge begnadigt werden. Die Armee hatte seit ihrem Coup immer wieder Gefangene an wichtigen Feiertagen freigelassen.