Mimi gehört der ethnischen Minderheit der Karen an und lebt im Gliedstaat Mon im Südosten Myanmars. Vor dem Militärputsch sei es hier relativ friedlich gewesen, und Rebellengruppen der ethnischen Minderheiten hätten einen Grossteil des Gebiets kontrolliert, sagt sie über die App Signal. Doch friedlich sei es längst nicht mehr.
Die Armee habe Dörfer in ihrer Nachbarschaft angegriffen. In ihrem Haus wohnen jetzt Kinder von Vertriebenen. Sie selbst arbeitet für die Schweizer Hilfsorganisation Helvetas und koordiniert die Lebensmittelhilfe der Helvetas und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza).
Vergangene Woche hat die Armee in unserer Nähe zwei Dörfer niedergebrannt.
In ihrem Gebiet seien nun 10'000 Binnenflüchtlinge in behelfsmässig errichteten Lagern untergebracht, auch einige ihrer eigenen Verwandten, sagt Mimi.
Schwierige Situation für Helferinnen
«Vergangene Woche hat die Armee in unserer Nähe zwei Dörfer niedergebrannt. Viele können nicht zurück, weil ihre Dörfer nicht mehr existieren oder vermint wurden.» Zudem konnten die Bauern wegen der Konflikte ihre Felder nicht bestellen und haben jetzt nichts zu essen.
Es sei schwierig, die Lebensmittelhilfe in die Lager zu bringen, sagt Mimi. Checkpoints und Kämpfe machten den Transport gefährlich. In den Lagern gebe es deshalb nicht genügend Essen und Medikamente.
Vor wenigen Tagen hätten zwei Männer aus dem Lager versucht, in die nächste Stadt zu kommen, um die Hilfsgüter abzuholen. Auf dem Weg dahin seien sie von der Armee verhaftet worden.
Dreifach verstärkte Krise
Andrew Wilson, der Direktor von Helvetas in Myanmar, spricht von einer dreifachen Krise. So hätten sich die politische Situation und die Sicherheit im Land seit dem Putsch «extrem verschlechtert» – auch, weil sich die friedlichen Proteste in bewaffneten Widerstand gewandelt hätten.
Zudem habe sich die Covid-Pandemie unkontrolliert verbreitet. «Es gibt keinen Impfstoff im Land und die Militärjunta ist überfordert», so Wilson. Damit nicht genug, kam es in einigen Gebieten zu Überflutungen. «Das alles führt dazu, dass viele Leute nicht mehr wissen, wie sie überleben sollen.»
Auf diese grosse Krise hat auch die Schweiz reagiert und ihr humanitäres Budget für Myanmar aufgestockt. Die Politiker der zivilen Regierung wurden nach dem Putsch verhaftet oder sind abgetaucht.
Die Militärjunta kontrolliert das Land, deshalb habe auch die Schweizer Vertretung ihre Arbeit anpassen müssen, sagt der Schweizer Botschafter in Yangon, Tim Enderlin. «Die Schweiz hat gleich nach der Machtübernahme ihre Unterstützung der de-facto-Behörden eingestellt.»
Schweiz unterstützt nur private Initiativen
Die Projekte der Entwicklungszusammenarbeit seien so umgestellt worden, dass sie direkt der Bevölkerung zugutekommen und keine staatlichen Akteure mehr involviert sind, betont der Botschafter.
Die Projekte haben einen Umfang von 20 Millionen Franken. Dabei arbeitet die Schweiz mit Partnern aus der Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und der UNO zusammen. Der Schweizer Botschafter betont jedoch auch: Je schneller wieder verhandelt statt gekämpft werde, desto schneller könne diese Krise beendet werden. Deshalb habe die Schweiz auch ihre guten Dienste angeboten.