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Israelische Armee befreit vier Geiseln lebend aus Gaza
Aus Tagesschau vom 08.06.2024.
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Nach acht Monaten Israel befreit vier Geiseln aus Gaza – viele Palästinenser tot

  • Israelische Sicherheitskräfte haben nach Armeeangaben vier Geiseln im Gazastreifen gerettet.
  • Die aus Israel Entführten seien bei zwei Einsätzen im Flüchtlingsviertel Nuseirat befreit worden.
  • Es handelt sich um eine 26 Jahre alte Frau und drei Männer im Alter von 21, 27 und 40 Jahren. 
  • Laut Angaben der Hamas sind beim Einsatz mindestens 210 Palästinenser getötet worden.

Die befreiten Geiseln seien in gutem Zustand, heisst es von israelischer Seite. Alle vier wurden demnach am 7. Oktober von Terroristen während des Nova-Musikfestivals entführt.

Die vier seien aus zwei verschiedenen Gebäuden im Zentrum von Nuseirat in einer «komplexen, hochriskanten Mission» aus dem Gazastreifen befreit worden, sagte Militärsprecher Daniel Hagari. Die Einsatzkräfte, die sich den Angaben nach wochenlang auf den Einsatz vorbereiteten, hätten dabei unter Beschuss gestanden.

Im Zuge der israelischen Befreiungsaktion sind nach Angaben des palästinensischen Direktors des Al-Aksa-Spitals mindestens 94 Menschen getötet und weitere 200 verletzt worden. Das Medienbüro der terroristischen Hamas spricht sogar von mindestens 210 toten Palästinensern und rund 400 Verletzten im Flüchtlingsviertel Nuseirat.

Israels Armeesprecher Daniel Hagari wiederum sprach von weniger als 100 Todesopfern im Zusammenhang mit der Befreiung der Geiseln. «Ich weiss nicht, wie viele davon Terroristen sind. Und viele Menschen wurden als Schutzschilde missbraucht», sagte er. Alle Angaben lassen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.

So ist die Mission aus israelischer Sicht abgelaufen

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Die Hamas hat die am Samstag aus dem Gazastreifen geretteten Geiseln Armeeangaben zufolge in mehrstöckigen zivilen Wohngebäuden im Zentrum des Küstengebiets festgehalten. Die drei befreiten Männer seien in einer Wohnung, eine junge Frau rund 200 Meter entfernt in einer weiteren gewesen, teilte Militärsprecher Daniel Hagari mit. Sie seien in verschlossenen Räumen festgehalten und von etlichen Menschen bewacht worden.

Die Befreiungsaktionen in beiden Gebäuden seien am Vormittag zeitgleich erfolgt, um eine Vorwarnung vor einem Armeeeinsatz und damit die Tötung der Geiseln im jeweils anderen Gebäude zu verhindern. In der Wohnung, in der sich die Frau befand, seien die Wächter vollkommen überrascht gewesen. In der anderen Wohnung sei es zu einem Feuergefecht gekommen, bei dem ein Polizeibeamter schwer verletzt worden und später im Spital gestorben sei.

Hunderte Einsatzkräfte seien zugleich in der Umgebung stationiert gewesen, um den Spezialeinheiten Deckung zu geben. Die Geiseln seien, geschützt von den Einsatzkräften, zunächst in Autos gebracht worden. «Wir gaben ihnen menschliche Schutzschilde, damit sie nicht ins Kreuzfeuer geraten», so Hagari. Schliesslich seien die vier per Helikopter nach Israel in ein Spital geflogen worden.

Das Medienbüro der Hamas sprach von «einem beispiellosen, brutalen Angriff auf das Flüchtlingslager Nuseirat». Das Al-Aksa-Spital befinde sich in einer katastrophalen Lage. Auf Aufnahmen, die Szenen aus dem behandelnden Spital zeigen sollen, sind blutüberströmte Opfer, Tote und verletzte Kinder zu sehen. Berichten zufolge soll in der Al-Aksa-Klinik in Deir al-Balah völliges Chaos ausgebrochen sein.

Palästinenser-Präsident fordert Sitzung des UNO-Sicherheitsrates

Der Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, hat nach dem jüngsten Militäreinsatz Israels mit vielen Toten eine ausserordentliche Sitzung des UNO-Sicherheitsrates gefordert.

Es gehe darum, die Auswirkungen des «grausamen Massakers» der israelischen Armee zu besprechen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Abbas.

Macron und Biden begrüssen Befreiung

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US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron haben die Befreiung von vier Geiseln aus dem Gazastreifen begrüsst.

«Wir werden nicht aufhören, zu arbeiten, bis alle Geiseln nach Hause kehren und eine Waffenruhe erreicht ist», sagte Biden bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Pariser Élyséepalast. 

Auch Macron sprach sich für diese Ziele aus. Er kritisierte allerdings auch, dass die Lage in der südlichen Stadt Rafah sowie die Zahl der Getöteten und Verletzten nach nunmehr neun Monaten Krieg inakzeptabel seien. Auch könne man nicht tolerieren, dass Israel nicht alle Grenzübergänge für humanitäre Hilfe öffne, wie die internationale Gemeinschaft es seit Monaten fordere.

Unter den Befreiten befindet sich Noa Argamani. Das Video ihrer Entführung vom Musikfestival war eines der ersten, das an die Öffentlichkeit gelangte. Bilder ihres entsetzten Gesichts wurden weithin geteilt.

Das Schicksal der befreiten Frau bewegte Israel. Ihre Mutter leidet an Krebs im Endstadium. Die Frau hatte immer wieder darum gebeten, ihre Tochter vor ihrem Tod noch einmal sehen zu dürfen.

Schicksal von über 100 Geiseln unbekannt

Bei der Attacke am 7. Oktober hatte die Hamas und andere extremistische Gruppen mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seither wurden zwei Männer im Februar gerettet, als Truppen eine schwer bewachte Wohnung im Gazastreifen stürmten, und eine Frau wurde nach dem Angriff im Oktober gerettet.

Nach Angaben der Regierung haben israelische Truppen bisher mindestens 16 Geiseln tot aus dem Gazastreifen geborgen. Es befinden sich noch rund 120 Geiseln in Hamas-Gefangenschaft.

SRF4 News aktuell, 08.06.2024, 13:00 Uhr ; 

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