Netanjahus rote Linien: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will einem möglichen neuen Abkommen über eine Feuerpause im Gaza-Krieg und der Freilassung weiterer Geiseln nach eigenen Aussagen «nicht um jeden Preis» zustimmen. «Wir haben rote Linien», sagte der unter Druck stehende Regierungschef am Mittwochabend in einer Video-Ansprache, wie die «Times of Israel» berichtete. Er bekräftigte demnach, man werde den Krieg nicht beenden, die Truppen nicht abziehen und für einen Geisel-Deal nicht «Tausende Terroristen» aus Gefängnissen freilassen, um die rund 130 Geiseln freizubekommen.
Forderungen der Hamas: Die islamistische Hamas fordert einen dauerhaften Waffenstillstand. Und sie will möglichst viele palästinensische Gefangene befreit haben, welche in israelischen Gefängnissen sitzen. «Israel hat seit dem 7. Oktober Hunderte palästinensische Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder verhaftet – in Gaza und im besetzten Westjordanland: Israel darf diese ohne Anklage festhalten, solange es will», sagt Susanne Brunner, SRF-Auslandredaktorin. Die meisten Verhafteten seien erfahrungsgemäss keine Terroristen. Aber natürlich wolle die Hamas auch ihre eigenen Leute freibekommen, die Terroristen.
Drohung des Sicherheitsministers: Der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir hat kürzlich gesagt, er verlasse die Regierung, wenn ein Abkommen zustande komme. Doch Auslandredaktorin Susanne Brunner geht nicht davon aus, dass er das wirklich tun wird. Denn er würde damit die Regierung stürzen, sich und seine rechtsradikalen Gesinnungsgenossen. «Ein beachtlicher Teil der israelischen Bevölkerung will ihn sowieso nicht mehr in der Regierung», sagt Brunner. Zudem habe Oppositionsführer Yair Lapid erklärt, dass er in die Bresche springen werde, sollte Ben-Gvir die Regierung verlassen. Das sei aber kein Versprechen, so die Redaktorin.
Der Zeithorizont: Die Zeit drängt. Immer mehr Geiseln sterben, die Bevölkerung von Gaza hungert und wird nach vier Monaten Bombardierung immer schwächer. Es werde um jedes Detail gefeilscht, so die Auslandredaktorin. Mossad-Chef David Barna habe den Ministern des Kriegskabinetts kürzlich laut dem Sender Channel 12 die Grundzüge eines möglichen Abkommens vorgestellt, berichtete die «Times of Israel» weiter. Diese sähen die Freilassung von 35 weiblichen, kranken, verletzten sowie älteren Geiseln in einer ersten Phase vor, in der die Kämpfe für 35 Tage pausieren sollten. Danach solle es eine weitere einwöchige Feuerpause geben, in der die Unterhändler versuchen würden, auch junge Männer und Geiseln, die von der Hamas als Soldaten bezeichnet werden, freizubekommen.