- Der kosovarische Ministerpräsident Avdullah Hoti reist nicht nach Washington für geplante Gespräche mit Serbien.
- Präsident Thaci hatte seine Teilnahme bereits gestern abgesagt.
Die Absagen kommen nach der vorläufigen Anklage gegen den kosovarischen Präsidenten Hashim Thaci wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen durch den Sonderankläger des Kosovo-Strafgerichts in Den Haag von Mittwoch.
«Aufgrund der neuen Entwicklungen (...) muss ich in mein Land zurückkehren», teilte Avdullah Hoti auf Twitter mit. Präsident Hashim Thaci hatte dem US-Balkanbeauftragen Richard Grenell bereits gestern seine Absage mitgeteilt. Zusammen mit Hoti hätte er im Weissen Haus am Samstag den serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic treffen sollen.
Der Sonderankläger des Kosovo-Strafgerichts in Den Haag hatte am Mittwoch vorläufige Anklage gegen Thaci und mehrere andere Akteure des kosovarischen Unabhängigkeitskrieges gegen Serbien 1998/99 erhoben. Thaci hatte damals die kosovo-albanische Untergrundarmee UCK kommandiert.
Anklage wegen Mord und Folter
Die vorläufige Anklage legt den Beschuldigten schwere Verbrechen in zehn Punkten zur Last, darunter Mord, Verfolgung und Folter. Die Opfer sollen Hunderte Serben, Kosovo-Albaner, Roma und politische Gegner gewesen sein.
Serbien verweigert dem heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnten Kosovo die Anerkennung, seitdem sich dieses mit Nato-Hilfe 1999 von Serbien losgelöst und 2008 für unabhängig erklärt hat. 2011 von der EU vermittelte Gespräche über die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Balkanländern liegen seit fast zwei Jahren auf Eis.
Treffen war umstritten
Das geplante Treffen in Washington ging auf eine Initiative des US-Diplomaten Grenell zurück. Es war von Anfang an umstritten, weil es die EU-Diplomatie zu unterlaufen schien. Grenell war bis vor kurzem US-Boschafter in Berlin und geniesst das Vertrauen des US-Präsidenten Donald Trump.