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Nach Bluttat in Zürich Messerattacken auf Kinder wühlten auch China auf

In Zürich greift ein chinesischer Student Hortkinder an. In China gab es in den letzten Jahren ähnliche Vorfälle.

In Zürich-Oerlikon greift ein bislang unauffälliger chinesischer Student drei fünfjährige Buben mit einem Messer an. Einer der Knaben wird schwer verletzt, die beiden anderen mittelschwer. Der schwerverletzte Junge ist mittlerweile ausser Lebensgefahr.

Die Bluttat macht fassungslos. Und sie wirft Fragen auf: Wie konnte der 23-jährige Mann zu so etwas fähig sein, was trieb ihn an, wie stand es um seine psychische Verfassung? Zu einem möglichen Motiv des geständigen Täters machten die Zürcher Behörden bislang keine Angaben.

Häufung brutaler Messerattacken auch in China

In Europa – zum Beispiel in Grossbritannien , Deutschland und auch der Schweiz – kam es in den letzten Monaten immer wieder zu Messerattacken. Wenig bekannt ist hierzulande, dass es in den letzten Jahren auch in China regelmässig solche Angriffen gab.

Wiederholte Messerattacken in China

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Polizist bewacht Eingang zu Schule.
Legende: Imago Images/CFoto

Vor wenigen Wochen wurde ein japanischer Knabe bei einem Messerangriff getötet. Schon im Juni versuchte ein 52-jähriger Mann, eine Japanerin und ihr Kind vor einer japanischen Schule bei Schanghai mit einem Messer zu attackieren – eine Schaffnerin warf sich dazwischen und wehrte den Angriff ab.

Erst am Montag tötete ein Mann in einem Supermarkt in Schanghai drei Menschen mit einem Messer. Im Juni wurden im Nordosten des Landes vier US-Amerikaner bei einer Messerattacke verletzt.

Für Erschütterung sorgte auch eine Messerattacke im Juli 2023: Damals drang ein Mann in einen Kindergarten in der Provinz Guangdong ein und tötete sechs Personen, darunter drei Kinder sowie Eltern und einen Erzieher. Bei den Tätern handelte es sich jeweils um Männer.

In China leben über 1.4 Milliarden Menschen. Es ist also Vorsicht dabei geboten, einzelne Gewaltakte in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext zu stellen. Laut SRF-Korrespondent Samuel Emch lässt sich aber durchaus von einer Häufung sprechen. «Dieses Jahr hat es bereits mehrere Messerattacken in China gegeben und auch in der Vergangenheit gab es sie phasenweise gehäuft.»

Sicherheitskräfte bewachen Schulen

Zu den Opfern zählten wiederholt auch Kinder: Die NZZ berichtete jüngst , dass seit 2010 37 Messerattacken auf Kinder gezählt wurden – 17 davon in den letzten fünf Jahren. Insbesondere in den Jahren 2010 bis 2012 häuften sich die Attacken auf Schulen.

Dabei gab es laut dem SRF-Korrespondenten Dutzende Tode und Hunderte Verletzte. Seither werden viele Schulen im Land von Sicherheitspersonal bewacht. «Hier in Schanghai sehe ich zu den Bring- und Abholzeiten auch Polizei vor den Eingängen, teilweise sogar in Kampfmontur.»

Wie hier in Haian sind Sicherheitskräfte zum Teil mit speziellen Metallstangen ausgerüstet, um Angreifer abzuwehren.
Legende: Wie hier in Haian sind Sicherheitskräfte zum Teil mit speziellen Metallstangen ausgerüstet, um Angreifer abzuwehren. Imago Images/CFoto

Wie auch in Europa wühlen die Messerattacken die Bevölkerung auf und ziehen mitunter politische Konsequenzen nach sich. In Deutschland wird nach den jüngsten Messerattacken über ein Messerverbot im öffentlichen Raum diskutiert. In China hat man bereits reagiert, wie Emch aus eigener Erfahrung weiss. «Wer hier im Supermarkt ein Küchenmesser kaufen will, muss sich mit ID oder Pass registrieren.»

Die Frage nach dem «Warum?»

Ein eindeutiges Muster, das die Bluttaten verbinden würde, gibt es laut dem China-Korrespondenten von SRF nicht: Psychische Erkrankungen, Angriffe im Alkoholrausch oder auch nationalistische Motive – die Hintergründe der Taten sind vielfältig. Bei den Übergriffen auf japanische Staatsangehörige dürfte auch die anti-japanische Propaganda hineinspielen, die in China an Schulen und durch die Medien verbreitet wird.

Befördert der rasante Wandel Gewaltausbrüche?

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Schon vor vierzehn Jahren erklärte die chinesische Regierung, man werde das Phänomen der gehäuften Messerattacken untersuchen. Die Aufarbeitung der Attacken geschehe aber weniger öffentlich als man es in Europa kennt, sagt Emch. «Studien von Behördenseite zu dem Phänomen sind mir beispielsweise nicht bekannt.»

Irrationale Gewaltausbrüche lassen sich nur schwerlich rational erklären. Zumal viele der Täter psychisch krank sind. Mit Blick auf China ist ein Erklärungsversuch, der häufig herangezogen wird, der rasante gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel. «Demnach sollen sich manche Täter ausgegrenzt und von der Gesellschaft isoliert fühlen», führt Emch aus. «Und das in einer Gesellschaft, in der das Kollektiv einen viel höheren Stellenwert als bei uns hat.»

Gerade auf jungen Männern lastet in China enormer Druck, wie auch die BBC jüngst berichtete. Ausbildung, Beruf, Wohnung: Wer hier auf der Strecke bleibt, ist auch sozial stigmatisiert und findet etwa kaum eine Partnerin.

Eine öffentliche Aufarbeitung und Debatte wird von der chinesischen Staatsmacht zwar weitgehend unterbunden. Gerade in den sozialen Medien würden die verstörenden Gewaltakte aber sehr schnell geteilt und intensiv diskutiert, sagt Emch: «Sehr schnell sind aber auch die Zensorinnen und Zensoren, die solche Beiträge löschen.»

So auch im Fall der Messerattacke von Zürich, bei der der mutmassliche Täter chinesischer Staatsangehöriger war: «Die Attacke wurde von chinesischen Propagandamedien nicht aufgenommen», berichtet der Korrespondent. «Wenn es aber um andere Messerattacken in Europa und der Schweiz geht, werden diese durchaus abgebildet.»

Am Ende gilt aber für China wie auch den Rest der Welt: «Erklären» lassen sich willkürliche Gewaltausbrüche nur bedingt.

SRF 4 News, 03.10.2024, 8:20 Uhr ; 

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