Ein Blick in die Kriminalstatistik zeigt über die letzten Jahre eine deutliche Zunahme von Messergewalt, die von Jugendlichen ausgeübt wurde. Immer mehr Jugendliche tragen laut Polizei und Jugendarbeitern ein Messer bei sich.
In Basel und Zürich reagieren die Behörden nun mit einer Präventionskampagne gegen Messergewalt, die die Jugendlichen direkt ansprechen und sensibilisieren soll. «Deine Mutter will nicht, dass du im Knast landest», lautet die Botschaft der Kampagne.
Polizei will Konsequenzen aufzeigen
Viele Jugendliche wüssten nicht, was für Konsequenzen sie erwarten, sollten sie im Streit tatsächlich zustechen, sagt Daniel Sollberger. Er hat bei der Kantonspolizei Basel-Stadt die Kampagne gegen Messergewalt mitentwickelt.
Wenn jemand zusticht, ist das schwere Körperverletzung, und dafür muss man sich verantworten.
Schlussendlich verantworte sich jeder für seine Tat, sagt Sollberger. «Wenn jemand schlägt, kriegt er eine Strafe dafür, dass er geschlagen hat. Wenn jemand zusticht, dann ist das eine schwere Körperverletzung, und dafür muss er sich verantworten.» Es zähle eben nicht, wer angefangen habe. Die Kampagne solle den Jugendlichen diese Konsequenzen aufzeigen.
Der Polizei in Basel-Stadt falle schon seit einiger Zeit auf, dass sich Jugendliche vermehrt bewaffnen würden. Rund um die Basler Herbstmesse letztes Jahr kontrollierte die Polizei gezielt 200 Jugendliche, ob sie ein Messer auf sich tragen. Das Ergebnis: Jeder achte Jugendliche hatte ein Messer dabei.
Präventionsforscher erwartet keine Wunder
«Ich glaube, es ist eine Naivität, die da ist», sagt Sollberger. Er vermutet, dass viele das Messer zum Selbstschutz dabeihätten. Doch das könnte fatal enden: «Man weiss ja nie, was passiert. Hat man es im Ausgang mit dabei, kann es dann halt doch gebraucht werden.»
Von so einer Kampagne dürften keine Wunder erwartet werden, sagt Dirk Baier. Er ist Professor am Institut für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. «Man kann nicht mit einem zweiminütigen Video plötzlich die ganzen Sozialisationerfahrungen von 15 Jahren rückgängig machen.»
Man kann nicht mit einem zweiminütigen Video 15 Jahre Sozialisationerfahrungen rückgängig machen.
Dennoch finde er es sinnvoll, dass sensibilisiert und aufgeklärt werde. «Mir wäre wichtig, wenn solche Videos genutzt werden würden, um beispielsweise im Schulunterricht einen Impuls zu setzen und dann mit jungen Menschen darüber zu diskutieren», sagt Baier. Die Extremismusforschung zeige nämlich, dass solche Videos – richtig eingebettet – eine Wirkung haben können.