Das jüngste Beispiel ist erst einige Tage alt: Vergangene Woche gerieten sich in der Gemeinde Böckten (BL) zwei Jugendliche in die Haare. Einer der beiden zückte laut Polizeiangaben ein Messer, stach auf den andern ein und tötete diesen.
Gegen den Tatverdächtigen ermittelt die Jugendanwaltschaft des Kantons Bern, weil dort bereits ein anderes Strafverfahren gegen den Jugendlichen läuft.
Messer sind vermehrt Teil von Strafverfahren
Messer würden vermehrt zum Einsatz kommen, wenn Jugendliche involviert seien, sagt der Baselbieter Jugendanwalt Lukas Baumgartner: «Zumindest gefühlt gehen Jugendliche heute öfter bewaffnet in den Ausgang als früher.»
Zwar führe er keine Statistik darüber, wie viele Messer im Umlauf seien. «Aber in den Verfahren, die wir führen, kommen vermehrt Messer vor und leider auch vermehrt verbotene Messer», so Baumgartner.
Eine Erklärung dafür habe er nicht: «Ich stelle einfach fest, dass es so ist und kann es mir nicht wirklich erklären.»
Auch wenn der Jugendanwalt zuweilen im Dunkeln tappt, decken sich seine Eindrücke mit denen von Endrit Sadiku. Der Jugendarbeiter ist im Jugendhaus «Chillout» in Basel angestellt und sagt, dass er bereits bei zwölf- und dreizehnjährigen Kindern eine Unsicherheit feststelle. Selbst hätten sie zwar keine Messer dabei, aber sie erzählten von andern, die Waffen trügen und dass sie davor Angst hätten. Kürzlich habe ihm ein etwas älterer Jugendlicher sogar erzählt, dass er mit einem Messer angegriffen worden sei.
Die Angst der Jugendlichen habe auch schon dazu geführt, dass sie Kinder vom «Chillout» nach Hause begleitet hätten.
Wenn man in der Affektphase eine einsatzbereite Waffe hat, wirds gefährlich.
Jugendanwalt Baumgartner wünscht sich indessen, dass potenzielle Täterinnen und Täter besser aufgeklärt werden. «Je schneller eine Waffe einsatzbereit ist, desto gefährlicher ist sie», sagt er und verweist auf die paar Sekunden der «Affektphase», wo sich Menschen kaum im Griff haben.
«Wenn sie dann eine einsatzbereite Waffe haben, wirds gefährlich.» Er rät allen – Jungen und Alten: Wenn sie so wütend werden, dass sie kaum mehr reden können, sollen sie für einen Moment weggehen, bis sie sich ein bisschen beruhigt haben und wieder so handeln können, wie sie eigentlich wollen. «Das versteht auch ein Jugendlicher», sagt Baumgartner.