Elf Tage nachdem der Zyklon «Idai» mit voller Wucht auf die Küste von Mosambik geprallt ist und eine Flutwelle das Land überspülte, präsentiert sich die Situation für die Bevölkerung nach wie vor verheerend: Laut der UNO brauchen gegen zwei Millionen Menschen in Südostafrika humanitäre Hilfe; es fehlt an einem Dach über dem Kopf, Essen und medizinischer Versorgung.
Wir haben kein Haus mehr und schlafen draussen.
Besonders betroffen sind Orte wie das Städtchen Buzi, die während Tagen von Hilfe abgeschnitten waren. Am Pier von Buzi herrscht Hektik. In raschem Tempo werden grosse Plastikeimer von Hand zu Hand gereicht. Plastikeimer gefüllt mit Reis, Öl, Zucker, Salz, aber auch Seife und ein paar Flipflops.
Prekäre Lage für Bewohner
«Wir haben kein Haus mehr und schlafen draussen», so die 31-jährige Teresa Masonge Alberto. Seit den Überschwemmungen habe sie kaum mehr geschlafen und trage die ganze Zeit ihr Kind auf dem Rücken.
Buzi war auf den Wirbelsturm vorbereitet, aber niemand rechnete mit einem solch heftigen Zyklon: Innerhalb eines Tages stand die ganz Stadt unter Wasser. Tagelang war Buzi alleine, abgeschnitten von der Welt. Irgendwann wurden Essenspakete abgeworfen. «Ein Becher Reis für eine neun- oder zehnköpfige Familie reicht aber nirgends hin», so Alberto.
Auch Adam Omar bemängelt die Langsamkeit der Behörden. Elf Tage ist es her seit dem Wirbelsturm. Das Städtchen kann nach wie vor nur per Boot erreicht werden, die Zufahrtsstrassen sind komplett zerstört. «Wir können nicht auf die Regierung warten», so der vierfache Familienvater aus Buzi.
Bauern verlieren ihre Ernte
Zusammen mit den muslimischen Vereinen packte er deshalb in der Hafenstadt Beira einen Fischkutter voll mit Essen und fuhr in seinen Heimatort. Sechs Stunden sass der Fischkutter auf einer Sandbank fest, mehrfach drohte er zu kippen. «Dieses Risiko gehe ich ein.»
Die Leute hier pflanzen Reis nicht an, um ihn zu verkaufen, sondern um ihn zu essen.
Auf dem Weg zurück sind statt Hilfsgüter Hilfsbedürftige an Bord. Viele sind krank, müssen nach Beira zum Arzt. Mohamed Jamu aber muss einen Generator kaufen. Denn auch Strom gibt es noch immer keinen. Wie die meisten Mozambikaner hat Jamu durch die Naturkatastrophe seine ganze Ernte verloren. «Die Leute hier pflanzen Reis nicht an, um ihn zu verkaufen, sondern um ihn zu essen.»
Ein Ende ist nicht in Sicht
Am Boden des Fischerkutters sitzt eine Frau. Sie hat ihren Mann in den Fluten verloren. Nun fährt sie in die Hafenstadt Beira zu ihrer Tochter. Denn ihre Tochter glaubt, dass beide Elternteile tot sind. «So wurde es ihr zugetragen. Und weil es noch immer keinen Telefonempfang gibt, konnte ich sie nicht aufklären», sagt die Frau.
Laut der Regierung sind rund eine halbe Million Hektaren Ackerland zerstört. Die Folgen des Wirbelsturms werden noch lange andauern. Und auch der Schmerz. Mittlerweile liegt die Opferzahl der Naturkatastrophe bei über 700 Toten, Tendenz steigend. Der Sturm ist vorbei. Doch die Katastrophe noch lange nicht.