Seit dem Militärputsch Anfang Februar in Myanmar hat die katholische Kirche klar Stellung für die pro-Demokratiebewegung bezogen. Kardinal Bo sprach in seiner Ostermesse von einem Blutbad, von dem selbst Kinder nicht verschont blieben und von Tausenden, die auf der Flucht vor den Soldaten seien.
Er forderte die Armeeführung auf, den Putsch zu beenden und die Soldaten in die Kasernen zurückzuholen und er forderte die Demonstrierenden auf, am gewaltfreien Widerstand festzuhalten. Hass könne nie mit Hass besiegt werden, einzig mit Liebe, predigte der Kardinal. Das sehen nicht alle Anhänger so.
Die Soldaten schiessen auf alle, die sich wagen, auf die Strasse zu treten.
Die Nächte seien seit dem Putsch von Rastlosigkeit erfüllt, sagt ein burmesischer katholischer Mönch, der einer Ordensgemeinschaft in Yangon angehört. «In der Nacht lauschen wir den Schüssen und Explosionen. Die Soldaten schiessen auf alle, die sich wagen, auf die Strasse zu treten.»
Demonstrieren ist zu gefährlich
In den ersten Wochen nach dem Putsch demonstrierte der Mönch täglich mit seinen Mitbrüdern auf den Strassen Yangons. Das ist jetzt zu gefährlich. Die Soldaten hätten die ganze Stadt besetzt, sogar Pagoden, Kliniken und eine Schule für Blinde.
Mehr als 700 Zivilistinnen und Zivilisten haben die burmesischen Sicherheitskräfte seit dem 1. Februar getötet, darunter 45 Kinder. Mehr als 3000 Menschen wurden ins Gefängnis gesteckt: Mönche, Studentinnen, Ärzte. In Yangon würden nur noch wenige, meist im Schutz der Dunkelheit und versteckt in Quartieren protestieren. Der Widerstand bleibe ungebrochen, habe sich aber verändert, so der Mönch.
Wir tun alles, um zu zeigen, dass wir nicht von der Armee regiert werden wollen.
Als Zeichen des Protests habe er Blumen an eine Bushaltestelle gestellt. Sie würden die Strassen rot malen, keine Steuern und Stromrechnungen zahlen, die Produkte, die von den Firmen der Armee kommen, boykottieren und den Frust in den sozialen Medien ausdrücken. «Wir tun alles, um zu zeigen, dass wir nicht von der Armee regiert werden wollen», sagt der katholische Mönch.
Während die anfänglichen Proteste friedlich waren, wurden inzwischen auch mehrere Polizisten und Soldaten von pro-Demokratieaktivisten getötet. Die Untergrundregierung hat zudem mit dem Aufbau der sogenannten föderalen Armee begonnen, die gewaltsam für Demokratie kämpfen soll.
Du kannst dich nicht verteidigen mit einer Schere oder schönen Worten.
Ein österreichischer Priester, der in Yangon seit fünf Jahren eine kleine Gemeinschaft für Arme leitet, versteht, dass sich die Demokratiebewegung bewaffnet. «Du kannst dich gegen ein Militär mit Maschinengewehren nur mit anderen Waffen verteidigen. Du kannst dich nicht verteidigen mit einer Schere oder schönen Worten.» Deshalb verstehe der Priester sehr wohl, dass die Protestbewegung nun auf Selbstverteidigung setze und eben auf die «Federal Army».
Macht verlieren durch Tyrannenmord
Alle diplomatischen Vermittlungsversuche sind bislang gescheitert. Die Junta lässt verhaften oder erschiessen, wer sich ihr in den Weg stellt. Um die Demokratie zu retten und einen landesweiten Bürgerkrieg zu verhindern, sieht der Priester nur noch eine Lösung: «Das Beste wäre für das Land und seine Bürger, wenn der Diktator und die Generäle ihre Macht durch Tyrannenmord verlieren.» Es gehe jetzt wirklich nur darum, das Militär auszulöschen und zur Verantwortung zu ziehen.
Einer seiner burmesischen Novizen hat nun bereits das Kloster verlassen, um Soldat in der neu gegründeten föderalen Armee zu werden. Beten und warten genügten ihm nicht mehr.