- Kenias Präsident William Ruto hat nach tagelangen Protesten angekündigt, er werde das vom Parlament verabschiedete Steuergesetz nicht unterschreiben.
- Wegen der heftig umstrittenen Steuerreform gehen die Menschen seit Tagen auf die Strasse.
- Das kenianische Parlament hatte in einer Sondersitzung den Einsatz des Militärs bei der Sicherung von Infrastruktur und zur Unterstützung der Polizei bei den Protesten genehmigt.
Nach den tagelangen Protesten in der Hauptstadt Kenias teilte Präsident William Ruto mit, dass er das vom Parlament verabschiedete Steuergesetz nicht unterschreiben werde. «Es wird zurückgezogen», sagte er vor Journalisten in Nairobi. Damit werde «die laute Botschaft respektiert, die vom kenianischen Volk kommt.»
Viele Menschen in Kenia befürchteten weitere finanzielle Belastungen und eine deutliche Steigerung der Lebenshaltungskosten als Folge des neuen Steuergesetzes.
Um die geplanten Vorhaben doch noch umsetzen zu können, kündigte Ruto ein Sparprogramm an, das mit den Ausgaben für das Präsidentenamt beginnen solle. Er appellierte an Parlament und Gerichte, diesem Beispiel zu folgen.
Zuvor hatte der Verteidigungsminister des ostafrikanischen Landes angekündigt, dass auf den Strassen das Militär eingesetzt werde. Oppositionsabgeordnete warfen Zweifel an der Rechtmässigkeit des Parlamentsbeschlusses auf, der innerhalb einer Stunde und unter Ausschluss der Öffentlichkeit verabschiedet worden war.
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Bild 1 von 7Legende: «Das Volk hat gesprochen», so Ruto bei seiner Rede im State House in Nairobi. AP Photo/Patrick Ngugi
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Bild 2 von 7Legende: Bei den Protesten in Nairobi sollen die Polizisten nun durch das Militär unterstützt werden. (25. Juni 2024) EPA/DANIEL IRUNGU
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Bild 3 von 7Legende: Am Dienstag sind Protestierende ins Parlament eingedrungen (25. Juni 2024).... EPA/DANIEL IRUNGU
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Bild 4 von 7Legende: ...und haben ein Teil des Parlamentsgebäude in Brand gesetzt. (25. Juni 2024) EPA/DANIEL IRUNGU
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Bild 5 von 7Legende: Seit Tagen bringen die Menschen auf den Strassen ihre Wut über die Steuererhöhung zum Ausdruck. (25. Juni 2024) EPA/DANIEL IRUNGU
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Bild 6 von 7Legende: Die Proteste werden gewaltsam niedergeschlagen. Mindestens 22 Menschen verloren bisher ihr Leben. (25. Juni 2024) EPA/DANIEL IRUNGU
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Bild 7 von 7Legende: Die Verwüstung auf den Strassen in Nairobi ist gross. (25. Juni 2024) EPA/STR
Seit Tagen protestieren die Menschen in Nairobi gegen die Steuererhöhung. Am Dienstag haben Hunderte Demonstrierenden das Parlament gestürmt. Dabei wurden Teile des Gebäudes in Brand gesetzt und Möbel zerstört, wie mehrere internationale Nachrichtenagenturen berichteten. Fernsehbilder zeigten eingeworfene Fenster und Zerstörungen im Parlamentsgebäude.
Im Parlament fand zu diesem Zeitpunkt die dritte Lesung des umstrittenen Steuergesetzes statt. Die Abgeordneten mussten laut Medienberichten durch Kellergänge aus dem Gebäude flüchten.
Bei den Protesten wurden mehr Menschen getötet als bisher angenommen: Mindestens 22 Personen sind getötet und weitere 30 Personen durch Schüsse verletzt worden, wie die kenianische Ärztegesellschaft mitteilte.
Am späten Nachmittag wurde in Nairobi auch die City Hall, das Gebäude der Regionalregierung, in Brand gesetzt und teilweise geplündert, wie Fernsehbilder zeigten. Aus anderen Landesteilen wurde ebenfalls über Plünderungen und brennende Fahrzeuge, aber auch friedliche Demonstrationen berichtet.
Im Parlament stand am Dienstag ein heftig umstrittenes Steuergesetzes zur Abstimmung. Viele Menschen befürchten, dass durch das Gesetz die Lebenshaltungskosten weiter steigen. Auch Kirchen und Wirtschaftsvertreter haben sich gegen das Gesetz ausgesprochen.