Nieselregen im Zentrum von Birmingham. Das Wetter passt zur Stimmung. Viele Menschen eilen ins Konferenzzentrum oder weiter zur Arbeit. Eine riesige Baustelle prägt den Platz vor der neu eröffneten, modernen Stadtbibliothek.
Bleibt May Premierministerin?
William hebt den Regenschirm, geht ein paar Schritte weiter. Er hat die Brexit-Abstimmung im Unterhaus am Fernsehen verfolgt. Was nun kommt, weiss er nicht. «Unser Land befindet sich in einer vertrackten Situation», sagt er. Niemand könne sagen, wie es weitergehen solle.
Weiter geht es im Parlament mit einer Abstimmung heute Abend. Dann wird über einen Misstrauensantrag gegen die Regierung abgestimmt. Vom Ausgang hängt ab, ob Therese May nach der vernichtenden Niederlage vom Dienstag weiterhin Premierministerin bleiben darf.
Ein neues Referendum?
Greg glaubt, May bleibe Regierungschefin. Auch wenn er selber seine Stimme der oppositionellen Labour-Partei geben würde. Es gehe ja nicht um Theresa May, sagt er. «Es geht darum, dass wir eine politische Lösung finden. Die Bevölkerung wünscht sich eine Abstimmung darüber, ob wir die EU verlassen sollen oder nicht.»
Das ist eine Antwort, die viele geben. Eine zweite Volksabstimmung mit drei Optionen sollte es geben, meint auch Jenny. Ja oder Nein zum ausgehandelten Abkommen mit der EU, einen «Hard-Brexit», also ein Austritt ohne Vertrag, oder dann Mitglied der EU bleiben. Darüber will Jenny noch einmal abstimmen.
«Wir alle hatten nun genügend Zeit, genau zu prüfen, was ein Austritt aus der EU bedeuten würde», sagt sie. Darum wäre es gut, das Volk ein zweites Mal abstimmen zu lassen.
Zweite Chance für die Regierung?
Tom hingegen will keine zweite Abstimmung. Er vertraut immer noch darauf, dass sich die gewählten Politiker im Parlament zusammenraufen und einen Ausweg aufzeigen. Hierfür müsse Premierministerin May allerdings einen Schritt auf die Opposition zugehen. Er hofft, dass das Parlament bis Ende März eine Lösung finden wird.
Eine zweite Chance will auch Ange der Regierung geben. Ein Rücktritt der Premierministerin bringe nichts. «Theresa May macht, was sie kann, steht aber vor einer unmöglichen Aufgabe», sagt sie. Vielleicht komme man aber nur weiter, wenn zuerst ein neues Parlament gewählt werde.
In den Strassen von Birmingham tönt es also ziemlich ähnlich wie im Parlament in Westminster in London.