- Im «Party Gate»-Skandal um Boris Johnson bringen sich nun auch öffentlich Kandidaten für die Nachfolge des britischen Premierministers in Stellung.
- Er werde kandidieren, falls es zu einer Abstimmung komme, sagte der konservative Abgeordnete Tom Tugendhat dem Sender Times Radio.
- Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im Parlament gilt als parteiinterner Kritiker Johnsons.
«Es liegt an uns, unseren Hut in den Ring zu werfen. Und es liegt an den Wählern, also den Parlamentskollegen und den Parteimitgliedern, dann zu wählen», sagte Tugendhat.
Der Johnson-Kritiker sagte weiter, das Amt des Premierministers bedeute ein «gewaltiges Privileg». «Es muss einem nicht peinlich sein, wenn man seinem Land dienen will», sagte Tugendhat. Der Aussenexperte hat als Soldat in Afghanistan gedient und den überstürzten Abzug britischer Truppen aus dem Land wiederholt scharf kritisiert.
Wie die «Daily Mail» berichtete, hat Tugendhat die Unterstützung mehrerer Tory-Abgeordneter aus der Mitte der Partei. Johnson steht seit Wochen wegen der Affäre um Lockdown-Partys in der Downing Street schwer unter Druck.
Bericht wird stark zensiert
Mit Spannung wird erwartet, ob ein interner Untersuchungsbericht Hinweise enthält, dass Johnson oder seine Mitarbeiter Corona-Regeln gebrochen haben. Dann dürfte es zu einem parteiinternen Misstrauensvotum gegen den Premier kommen. Allerdings wird der Bericht zunächst wohl nur in einer stark zensierten Version veröffentlicht, um «jegliche Voreingenommenheit» bei Ermittlungen der Polizei zu vermeiden.
Als Nachfolger Johnsons werden Aussenministerin Liz Truss und Finanzminister Rishi Sunak gehandelt. Sie weisen bisher öffentlich jedes Interesse zurück.
Weiteres Ungemach für Johnson
Ein Bericht der Zeitung «Telegraph» erhöhte erneut den Druck auf Johnson. Demnach hat seine heutige Frau Carrie eine Geburtstagsfeier für Johnson im Juni 2020 in der Downing Street organisiert. Carrie Johnson habe in Nachrichten an einen Spitzenbeamten darauf gedrungen, Mitarbeiter zu einem Ständchen zusammenzuholen und dem Premierminister einen Kuchen zu bringen. Private Treffen von Mitgliedern mehrerer Haushalte waren damals verboten.