Was ist in Mali vorgefallen? Malis Vizepräsident Assimi Goïta hatte letzte Woche den Präsidenten und den Premierminister freigestellt und rückte dann selbst nach an die Spitze. Colonel Goïta, stets im Tarnanzug auftretend, war schon Anführer des Militärputschs im August 2020 gewesen. Wegen des erneuten Coups in Mali setzen die französischen Streitkräfte die Zusammenarbeit mit dem malischen Militär temporär aus.
Wieso ist Frankreich involviert? Mali und Frankreich arbeiten in der Sahelzone im Kampf gegen den Terror eng miteinander. Tausende französische Soldaten sind im Land stationiert und bekämpfen von dort aus islamische Milizen. Frankreich verlangt von der malischen Militärjunta, dass demokratische Wahlen im Land abgehalten werden. Frankreich will, dass die neue künftige Übergangsregierung in Mali eine zivile Regierung ist.
Wie hat die malische Junta auf die Ankündigung reagiert? Bisher halten sich die Militärs sehr still. Es gibt keine offizielle Reaktion. Afrika-Korrespondent Samuel Burri glaubt, dass man sich in Militärkreisen durchaus bewusst sei, dass der Kampf gegen den Terror in der Sahelzone ohne Frankreichs Hilfe bezüglich Logistik oder Aufklärung ziemlich schwierig werden könnte.
Wie stark kann Frankreich Mali unter Druck setzen? So gross müsse der Druck wohl gar nicht sein, sagt Samuel Burri. «Mali wird sicher bald Entgegenkommen signalisieren.» Ein Zugeständnis, dass in der Übergangsregierung auch Zivilisten sein werden, könnte eventuell schon reichen. Frankreich sei sehr präsent in Mali, habe gar Offiziere im Generalstab der malischen Armee platziert, die nun zweimal geputscht hat. Wenn die Franzosen einen Coup kategorisch verurteilten, dann hätten sie schon früher Konsequenzen ziehen können.
Ist eine reine Militärregierung realistisch? Von Beginn weg sei klar gewesen, dass es nicht eine komplette Militärregierung geben würde, so der Journalist. Choguel Maïga, der neue Premier, ist einer der Anführer der Protestbewegung M5, eine Bewegung der Zivilgesellschaft, die im letzten Jahr diesem Coup quasi den Boden bereitet hat. Nun legitimiere diese Protestbewegung die Militäraktion. Viele Menschen in Mali begrüssen das Eingreifen der Armee. Das Militär ist neben Politik und Religion eine starke Kraft im Land.
Hat die bisherige Zusammenarbeit etwas gebracht? Acht Jahre nach dem Beginn des Kampfes gegen den Terror in der Sahelzone sei man nicht weiter als damals. «Das Problem ist, dass man die Ursachen des Terrors zu wenig angeht.» Es reicht laut Samuel Burri nicht, dass Frankreich und die UNO rund 20'000 Soldaten nach Mali schicken, man müsse auch die Armut bekämpfen, die Perspektivlosigkeit vieler Jungen. Frankreichs Reaktion zeige: «In Frankreich und auch in Europa wird man sich immer mehr bewusst, dass diese Militäraktionen bisher herzlich wenig gebracht haben.»