Nachbeben in Marokko: Nach dem Erdbeben mit Tausenden Opfern in der Nacht auf Samstag hat es im nordafrikanischen Land ein Nachbeben gegeben. Die US-Erdbebenwarte USGS verzeichnete eine Stärke von 3.9. Das Epizentrum des Nachbebens lag laut der marokkanischen Nachrichtenseite Hespress erneut etwa 80 Kilometer südwestlich der Stadt Marrakesch.
Die Opfer: Die offizielle Zahl der Todesopfer ist auf mehr als 2497 angewachsen. Ebenso viele Menschen seien bislang verletzt worden. Hunderte von Menschen gelten noch als vermisst. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300'000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten vom Unglück betroffen. Die Regierung hat einen Sonderhilfsfonds für die notleidende Bevölkerung angekündigt. Zur Höhe des Fonds wurden keine Angaben gemacht.
Die Rettungsarbeiten: Einsatzkräfte haben ihre Rettungsbemühungen weiter intensiviert. Soldaten und ausländische Hilfsteams begannen in Lastwagen und Helikoptern, in die entlegenen Bergdörfer vorzudringen. Militärfahrzeuge, beladen mit Bulldozern und logistischer Ausrüstung, versuchten in zerklüftetem Gelände Strassen von Erdrutschen zu befreien, damit auch Krankenwagen durchkommen, wie die Online-Zeitung Morocco World News berichtete.
Die Lage in den Berggebieten: Die am stärksten betroffenen Dörfer im Atlasgebirge sind für die Rettungskräfte nur schwer erreichbar. Viele Strassen sind etwa durch abgebrochene Felsen blockiert. Am Sonntagnachmittag rollten Lastwagen der Armee in grosser Zahl die engen und steilen Serpentinenstrassen südlich von Marrakesch entlang. Soldaten errichten Zeltstädte für die Menschen, die ihr Obdach verloren haben oder sich vor dem Einsturz ihrer Häuser durch weitere Erdstösse fürchten.
Die Überlebenschancen: Ein Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen. Bei der Suche nach Verschütteten in Folge eines Erdbebens sprechen Experten in etwa von einem Zeitfenster von 72 Stunden. Diese gelten als Richtwert, nach dem ein Mensch ohne Wasser auskommen kann.
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Bild 1 von 8. Über 2100 Menschen kamen beim Erdbeben ums Leben. Das Bild zeigt eine zerstörte Moschee in der berühmten Altstadt von Marrakesch. Bildquelle: REUTERS/Abdelhak Balhaki.
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Bild 2 von 8. Darüber hinaus wurden Tausende Menschen durch das verheerende Beben obdachlos oder verletzt. Bild: Eine verletzte Frau wird von Hilfskräften zum Spital in Amizmiz gebracht. Bildquelle: Keystone/EPA/JALAL MORCHIDI.
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Bild 3 von 8. Bilder aus betroffenen marokkanischen Städten zeigen grosse Zerstörung. Bildquelle: Keystone/EPA/JALAL MORCHIDI.
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Bild 4 von 8. Einsatzkräfte versuchen, erste Hilfe zu leisten und sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Bild aus Amizmiz. Bildquelle: REUTERS/Abdelhak Balhaki.
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Bild 5 von 8. In Marrakesch löste das starke Erdbeben Berichten zufolge Panik aus, viele Häuser sind zerstört. Bildquelle: Keystone/EPA/JALAL MORCHIDI.
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Bild 6 von 8. Viele Menschen suchten nach dem Erdbeben in der Landeshauptstadt Rabat im Freien Schutz. Bildquelle: Keystone/EPA/Jalal Morchidi.
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Bild 7 von 8. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei, sagte Nasser Jabour vom Nationalen Institut für Geophysik der Nachrichtenagentur MAP. Bildquelle: Keystone/EPA/JALAL MORCHIDI.
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Bild 8 von 8. Die Zahl der Opfer dürfte nach dem Erdbeben noch steigen. In ganz Marokko sind auch viele Menschen obdachlos geworden. Bildquelle: Keystone/EPA/JALAL MORCHIDI.
Unterstützungsangebot der Schweiz: Die Schweiz hat Marokko ihre Unterstützung angeboten. Ein achtköpfiges Team des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) stehe bereit, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Sonntag mit. Marokko habe aber noch nicht auf das Hilfsangebot reagiert. Die Schweiz bot auch Hilfe für Notunterkünfte, Wasseraufbereitung und -verteilung, sanitäre Einrichtungen und Hygienematerial an.
Hilfe anderer Länder: Such- und Rettungsteams aus Spanien und Grossbritannien haben ihren Einsatz in den Erdbebengebieten in Marokko aufgenommen. Sie unterstützen laut Medien aktuell die örtlichen Einsatzkräfte in betroffenen Gebieten. Obwohl mehrere Länder ihre Hilfe angeboten haben, nimmt Marokko vorerst nur von vier Ländern Unterstützung an: von Spanien, Katar, Grossbritannien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Spanien und Grossbritannien schickten je rund 60 Einsatzkräfte und vier Suchhunde ins Katastrophengebiet.
Finanzielle Unterstützung: Die Europäische Union stellt eine Million Euro für humanitäre Hilfe im vom Erdbeben erschütterten Marokko bereit. Das Geld solle helfen, die dringendsten Bedürfnisse der am stärksten betroffenen Menschen zu decken, teilte Janez Lenarcic, EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz mit.