Nachbeben in Marokko: Nach dem Erdbeben mit Tausenden Opfern in der Nacht auf Samstag hat es im nordafrikanischen Land ein Nachbeben gegeben. Die US-Erdbebenwarte USGS verzeichnete eine Stärke von 3.9. Das Epizentrum des Nachbebens lag laut der marokkanischen Nachrichtenseite Hespress erneut etwa 80 Kilometer südwestlich der Stadt Marrakesch.
Schwerstes Erdbeben seit Jahrzehnten in Marokko
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Ein schweres Erdbeben hat in der Nacht auf Samstag im nordafrikanischen Land über 2100 Menschen in den Tod gerissen und schwere Schäden angerichtet. Das Erdbeben ereignete sich am Freitag um 23:11 Uhr Ortszeit. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte hatte es eine Stärke von 6.8, laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam 6.9. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich der Stadt Marrakesch im Atlasgebirge, in einer Tiefe von 18.5 Kilometern. Kurz danach kam es zu einem Nachbeben der Stärke 4.9.
Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten, besonders in dieser Stärke. Das Beben war in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren – und riss auch Menschen in Spanien, Portugal und Algerien aus dem Schlaf. 1960 hatte sich laut dem Sender Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5.8 ereignet, bei dem mindestens 12'000 Menschen ums Leben kamen. Das letzte grosse Erdbeben erschütterte Marokko 2004 mit einer Stärke von 6.4. Mehr als 600 Menschen starben.
Die Opfer: Die offizielle Zahl der Todesopfer ist auf mehr als 2497 angewachsen. Ebenso viele Menschen seien bislang verletzt worden. Hunderte von Menschen gelten noch als vermisst. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300'000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten vom Unglück betroffen. Die Regierung hat einen Sonderhilfsfonds für die notleidende Bevölkerung angekündigt. Zur Höhe des Fonds wurden keine Angaben gemacht.
SRF-Sonderkorrespondent: «Langsam scheint etwas anzulaufen»
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SRF-Sonderkorrespondent Daniel Glaus ist wegen der Erdbebenkatastrophe nach Marokko gereist und hat am Sonntag ein Dorf im Atlasgebirge besucht, das auf den letzten Metern nur zu Fuss erreichbar ist. Wie er am Morgen live im Radio SRF schilderte, liegen dort alle Häuser in Schutt. Es gebe keinen Strom und kein Mobilnetz. Anwohnerinnen und Anwohner versuchten, die Verschütteten eigenhändig aus den Trümmern herauszuholen. Allerdings konnten sie nur noch Leichen bergen.
Angesprochen auf die eher schleppend verlaufende Hilfe, schildert Glaus: Als er von den Bergen zurück nach Marrakesch unterwegs war, sei ihm eine scheinbar endlose Autokolonne entgegengefahren. Das seien zum überwiegenden Teil Privatwagen gewesen, die unter anderem mit Decken, Matratzen und Lebensmitteln vollbeladen waren. Auch Tieflader mit schwerem Gerät, Baumaschinen und Generatoren seien unterwegs gewesen. «Da scheint jetzt langsam aber sicher etwas anzulaufen», sagt Glaus. Er hält allerdings fest, dass der grösste Teil der Hilfe bis jetzt von Privaten und karitativen Organisationen gekommen sei.
Die Rettungsarbeiten: Einsatzkräfte haben ihre Rettungsbemühungen weiter intensiviert. Soldaten und ausländische Hilfsteams begannen in Lastwagen und Helikoptern, in die entlegenen Bergdörfer vorzudringen. Militärfahrzeuge, beladen mit Bulldozern und logistischer Ausrüstung, versuchten in zerklüftetem Gelände Strassen von Erdrutschen zu befreien, damit auch Krankenwagen durchkommen, wie die Online-Zeitung Morocco World News berichtete.
Die Lage in den Berggebieten: Die am stärksten betroffenen Dörfer im Atlasgebirge sind für die Rettungskräfte nur schwer erreichbar. Viele Strassen sind etwa durch abgebrochene Felsen blockiert. Am Sonntagnachmittag rollten Lastwagen der Armee in grosser Zahl die engen und steilen Serpentinenstrassen südlich von Marrakesch entlang. Soldaten errichten Zeltstädte für die Menschen, die ihr Obdach verloren haben oder sich vor dem Einsturz ihrer Häuser durch weitere Erdstösse fürchten.
Die Überlebenschancen: EinWettlauf gegen die Zeit hat begonnen. Bei der Suche nach Verschütteten in Folge eines Erdbebens sprechen Experten in etwa von einem Zeitfenster von 72 Stunden. Diese gelten als Richtwert, nach dem ein Mensch ohne Wasser auskommen kann.
Unterstützungsangebot der Schweiz: Die Schweiz hat Marokko ihre Unterstützung angeboten. Ein achtköpfiges Team des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) stehe bereit, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Sonntag mit. Marokko habe aber noch nicht auf das Hilfsangebot reagiert. Die Schweiz bot auch Hilfe für Notunterkünfte, Wasseraufbereitung und -verteilung, sanitäre Einrichtungen und Hygienematerial an.
Schweizerinnen und Schweizer in Marokko
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Noch immer gibt es laut EDA keine Hinweise auf Schweizer Opfer im Erdbebengebiet. Unterdessen korrigierte das Aussendepartement die Zahl der in Marokko wohnhaften Schweizerinnen und Schweizer auf 1806. Einen Tag zuvor kommunizierte es eine Zahl von 2545. Bis am Sonntagvormittag registrierten sich zudem 200 Schweizer Reisende in Marokko auf der Travel-Admin-App des Bundes. Ebenso viele hätten sich über die EDA-Helpline zum Erdbeben gemeldet, schrieb das Departement.
Hilfe anderer Länder: Such- und Rettungsteams aus Spanien und Grossbritannien haben ihren Einsatz in den Erdbebengebieten in Marokko aufgenommen. Sie unterstützen laut Medien aktuell die örtlichen Einsatzkräfte in betroffenen Gebieten. Obwohl mehrere Länder ihre Hilfe angeboten haben, nimmt Marokko vorerst nur von vier Ländern Unterstützung an: von Spanien, Katar, Grossbritannien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Spanien und Grossbritannien schickten je rund 60 Einsatzkräfte und vier Suchhunde ins Katastrophengebiet.
Finanzielle Unterstützung: Die Europäische Union stellt eine Million Euro für humanitäre Hilfe im vom Erdbeben erschütterten Marokko bereit. Das Geld solle helfen, die dringendsten Bedürfnisse der am stärksten betroffenen Menschen zu decken, teilte Janez Lenarcic, EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz mit.
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