Das ist passiert: Das Erdbeben ereignete sich am Freitag um 23:11 Uhr Ortszeit. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte hatte es eine Stärke von 6.8, laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam 6.9. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Der Erdbebenherd war in einer Tiefe von 18.5 Kilometern. Kurz danach kam es zu einem Nachbeben der Stärke 4.9.
Die Opfer: Mindestens 2497 Menschen sind nach vorläufigen Zahlen ums Leben gekommen, wie das Innenministerium über das Staatsfernsehen mitteilte. 2476 Personen seien verletzt worden, rund 200 davon schwer. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter steigen wird. Noch immer suchen Rettungskräfte nach Überlebenden – und entlegene Regionen konnten noch nicht erreicht werden. Das Beben war das tödlichste seit mehreren Jahrzehnten in Marokko.
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Sonderkorrespondent Daniel Glaus zur Situation in Marrakesch
Aus Tagesschau vom 09.09.2023.
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Die Schäden: Dem Innenministerium von Marokko zufolge gibt es die meisten Schäden ausserhalb der Städte. In weiten Gebieten vom Atlasgebirge bis nach Marrakesch wurden Gebäude und Kulturdenkmäler teils völlig zerstört. Auch die berühmten roten Mauern der Altstadt von Marrakesch, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören, wurden beschädigt.
Solidarität der Schweiz: Bundespräsident Alain Berset hat sein Mitgefühl ausgedrückt. Auf dem Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, schrieb er, dass die Schweiz mit Marokko solidarisch sei. «Unsere Gedanken sind bei den Marokkanerinnen und Marokkanern, die von diesem schrecklichen Erdbeben betroffen sind.»
Schweiz schickt Hilfe: Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) will Marokko ein Hilfsangebot unterbreiten. Die Details werden noch ausgearbeitet. Die Hilfe werde auf die Bedürfnisse vor Ort ausgerichtet. Man stehe in regelmässigem Kontakt mit der Schweizer Botschaft in Rabat und den zuständigen Behörden in Marokko, teilte das EDA mit.
Schweizerinnen und Schweizer in Marokko
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Derzeit gibt es laut EDA keine Hinweise auf Schweizer Opfer im Erdbebengebiet. Bei der Helpline des Bundes haben sich laut EDA-Mitteilung bisher rund zwei Dutzend Schweizerinnen und Schweizer gemeldet, die sich aktuell in Marokko aufhalten.
Sie wurden angewiesen, sich an die Anweisungen der lokalen Behörden zu halten, sich auf der Travel-Admin-App des Bundes zu registrieren und mit der Fluggesellschaft oder den Reiseanbietern Kontakt aufzunehmen. Aktuell sind 102 Schweizer Staatsangehörige in Marokko auf der App registriert. Offiziell in Marokko gemeldet sind 2545 Schweizer Bürgerinnen und Bürger.
Weitere Hilfsangebote: Die Vorbereitungen des Technischen Hilfswerks (THW) liefen, sagte die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser der Deutschen Presse-Agentur. «Sobald wir mehr Informationen haben, welche Hilfe benötigt wird, können wir unsere Spezialisten nach Marokko entsenden.» Einem THW-Sprecher zufolge sind Bergungsteams oder Wasseraufbereitungsanlagen denkbar. Auch Israel will Marokko Rettungseinheiten schicken. Alle Regierungsbehörden seien angewiesen, die Entsendung einer Hilfsdelegation vorzubereiten, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Spanien, Portugal und Grossbritannien haben ebenfalls Unterstützung angeboten. Zudem stellen die Vereinten Nationen und die EU Hilfe in Aussicht. EU-Ratspräsident Charles Michel betonte auf X, dass man Marokko unterstütze.
So reagiert die Welt: Die Bestürzung über die Katastrophe ist weltweit gross. Viele Staatschefs drückten den Betroffenen ihr Mitgefühl aus. Darunter der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden. Auch Papst Franziskus meldete sich zu Wort. Er bete für die Verstorbenen und die Verletzten sowie diejenigen, «die um den Verlust ihrer Lieben und ihrer Häuser trauern».
Erdbeben in Nordafrika laut ETH-Seismologe selten
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Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten, besonders in dieser Stärke. Das Beben war in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren – und riss auch Menschen in Spanien, Portugal und Algerien aus dem Schlaf.
Diese Region sei eine Kollisionszone bei der die Eurasische Platte mit der Afrikanischen Platte zusammenstosse, so Stefan Wiemer, Seismologe an der ETH Zürich. «Gerade im Atlasgebirge gibt es grosse Ab- und Aufschiebungen, die derartig grosse Erdbeben produzieren können», sagt Wiemer in der Tagesschau. Doch ein solch grosses Erdbeben habe es in dieser Region seit hundert Jahren nicht mehr gegeben.
1960 hatte sich laut dem Sender Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5.8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen. Das letzte grosse Erdbeben erschütterte Marokko 2004 mit einer Stärke von 6.4. Mehr als 600 Menschen starben.
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