Gut möglich, dass die Wahl in Pakistan entschieden ist, noch bevor die Wahlurnen überhaupt öffnen. Der frühere pakistanische Ministerpräsident und wichtigste Oppositionspolitiker Imran Khan ist heute von einem Bezirksgericht in Islamabad zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Polizei nahm ihn an seinem Wohnsitz in Lahore sofort fest.
In seiner Zeit als Ministerpräsident soll Khan Staatgeschenke illegal weiterverkauft haben, darunter mehrere Rolex-Uhren, Diamanten und ein vergoldetes Schnellfeuergewehr. Das Urteil schliesst Imran Khan, den populären Politiker der Tehreek-e-Insaf-Partei, zudem für fünf Jahre von allen Wahlen aus. Da Kahn als gefährlichster Herausforderer von Ministerpräsident Shebaz Sharif gilt, könnte dessen Weg zur Wiederwahl frei sein.
Es ist ein herber Rückschlag für Imran Khan, der alle Vorwürfe zurückweist. Noch vor knapp drei Monaten schien der frühere Kricketstar viele Trümpfe in der Hand zu haben. Mit seiner Antiregierungs- und Antielitenpolitik schaffte er es, sich als bessere Alternative zu Regierungschef Sharif zu präsentieren. Der 70-jährige Khan hatte vorgezogene Neuwahlen gefordert und sich dabei gute Chancen ausgerechnet.
Zahlreiche Unterstützer bereits im Gefängnis
Doch die vom mächtigen Militär gestützte Regierung hatte ihren Abwehrkampf da bereits begonnen. Schon im Mai wurde Imran Khan wegen Korruptionsvorwürfen ins Gefängnis gesteckt – allerdings nur für wenige Tage. Nach der Verhaftung kam es zu tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Tausenden seiner Anhänger und der Polizei. Die Regierung liess Khan auf Bewährung wieder frei.
Doch das war nur ein Scheinsieg, denn die Regierung steckte viele seiner Unterstützer ins Gefängnis. Ein Teil von Kahns Partei spaltete sich ab. Seitdem ist es still geworden um den früheren Ministerpräsidenten, der vor gut einem Jahr per Misstrauensvotum aus dem Amt gedrängt wurde.
Heute, nach seiner erneuten Verhaftung, ist es nach Angaben pakistanischer Medien ruhig geblieben im Land. Dies, obwohl Khan seine Anhänger in einer vorher aufgezeichneten Videobotschaft zu landesweitem Protest aufgerufen hatte.
Regierung will Wahlen verschieben
Derweil bereitet die Regierung die nächsten Schritte Richtung Wahlsieg vor. Die eigentlich im November fälligen Wahlen sollen neu auf unbestimmte Zeit verschoben werden, denn die Regierung wolle erst eine Volkszählung durchführen und dann die Wahlkreise neu aufteilen. Sie will offenbar nichts dem Zufall überlassen.
Falls es Imran Khan nicht gelingt, von einem höheren Gericht doch noch freigesprochen zu werden, könnte die Wahl für ihn gelaufen sein. Es wäre ein Sieg für das Establishment. Und das Militär.