«Diktatur zur Hölle, Demokratie gewinnt!», hallen die Rufe über das Universitätsgelände der Kasetsart Universität in Bangkok. Mehr als Tausend Studentinnen und Studenten haben sich hier zu einer Demonstration versammelt. Darunter auch die 22-jährige Wirtschaftsstudentin Juthaporn.
Sie sagt: «Viele glauben, wir seien hier, weil Future Forward aufgelöst wurde. Stimmt. Aber das ist nicht der einzige Grund. Wir sind hier, weil die Militärregierung uns die letzten Jahre unterdrückt hat. Weil das politische System korrupt ist. Weil wir den Machthabern zeigen wollen, dass die Macht bei uns, beim Volk liegt.»
Vor sechs Jahren hatte sich Ex-General Prayut Chan-o-Cha an die Macht geputscht und liess sich vor einem Jahr nach einer umstrittenen Parlamentswahl zum Premierminister wählen. Als das Verfassungsgericht vor zwei Wochen die Oppositionspartei Future Forward auflösen liess, löste sich mit ihr auch die Hoffnung auf mehr Demokratie auf.
Genug von den Generälen
Future Forward hatte bei den Wahlen sechs Millionen Stimmen erhalten. Viele von ihnen hätten genug von den Generälen, sagt ein anderer Demonstrant: «Die jetzigen Machthaber regieren ungerecht und legen das Recht zu ihren Gunsten aus. Zudem sind sie unfähig, so dass unsere Wirtschaftslage heute so schlecht ist, dass viele Studenten keine Zukunft sehen.»
Die Auflösung von Future Forward habe das Fass zum Überlaufen gebracht und die Studentinnen und Studenten politisiert, glaubt auch Surachanee Sriyai, Professorin für Politikwissenschaften an der Chulalongkorn Universität in Bangkok. «Selbst Studenten unserer Universität, die bislang unpolitisch waren, protestieren jetzt. Nun hat eine grössere Bewegung begonnen.»
Studentenproteste in dieser Grösse hat Thailand schon lange nicht mehr gesehen. Wie sich die aktuellen Proteste entwickeln werden, ist noch offen. Die thailändischen Studentinnen und Studenten haben jedoch angekündigt, sie würden nicht aufhören zu demonstrieren, bis die alten Generäle abgetreten seien.
SRF 4 News, 5.3.2020, 06:13 Uhr; gfem