- Beim Bau der neuen Brücke von Genua ist mitten in der Coronakrise ein Meilenstein erreicht.
- Die Struktur der Autobahnbrücke, die den West- und Ostteil der italienischen Stadt verbindet, ist fertig.
- Vor weniger als zwei Jahren war die alte Morandi-Brücke eingestürzt.
Am heutigen Dienstag wurde das letzte Deck-Teil in die Höhe gehoben. Regierungschef Giuseppe Conte sagte bei einem Besuch der Baustelle, der Wiederaufbau sei ein «Licht, das Italien Hoffnung gibt». Genua sei «ein Modell für das Italien, das wieder aufsteht, das die Ärmel hochkrempelt».
Die Morandi-Autobahnbrücke war im August 2018 eingestürzt, 43 Menschen starben. Die «ganze Welt» habe den Einsturz verfolgt, und die ganze Welt werde nun die Bilder des Wiederaufbaus sehen – als Sinnbild für die «Kreativität Italiens», so Conte.
Brücke soll Ende Juni öffnen
Nach dem Einsatz des letzten Deck-Teils müssen unter anderem noch die Fahrbahnen asphaltiert und Beleuchtung sowie Verkehrsleitsysteme angebracht werden. Ende Juni oder Anfang Juli soll die Brücke wieder für den Verkehr öffnen. Stararchitekt Renzo Piano hat sie entworfen.
Die Bauarbeiten an dem Viadukt gingen trotz Coronakrise weiter. Auch wenn Italien besonders hart von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffen ist, rund 27'000 Menschen starben bereits. Seit Anfang März gelten strikte Ausgangssperren für 60 Millionen Menschen im Land.
An der Baustelle sei 24 Stunden, sieben Tage die Woche gearbeitet worden, sagte Bürgermeister Marco Bucci. Der Wiederaufbau sei eine «Botschaft an ganz Italien», dass es auch in schwierigen Zeiten eine Wiederauferstehung gebe. Für das mehr als ein Kilometer lange Brückenstück wurden rund 17'500 Tonnen Stahl verbaut. Als das letzte Teil oben eingesetzt wurde, heulte die Baustellensirene – als Gruss an die neue Brücke tuteten auch Schiffe in der Hafenstadt.
Urteil wohl erst 2022
Der Einsturz hatte das ganze Land geschockt und ein nationales Trauma ausgelöst. Denn Genua steht auch für die marode Infrastruktur in ganz Italien. Dem Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia soll schon lange vor dem Einsturz bekannt gewesen sein, dass es Schäden an der Brücke gab.
Bei der Staatsanwaltschaft läuft ein Mammutverfahren gegen mehr als 70 Verdächtige. Zu den Beschuldigten gehört auch das Unternehmen selbst – und zu den Vorwürfen gehört unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung. Doch bis ein erstes Urteil gesprochen werde, könne es bis 2022 dauern, hatte der leitende Staatsanwalt Francesco Cozzi angekündigt.