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Krieg in Nahost Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah ist in Kraft

Seit Mittwochmorgen ruhen die Waffen zwischen den beiden Konflitkparteien. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was wurde vereinbart? Die Waffenruhe war von den USA und Frankreich ausgehandelt worden. US-Präsident Joe Biden kündigte am Dienstagabend (Schweizer Zeit) in Washington an, dass sie in der Nacht auf Mittwoch um 4 Uhr (Ortszeit) beginnen werde und 60 Tage dauern soll. Kurz zuvor hatte das israelische Sicherheitskabinett der Waffenruhe zugestimmt. Israel wird nach US-Angaben seine Truppen schrittweise abziehen. Zunächst sollen sich die schiitischen Milizen hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der faktischen israelisch-libanesischen Grenze zurückziehen. Soldaten der libanesischen Armee, die eigentlich nicht am Krieg beteiligt ist, sollen parallel zum israelischen Rückzug im Grenzgebiet stationiert werden.

Wie sieht die Situation vor Ort aktuell aus? Die israelische Luftwaffe flog bis kurz vor dem Inkrafttreten der vereinbarten Kampfpause um 4 Uhr Ortszeit Angriffe auf Beirut und die südlichen Vororte der Stadt. Überall in der Hauptstadt waren schwere Explosionen zu hören, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht schilderte. Um 4 Uhr seien die Explosionen und das Donnern der Kampfflugzeuge dann verstummt. Im Libanon bildeten sich nach Bekanntgabe der Waffenruhe zahlreiche Autokolonnen mit Menschen, die in den vergangenen Monaten aus dem Süden des Libanons durch die israelischen Angriffe vertrieben wurden und nun zurückkehren wollen.

Auto mit Matratzen auf regennasser Strasse vor eingestürztem Gebäude.
Legende: In Beirut und im Süden des Landes kehrten die Menschen am Mittwochmorgen (Ortszeit) in ihre Häuser zurück – in der Hauptstadt auch angesichts erheblicher Zerstörungen. REUTERS/Mohamed Azakir

Wie kam es dazu? Lange hatte die Hisbollah darauf beharrt, ihre Raketen- und Drohnenangriffe auf Israel erst einzustellen, wenn auch in Gaza ein Waffenstillstand vereinbart würde. Diese Bedingung hat die schiitische Miliz nun aufgegeben. «Sie kann das wirtschaftlich und politisch darniederliegende Land nicht in einen endlosen Krieg mit Israel verwickeln, ohne die Gräben in dem konfessionell und politisch gespaltenen Land noch tiefer zu ziehen», schreibt SRF-Nahostkorrespondentin Anna Trechsel.

Was sagen die Kriegsparteien? Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu richtete nach Inkrafttreten der Waffenruhe eine Warnung an die vom Erzfeind Iran unterstützte Hisbollah: «Mit dem vollen Einverständnis der USA behalten wir die volle militärische Handlungsfreiheit», sagte Netanjahu. «Wenn die Hisbollah das Abkommen verletzt und versucht, sich zu bewaffnen, werden wir angreifen.» Von der Hisbollah selbst gab es zunächst keine Reaktion auf die Verkündung der Waffenruhe.

Was sind die internationalen Reaktionen? Der Iran, der die Hisbollah unterstützt, begrüsste die von den USA und Frankreich vermittelte Vereinbarung. Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte auf der Social-Media-Plattform X, das Abkommen sei «der Höhepunkt monatelanger Bemühungen mit den israelischen und libanesischen Behörden in enger Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten». Die Schweiz hat die Waffenruhe im Libanon begrüsst.

Welche Folgen hat die Waffenruhe? Die Waffenruhe soll Medienberichten zufolge von einer US-geführten Staatengruppe überwacht werden, der neben Frankreich, dem Libanon und Israel auch die seit Jahren im Libanon stationierte UNO-Friedenstruppe Unifil angehört. Kurz nachdem US-Präsident Joe Biden die Waffenruhe verkündet hatte, griff das israelische Militär in der Nacht zum Mittwoch drei Grenzübergänge im Norden des Libanon zu Syrien an. Dabei wurden nach syrischen Angaben sechs Menschen getötet. Syrien gilt seit langem als Transitland für Waffen- und Munitionslieferungen an die Hisbollah.

SRF4 News aktuell, 27.11.24, 06:30 Uhr ; 

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