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Geiselnahme durch Hamas verhindert Mitgefühl für Gaza
Aus HeuteMorgen vom 16.10.2024. Bild: Reuters/Hatem Khaled (15.10.2024)
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Leid der Zivilbevölkerung Die humanitäre Lage ist in Israel kaum Thema – daran liegt es

Die USA fordern von Israel deutliche Verbesserungen der humanitären Lage im Gazastreifen. Andernfalls drohe eine Kürzung der US-Militärhilfe. Trotz dieser Warnung bleibt das Thema in Israel weitgehend unbeachtet. SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner erklärt, warum das so ist. Sie befindet sich zurzeit in Jerusalem.

Susanne Brunner

Leiterin Auslandredaktion Radio SRF

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Susanne Brunner war für SRF zwischen 2018 und 2022 als Korrespondentin im Nahen Osten tätig. Sie wuchs in Kanada, Schottland, Deutschland und in der Schweiz auf. In Ottawa studierte sie Journalismus. Bei Radio SRF war sie zuerst Redaktorin und Moderatorin bei SRF 3. Dann ging sie als Korrespondentin nach San Francisco und war nach ihrer Rückkehr Korrespondentin in der Westschweiz. Sie moderierte auch das «Tagesgespräch» von Radio SRF 1. Seit September 2022 ist sie Leiterin der Auslandredaktion von Radio SRF.

Hier finden Sie weitere Artikel von Susanne Brunner und Informationen zu ihrer Person.

Warum ist die humanitäre Lage in Gaza kaum ein Thema in Israel?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ein Hauptgrund: In den israelischen Medien sind Bilder der leidenden Zivilbevölkerung in Gaza kaum zu sehen – erst recht seit dem Verbot des Fernsehsenders «Al Jazeera». Die Regierung vertritt die Meinung, wer das Leid der Menschen in Gaza zeige, helfe der Hamas.

USA setzen Israel unter Druck

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Die USA geben Israel 30 Tage Zeit, um die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern. Ansonsten gebe es Konsequenzen bei der US-Militärhilfe. Das steht in einem Schreiben der USA an Israel und darüber berichten auch Medien. So fordern die USA etwa, dass täglich 350 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gebracht werden sollen und dass es Kampfpausen geben soll, damit die Hilfe verteilt werden kann.

Diese Drohung allein dürfte Israel aber nicht zu grossen Verbesserungen der humanitären Lage zwingen. Premier Benjamin Netanjahu hat immer klargemacht, man höre den USA zwar zu, aber lasse sich nicht vorschreiben, wie Israel Krieg zu führen habe.

Welche Themen dominieren die Berichterstattung?

Seit Beginn der israelischen Invasion Libanons ist der Krieg im Gazastreifen viel weniger ein Thema als vorher. Berichtet wird vor allem über die rund 100 Geiseln, die noch immer von der Hamas festgehalten werden. Auch der Tod israelischer Soldaten ist grosses Thema. Im Wesentlichen geht es in Medienberichten jedoch vor allem um das Kriegsziel, die Hamas vollständig zu vernichten.

Menschenmenge mit israelischen Flaggen und Protestschildern.
Legende: Jede Woche demonstrieren Angehörige der Hamas-Geiseln für deren Befreiung. «Mir haben Leute erzählt, wenn sie morgens aufwachen, würden sie als erstes an die Geiseln denken. Und das gerade auch in linken Kreisen», sagt Susanne Brunner. Reuters/Amir Cohen (21.09.2024)

Gibt es Stimmen in Israel, die Mitgefühl für die Menschen in Gaza haben?

Solange die Geiseln in den Händen der Hamas sind, bleibt in Israel wenig Raum für Empathie mit der leidenden Bevölkerung in Gaza. Viele Israelis haben noch immer nicht in ihre Häuser zurückkehren können, sie haben Angehörige verloren. Es gibt jedoch vereinzelt Stimmen, die Mitgefühl mit den Palästinensern zeigen. Einer von ihnen ist Mai Albini Peri, Enkel des jüdisch-israelischen Friedensaktivisten und Künstlers Chaim Peri. Dieser wurde im vergangenen Jahr von der Hamas ermordet. Im Gespräch mit ihm wurde klar: Trotz seines persönlichen Verlusts hat der 29-Jährige den Militärdienst verweigert und er sieht die israelische Besatzung als Gefahr für das Land. Solche Ansichten bleiben jedoch eine Minderheit, da die Bedrohung durch Hamas, Hisbollah und Iran in Israel stark im Vordergrund steht.

Wie reagieren die Palästinenser auf Israels Vorgehen?

Die palästinensische Seite zeigt gar kein Verständnis für die israelische Seite. Sie sehen ständig Bilder der leidenden Zivilbevölkerung in Gaza und in Libanon. Für sie ist das Handeln Israels rachegetrieben und richtet sich gegen die gesamte palästinensische Bevölkerung. Kaum jemand verurteilt öffentlich die Taten der Hamas, aus Angst vor der Hamas oder dem Vorwurf des Verrats. Solange niemand für die israelischen Verbrechen bestraft wird, haben die Palästinenserinnen und Palästinenser auch keine Empathie.

Panzer fährt durch Staubwolken, Bäume im Vordergrund.
Legende: Die verhärteten Fronten dürften laut Brunner zu noch mehr Blutvergiessen führen. «Das macht eine Zukunft in Frieden für beide Seiten unmöglich.» Reuters/Amir Cohen (15.10.2024)

Bietet Jerusalem einen Hoffnungsschimmer?

In Jerusalem leben und arbeiten Juden, Musliminnen und Christen nebeneinander. Sie zeigen: Im Kleinen geht das Zusammenleben. Zwar kommt es auch in Jerusalem regelmässig zu Gewalt gegeneinander. Aber im Gespräch mit den Menschen dort spüre ich das Bemühen, miteinander leben zu wollen. Denn sie alle wissen, eigentlich geht die Zukunft nur zusammen.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und in Libanon halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

HeuteMorgen, 16.10.2024, 6 Uhr ; 

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