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Neue Studie zum wahrscheinlichen Ursprung von Corona
Aus Tagesschau vom 19.09.2024.
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Neue Erkenntnisse Studie: Tiermarkt in Wuhan steht am Anfang der Corona-Pandemie

Anfang 2020 kämpften Tausende Menschen in China mit Husten und Fieber. Die Spitäler wurden überlaufen, das dortige Personal war überfordert, Panik machte sich breit. Kurze Zeit vorher, am 1. Januar 2020, wurde der Wildtiermarkt in Wuhan geschlossen. Noch am selben Tag begann das chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention auf dem Markt Proben zu nehmen.

Ein Forscherteam der University of Arizona hat diese Proben nun detailliert ausgewertet und kommt in einer neuen Studie zum Schluss: Die weltweite Verbreitung des Coronavirus nahm «aller Wahrscheinlichkeit nach» auf ebendiesem Wildtiermarkt ihren Anfang. Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel hat sich die Studie etwas genauer angeschaut.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

Was ist an dieser Studie so besonders?

Es sind Proben ausgewertet worden, von denen man lange gar nicht wusste, dass es sie gibt: Eben Proben, die zu Beginn der Pandemie auf dem Tiermarkt in Wuhan genommen wurden. Dass es sie gibt, wurde erst Anfang 2023 bekannt, als die genetischen Sequenzen aus den Proben unerwartet auf einer Forschungsplattform für solche genetischen Daten aufgetaucht sind. Eine kleine Forschergruppe aus Frankreich und den USA hat damals die Daten gesehen, direkt ausgewertet und ihre Ergebnisse vorab als Preprint-Studie veröffentlicht. Was jetzt neu vorliegt, ist eine noch etwas detailliertere Auswertung genau dieser Daten, veröffentlicht im renommierten Fachjournal «Cell». Da wird deutlich: China hat längst nicht alle Informationen geteilt, die es zum Ursprung des Virus hat.

Ein eher unspektakuläres zweistöckiges Gebäude, etwas heruntergekommen, sieht aus wie ein 50 Meter langes Lagerhaus.
Legende: Hier ist höchstwahrscheinlich das Sars-Cov-2-Virus auf den Menschen übergegangen: im Huanan-Wildtiermarkt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan (14.1.2021). IMAGO/Kyodo Nachrichten

Was haben die Forschenden genau herausgefunden?

Sie können zeigen, dass gleich mehrere Tierarten (Marderhunde, Zibetkatzen und Bambusratten), von denen man weiss, dass sie für Coronaviren anfällig sind, auf diesem Markt gehandelt wurden – lebend. Ausserdem zeigt sich, dass gerade dort, wo deren Käfige standen, sich besonders viele Viren in den Proben finden. Und: Die Viren vom Markt sind denen der ersten bekannten infizierten Menschen sehr ähnlich. Genetisch lässt sich zeigen, dass die Viren vom Markt und die aus den ersten infizierten Menschen einen gemeinsamen Ursprung haben.

Kann man daraus Schlüsse für zukünftige Pandemien ziehen?

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Wissenschaftsredaktorin Zöfel: «Zuchtfarmen mit Tieren, die für Viren anfällig sind, die auch uns gefährlich werden können, und der Handel mit diesen Tieren sind ein Problem. So können Pandemien ihren Anfang nehmen. Das gilt für Grippeviren, wie sie sich zurzeit in Kühen auf Milchfarmen in den USA verbreiten und immer wieder Menschen infizieren, genauso wie für Coronaviren, die Marderhunde oder Zibetkatzen infizieren können.»

Ist also das Virus nicht durch einen Unfall in einem Labor in Wuhan entwichen?

Man kann mit dem aktuellen Wissensstand keine der beiden Hypothesen endgültig ausschliessen oder beweisen. Drei Punkte lassen aber einen Laborunfall zumindest möglich erscheinen: Das Institut für Virologie in Wuhan geht nach wie vor nicht so transparent mit seinen Arbeiten an Coronaviren um, wie man sich das wünschen würde. Das kann man als verdächtig werten, in dem Sinn, dass sie wohl etwas zu verbergen haben. Ausserdem waren die Sicherheitsvorkehrungen bei der Arbeit mit Viren in diesem Labor wohl nicht immer ideal. Schliesslich gab es Überlegungen, Coronaviren gezielt zu verändern. Ob das auch gemacht wurde, ist unklar. Zusammengefasst sind die Hinweise eines Laborleaks schwächer als jene eines tierischen Ursprungs.

Audio
Archiv: Neue Argumente zum Ursprung des Virus bringt die «NYT» keine ins Spiel
aus SRF 4 News aktuell vom 07.06.2024. Bild: Imago
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Welche Fragen bleiben auch nach der Studie ungeklärt?

Was fehlt, sind Proben direkt von infizierten Tieren, die ein klarer Beweis wären, oder auch Untersuchungen auf Zuchtfarmen rund um Wuhan, von denen die Tiere auf dem Markt stammten. Ebenfalls fehlen gründliche Untersuchungen darüber, welche Coronaviren genau in der Gegend um Wuhan in Fledermäusen vorhanden sind. Da sind die Wissenslücken immer noch gross.

Wird man jemals definitiv sagen können, woher das Virus stammte?

Wahrscheinlich nicht. Je länger das her ist, umso unwahrscheinlicher wird es, dass man die noch fehlenden Hinweise findet.

SRF 4 News, 19.9.2024, 17:00 Uhr ; 

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