- Die 18'000 Angestellten der ältesten und grössten humanitären Organisation der Welt, des IKRK, bekommen einen neuen Chef.
- Robert Mardini wird neuer Generaldirektor und löst im kommenden März den seit 2010 amtierenden Yves Daccord ab.
Der neue Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz verfügt über jahrzehntelange Felderfahrung, kennt aber auch die diplomatische Bühne, die für das IKRK immer wichtiger wird.
Mardini war selber im Feld
Das bekannteste Gesicht des IKRK ist dessen Präsident Peter Maurer. Er ist eine Art Verwaltungsratspräsident und zugleich Aussenminister der 156-jährigen Organisation.
Doch das Alltagsgeschäft leitet der Generaldirektor. Es ist deshalb kein Zufall, dass die Wahl nun auf den 47-jährigen Robert Mardini fiel. Der im Libanon geborene kennt das Terrain, war selber im Feld, dort also, wo der weitaus überwiegende Teil des IKRK-Personals tätig ist.
Viel Schatten, aber auch viel Licht
Seit mehr als 22 Jahren ist Mardini beim IKRK. Er war in Ruanda, in Irak, er leitete sämtliche Operationen im Nahen Osten. Und er hat dabei erlebt, wie tagein tagaus das humanitäre Kriegsvölkerrecht mit Füssen getreten wird.
Aber tagtäglich, so betont er, gelänge es seinen Kolleginnen und Kollegen eben auch, Frontlinien zu überschreiten, mit verfeindeten Parteien zu verhandeln, Menschen zu schützen, Hilfsgüter zu liefern, Verwundete zu versorgen, Gefangene zu besuchen. Viel Schatten also, aber auch viel Licht.
Leiter der IKRK-Delegation bei der UNO
Seit mehr als einem Jahr leitet Robert Mardini die IKRK-Delegation bei der UNO in New York. Zu seinem neuen Terrain, einem der schwierigsten für eine humanitäre Organisation, wurde damit die Diplomatie, die hohe Politik.
Das Engagement dort wird immer entscheidender, aber zugleich immer schwieriger. Denn dort gilt es, für die Genfer Konventionen, für das unter Druck stehende Kriegsvölkerrecht zu kämpfen. Dort gilt es, die Mittel zu beschaffen für das immer stärker geforderte IKRK, dessen Budget inzwischen zwei Milliarden Franken erreicht hat.
Die Menschlichkeit ins Zentrum stellen
Und dort gilt es zudem, Akzeptanz zu schaffen für die Aufnahme von Flüchtlingen. Oder sich einzusetzen für Einschränkungen beim Waffenhandel oder für Verbote von Waffen, bei deren Verwendung es nicht möglich ist, zwischen Kämpfern und Zivilisten zu unterscheiden. Atomwaffen zum Beispiel oder Streubomben.
Die Menschlichkeit ins Zentrum stellen, allen Widrigkeiten zum Trotz - so lautet das Credo des künftigen IKRK-Generaldirektors.