So wird die Nachfolge gewählt: Bis am Montagnachmittag können sich Interessierte am Amt des Premiers melden. Um eine Kandidatur durchbringen zu können, brauchen sie den Rückhalt von mindestens 100 Abgeordneten der konservativen Tory-Partei. Aktuell zählt die konservative Fraktion 357 Personen – es werden also höchstens zwei bis drei Personen diese Hürde überspringen können.
Am Montagabend sollen die Bewerber und Bewerberinnen in einer internen Wahlkampfveranstaltung gegeneinander antreten. Zwischen den zwei Finalisten wird die Parteibasis im Laufe der nächsten Woche per Online-Abstimmung entscheiden.
Bis am 28. Oktober soll der Prozess bereits abgeschlossen sein und der nächste Premierminister oder die nächste Premierministerin feststehen. Sollte es nur eine Person schaffen, am Montag 100 Abgeordnete hinter sich zu bringen, wäre diese Person bereits gewählt als Premierminister oder -ministerin.
So steht es um die Option von Neuwahlen: Die Opposition verlange seit Wochen Neuwahlen, für die Regierungspartei sei es hingegen keine Option, erklärt SRF-Korrespondent Michael Gerber aus London. «Die Tories wissen: Wenn sie jetzt Neuwahlen anordnen würden, dann könnten sie nur verlieren.» Denn Umfragen zufolge würden sie über die Hälfte ihrer aktuellen 357 Sitze verlieren – und die Labour-Partei würde kräftig zulegen und eine Mehrheit der 650 Sitze erlangen, so Gerber.
«Die Regeln wollen es, dass die Opposition keine Handhabe hat, Neuwahlen zu erzwingen.» Solange die Regierungspartei beschlussfähig sei, könne sie alleine über vorgezogene Neuwahlen bestimmen – aus taktischen Gründen. «Oder wenn sie keine Mehrheiten mehr erreicht, muss sie Neuwahlen anordnen, um neue klare Verhältnisse zu schaffen», so Gerber. An diesem Punkt sei man jedoch noch nicht. «So zerstritten die Konservativen auch sind, in einem Punkt sind sie sich einig: Neuwahlen sind im Moment überhaupt keine Option für sie», ordnet Gerber ein.
Diese Kandidierenden sind im Gespräch für die Nachfolge: Als Favoriten auf die Truss-Nachfolge gelten derzeit Rishi Sunak, der frühere Finanzminister sowie die am Mittwoch zurückgetretene Innenministerin Suella Braverman. Penny Mordaunt, die Ministerin für Parlamentsfragen, hat ihre Kandidatur bekannt gegeben. Berichten zufolge soll auch der Ex-Premierminister Boris Johnson Interesse an einer erneuten Kandidatur haben.
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Bild 1 von 6. Penny Mordaunt, die Ministerin für Parlamentsfragen, hat ihre Kandidatur als Nachfolgerin von Liz Truss bekannt gegeben. Bildquelle: REUTERS/Toby Melville/File Photo.
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Bild 2 von 6. Der frühere Finanzminister, Rishi Sunak, ist in der konservativen Fraktion gut verankert. Bildquelle: REUTERS/Phil Noble.
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Bild 3 von 6. Die ehemalige Innenministerin, Suella Braverman, ist am rechten Rand der Tory-Partei beliebt. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Kin Cheung, File.
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Bild 4 von 6. Auch Handelsministerin Kemi Badenoch könnte ins Rennen einsteigen. Bildquelle: Keystone/ EPA/TOLGA AKMEN.
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Bild 5 von 6. Berichten zufolge soll auch Ex-Premier Boris Johnson Interesse an einer erneuten Kandidatur haben. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Kirsty Wigglesworth.
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Bild 6 von 6. Verteidigungsminister Ben Wallace hat eine Kandidatur als Nachfolger von Liz Truss ausgeschlossen. Bildquelle: REUTERS/Toby Melville.
Gemäss einer Popularitätsumfrage unter Parteimitgliedern bei den Konservativen im September steht Verteidigungsminister Ben Wallace mit rund 86 Prozent klar an der Spitze – als Premierminister kandidieren wird er jedoch nicht. Handelsministerin Kemi Badenoch hingegen könnte ins Rennen einsteigen, schätzt Michael Gerber ein.