- Die Zahl der Menschen auf der Flucht steigt weltweit immer weiter.
- Ende vergangenen Jahres war rund ein Prozent der Weltbevölkerung wegen Kriegen, Gewalt, Konflikten oder Angst vor Verfolgung aus ihrer Heimat vertrieben.
- Insgesamt waren 79.5 Millionen Menschen auf der Flucht, wie das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) in seinem Bericht zum Weltflüchtlingstag vom Wochenende mitteilte.
- Die Coronakrise und damit verbundene Armut betroffener Bevölkerungen dürfte die Flucht Richtung Europa verstärken, sagte UNHCR-Chef Filippo Grandi in Genf.
Die Zahl von fast 80 Millionen Menschen ist ein neuer Rekord in der fast 70-jährigen Geschichte des UNHCR. Sie hat sich in neun Jahren, zwischen 2010 mit gut 40 Millionen und 2019, fast verdoppelt. Der neue Anstieg ist mit fast neun Millionen oder gut zwölf Prozent ist rasant.
Das liegt aber auch daran, dass das UNHCR Venezolaner, die vor der Misere im eigenen Land geflohen sind, erstmals in einer neuen Kategorie zählte. Die 3.6 Millionen Venezolaner, die seit 2015 überwiegend in Nachbarländer flüchteten, haben zwar grösstenteils keinen Flüchtlingsstatus beantragt. Sie brauchen aber nach UNHCR-Angaben trotzdem Schutz und dürften zum Beispiel nicht abgeschoben werden.
Mehr Flüchtlinge im eigenen Land
Aber auch ohne die Venezolaner waren mehr Menschen auf der Flucht als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Flüchtlinge ausserhalb des eigenen Landes blieb mit 26 Millionen zwar praktisch konstant. Aber die Zahl der im eigenen Land Vertriebenen stieg von 41.3 Millionen Ende 2018 auf 45.7 Millionen.
Auch die Zahl der Asylsuchenden stieg von 3.5 auf 4.2 Millionen. Weil darunter auch Migranten sind, die letztlich nicht als Flüchtlinge anerkannt werden, listet das UNHCR sie gesondert auf.
Coronakrise verschärft die Situation
Filipo Grandi sieht vor allem die Arbeitsplatzverluste durch die Coronakrise als Treiber weiterer Flucht und Migration: «Ich habe keinen Zweifel, dass die wachsende Armut und der Mangel an Lösungen sowie die Fortsetzung von Konflikten zu mehr Bevölkerungsbewegungen führen wird, in den Regionen und darüber hinaus, nach Europa etwa.»
Schuld am Mangel von Lösungen seien auch Länder, die eigene Interessen in Konfliktgebieten verfolgten und Konfliktlösungen behinderten. Während in den 90er-Jahren im Durchschnitt jedes Jahr 1.5 Millionen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehrten, waren es in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt weniger als 400'000 im Jahr.