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Neuer Sipri-Bericht 2023 Die Rüstungsindustrie boomt – doch Europa hinkt hinterher

  • Politisch schlechte Zeiten sind wirtschaftlich gute Zeiten für die Rüstungsindustrie.
  • Die 100 weltweit grössten Rüstungshersteller verkauften 2023 Waffen für insgesamt 632 Milliarden Dollar.
  • Das sind satte 4.2 Prozent mehr als im Jahr davor, wie die jüngsten Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zeigen.

Weltweit wird aufgerüstet – in Asien, im Nahen Osten, in den USA und seit etlichen Jahren auch wieder in Europa. Davon profitiert die Rüstungsbranche. Personal wird rekrutiert. Bei manchen Konzernen steigt der Aktienkurs spektakulär. Bei Russlands Rostec stieg der Umsatz gar in einem Jahr um 40 Prozent, so die jüngste Erhebung des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri.

Etwa die Hälfte der weltweiten Rüstungseinnahmen gingen Sipri zufolge auf das Konto von Konzernen mit Hauptsitz in den USA zurück: Sie kamen nach einem Anstieg um 2.5 Prozent auf insgesamt 317 Milliarden Dollar.

Übervoll sind die Auftragsbücher auch bei europäischen Anbietern. Dennoch stiegen bei ihnen die Einnahmen bisher bloss um 0.2 Prozent. Der Grund: Sie tun sich schwer mit der Produktionsausweitung. Man sei den Erfordernissen eines laufenden Krieges nicht gewachsen, beklagt gegenüber SRF Admiral Rob Bauer, der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses: «Um gleichzeitig der Ukraine zu helfen und die eigenen militärischen Ressourcen auszubauen, erfolgen die Lieferungen schlicht zu langsam.»

Rüstungsindustrie will langfristige Abnahmegarantien

Neue Produktionsstrassen oder gar zusätzliche Fabriken aufzubauen, braucht Zeit, selbst wenn man das unter Hochdruck tut. Doch dazu kommt, dass Europas Rüstungshersteller zögern, weil sie nicht wissen, wie lange die Grossnachfrage anhält. Gibt es doch bald einen Frieden in der Ukraine? Gar eine Wiederannäherung an Russland? Niemand weiss es. Deshalb verlangt die Rüstungsindustrie langfristige Abnahmegarantien von den Regierungen. Doch diese schrecken davor zurück. Es würde sie finanzpolitisch jahrelang einengen.

Kleinere Anbieter, vor allem aber auch jene ausserhalb Europas scheinen da flexibler. Was sich direkt in der Sipri-Statistik niederschlägt: Die fünf weltgrössten Rüstungsfirmen sind alles amerikanische. Auf Platz sieben folgt die russische Rostec. Platz acht bis zehn besetzen chinesische Konzerne. Dazwischen, auf Platz sechs, findet sich aus Europa einzig die britische BAE Systems.

Heute Morgen, 02.12.2024, 06:00 Uhr

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