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Galizien/Spanien: Tonnenweise Plastikpellets am Strand
Aus SRF 4 News aktuell vom 17.01.2024. Bild: Keystone/Salvador Sas
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Nordspanische Küste Millionen Plastikkügelchen werden angeschwemmt

An den Stränden im Norden Spaniens wird derzeit nach winzig kleinen Plastikkügelchen gesucht. Ein Frachter hat im Dezember Millionen dieser sogenannten Plastikpellets im Meer verloren. Sie werden nun massenweise an die nordspanischen Strände angespült. Was das für Folgen hat und warum es erst jetzt bekannt wird, erklärt die freie Journalistin Julia Macher. Sie lebt in Spanien.

Julia Macher

Journalistin in Barcelona

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Julia Macher berichtet aus Spanien für verschiedene Radio- und TV-Sender, hauptsächlich über Gesellschaft und Kultur.

SRF News: Schon vor Wochen hat ein Frachter die Plastikkügelchen verloren. Warum wird dieser Vorfall erst jetzt zum Thema?

Julia Macher: Die galicische Regionalregierung hat das Thema zunächst heruntergespielt – wohl auch, um verstörende Bilder zu vermeiden. In der Region wird im Februar gewählt und da machen sich Aufräumarbeiten am Strand nicht gut. Die Anwohner haben allerdings bereits am 13. Dezember die Behörden alarmiert und selbst angefangen, aufzuräumen. Gewarnt hat die Regionalregierung die Kommunen entlang der Küste erst zu Jahresbeginn. Die Regionalregierung wiederum wirft der Zentralregierung vor, Madrid hätte sich früher drum kümmern können, man habe dort schliesslich zuerst davon erfahren. Diese gegenseitigen Schuldzuweisungen empören viele Menschen in Galicien.

Die Kügelchen zersetzen sich zu Mikroplastik und diese Teilchen gelangen in die Nahrungskette.

Umweltverbände warnen, dass die Plastikkügelchen für Tier, Mensch und Natur gefährlich sein könnten. Was wird konkret befürchtet?

Zum einen können Fische diese Kügelchen mit Nahrung verwechseln und sie fressen. Das Hauptproblem ist aber, dass sie sich zu Mikroplastik zersetzen und die Mikroplastikteilchen dann in die Nahrungskette gelangen. Sie sammeln sich in Pflanzen, Muscheln oder Fischen an und gelangen so über die Nahrungskette auch in den menschlichen Körper. Eine Faustregel bei Mikroplastik ist: Je kleiner der Organismus, desto empfindlicher reagiert er auf Plastikteile. Und: Je länger der Zeitraum ist, über den sich dieses Mikroplastik ansammelt, desto grösser die Gefahr.

Der juristische Aspekt des Unglücks

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Die spanische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen die betreffende Reederei eingeleitet. Auf solche Umweltdelikte stehen im spanischen Recht Haftstrafen und ein Berufsverbot von bis zu zwei Jahren. Allerdings sind die genauen Besitzverhältnisse beziehungsweise die juristischen Verantwortlichkeiten in solchen Fällen oft schwer zu ermitteln.

Im konkreten Fall fährt der Frachter unter liberianischer Flagge, gehört einer Gesellschaft auf den Jersey-Inseln und arbeitete zur Zeit des Unglücks im Dienst dieser Reederei. Umweltorganisationen fordern deswegen auch in solchen Fällen hohe Kautionen – diesmal zehn Millionen Euro.

Was machen die Pellets mit dem Fisch- und Muschelfang in den betroffenen Regionen?

Das ist ein Problem, denn Galicien ist sozusagen die Meeresfrüchteregion Spaniens – und der Sektor wurde in den letzten Jahren bereits arg gebeutelt. Im letzten Jahr, also vor Weihnachten, wurden halb so viele Muscheln gesammelt wie sonst. Hintergrund ist der Klimawandel – mit hohen Temperaturen im Wasser und Unwettern. Nun fürchtet der Sektor zusätzlich, dass Spanierinnen und Spanier vielleicht gar keinen Fisch oder keine Meeresfrüchte aus Galicien mehr kaufen – aus Angst, Kügelchen zu verschlucken. Die Behörden, so sagen es die Fischergenossenschaften, hätten das Problem mit dem Plastik viel zu lange ignoriert. Diese Genossenschaften haben am kommenden Sonntag zu einer Grossdemonstration in Santiago de Compostela aufgerufen.

Auch im Mittelmeer machen Umweltorganisationen und NGOs seit Jahren darauf aufmerksam, dass jährlich Millionen dieser Plastikkügelchen am Strand verloren gehen.

Den Behörden wird vorgeworfen, sie hätten das Problem mit der Plastikverschmutzung zu lange ignoriert. Ist man sich dieser Problematik in den Küstenregionen indessen bewusst geworden?

Wenn es so etwas wie einen positiven Effekt gibt, dann der, dass das Thema jetzt auf der politischen Tagesordnung ist. Verschmutzung durch Pellets gibt es auch im Mittelmeer, vor allem rund um die Industriestadt Tarragona. Da machen Umweltorganisationen und NGOs seit Jahren darauf aufmerksam, dass jährlich Millionen dieser Plastikkügelchen am Strand verloren gehen. Wie genau, wusste bisher niemand. Unter dem Eindruck des Unglücks im Atlantik hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen.

Das Gespräch führte Susanne Stöckl.
                

SRF 4 News, 17.01.2024, 06:47 Uhr ; 

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