Worum geht es? Im Gazastreifen kommen nicht genug Hilfslieferungen über den einzig offenen Grenzübergang von Rafah, der von Israel und Ägypten kontrolliert wird. Jordanien hat diese Woche drei Flüge mit Hilfslieferungen in den Gazastreifen geschickt und unterhält seit einiger Zeit ein Feldspital in Gaza. «Zudem versucht Jordanien auf dem diplomatischen Parkett mit dem Westen zusammen Lösungen zu finden», sagt SRF-Nahostkorrespondent Thomas Gutersohn.
Seit wann fliegt Jordanien Hilfsgüter in den Gazastreifen? Laut Gutersohn fliegt Jordanien bereits seit November Hilfslieferungen in den Gazastreifen, allerdings in unregelmässigen Abständen. Aufgrund der humanitären Lage – einzelne Kinder sollen bereits an Hunger gestorben sein – hätten sich nun diese Lieferungen aus Jordanien intensiviert.
Das Leid der Menschen im Gazastreifen löse in der jordanischen Bevölkerung eine grosse Betroffenheit aus, sagt Gutersohn. Rund 2.3 Millionen registrierte palästinensische Flüchtlinge lebten in Jordanien. Zudem hätten viele Jordanierinnen und Jordanier palästinensische Wurzeln, wie etwa die Königin Rania. Daher komme das grosse Engagement Jordaniens.
Welche Rolle spielt der jordanische König Abdullah bei den Hilfslieferungen? König Abdullah setzt sich sehr medienwirksam für die Lieferung der Hilfsgüter ein und war selbst an Bord eines entsprechenden Flugzeugs. Er ist auf gute PR im eigenen Land angewiesen, denn er versucht einen Mittelweg für Gaza zu finden zusammen mit dem Westen. Die moderate Haltung des Königs komme bei vielen Jordanierinnen und Jordanier nicht besonders gut an, meint Gutersohn. «Dieser Mittelweg ist aber wohl der beste für Jordanien, da das Land von internationalen Geldern und Tourismus abhängig ist. Was Jordanien als Letztes gebrauchen könnte, ist ein Krieg mit Israel.»
Welche Länder helfen Gaza sonst noch aus der Luft? Jordanien arbeitet mit Frankreich und Grossbritannien zusammen, zudem fliegen die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten Hilfsgüter in den Gazastreifen. Das britische Aussenministerium teilte auf der Plattform X mit, dass Fallschirme auf Ersuchen von Jordanien und Bahrain zur Verfügung gestellt worden seien.
Was ist in den Kisten der Hilfspakete? «Das absolut Nötigste: Medikamente, Nahrung, Decken, Zelte, Babywindeln, Hygieneartikel», sagt Gutersohn. Allein von Jordanien seien am Donnerstag 33 Tonnen Hilfsgüter abgeworfen worden. Dies sei aber viel weniger, als über offene Landwege transportiert werden könnte.
Wie effizient ist Hilfe aus der Luft? Das Abwerfen von humanitärer Hilfe aus der Luft gilt für die UNO als letzter Ausweg. Es ist nicht sehr effizient, weil es mit technischen Schwierigkeiten und enormen Kosten verbunden ist. In Jordanien werde die Effizienz jedoch nur zweitrangig diskutiert, sagt Gutersohn: «Im Moment geht es darum, den Menschen zu helfen.» Jordanien habe keine gemeinsamen Grenzen mit dem Gazastreifen. Die Flüge seien deshalb vorerst die einzige Möglichkeit für die Lieferung humanitärer Hilfspakete.