Uruguay ist ein kleines Land in Südamerika, das sich jedoch gut schlägt. Es ist stabil, auch wirtschaftlich. Nicht umsonst wird Uruguay oft als die Schweiz Südamerikas bezeichnet. Es gilt aber auch als Musterschüler im Umgang mit der Corona-Pandemie. Weniger als 1000 Fälle gab es dort insgesamt, 30 Menschen starben bisher gemäss Zahlen der Johns-Hopkins-Universität. Wieso das Land anders tickt als seine Nachbarn, weiss Ulrich Achermann.
SRF News: Uruguays Nachbarländer Brasilien und Argentinien sind viel stärker von Covid-19 betroffen. Ist das Glück oder gutes Krisenmanagement?
Ulrich Achermann: Uruguay hat schnell reagiert. Die Gesundheitsbehörden haben vor allem auf das Tracking Wert gelegt. Leute, die erkrankten, wurden zu Hause besucht, Kontaktlisten wurden erstellt und die Leute gewarnt. Das hat dazu geführt, dass sich das Coronavirus nur begrenzt ausbreiten konnte.
Eine grosse Zahl von armen Leuten in Brasilien oder Argentinien lebt von der Hand in den Mund. Das ist in Uruguay anders.
Das heisst, das Gesundheitssystem war vorbereitet auf eine solche Krise?
Es ist besser vorbereitet gewesen als in anderen Ländern. Aber man muss auch die Sozialstruktur betrachten. Die ist sehr viel ausgeglichener, homogener als in anderen Ländern. Eine grosse Zahl von armen Leuten in Brasilien oder Argentinien lebt von der Hand in den Mund. Das sind Leute, die es sich nicht leisten können, zu Hause zu bleiben. Das ist in Uruguay anders.
Uruguay hat 3.5 Millionen Einwohner auf einer Fläche, die etwa viermal grösser ist als die Schweiz. Das Land hat also keinen Dichtestress.
Das kommt sicher hinzu. Es ist sehr viel einfacher, in einem Land mit einer ganz kleinen Bevölkerung Gesundheitsmassnahmen zu treffen. Man hat das von Anfang an mit grosser Sorgfalt gemacht und das hat sich gelohnt.
Ist die Schweiz ein Vorbild für dieses Land, auch in anderen Bereichen?
Ja, auf jeden Fall. Vor allem, wenn es um die Glaubwürdigkeit und die Seriosität der Institutionen geht. Da ist die Schweiz tatsächlich ein Vorbild. Und sie ist es jetzt, wo Uruguay wieder von einer Rechtsregierung geführt wird, natürlich auch im Finanz- und Bankensektor. Das zeigt sich auch darin, dass man beschlossen hat, ab dem 1. Juli die Einwanderungsbestimmungen zu lockern und damit reiche Leute – vor allem aus Argentinien – anzulocken.
Sind Armut und Korruption Fremdwörter in Uruguay?
Das würde ich nicht sagen. Aber es ist tatsächlich so, dass laut allen Statistiken Uruguay das am wenigsten korrupte Land in Südamerika ist.
Die Leute erhalten Sozial- und Gesundheitsleistungen, die es in anderen Ländern in Südamerika in dieser Qualität einfach nicht gibt.
Weshalb?
Die Politik ist glaubwürdig und leistet gute Arbeit. Der Bürgersinn ist hoch entwickelt, und die Leute erhalten Sozial- und Gesundheitsleistungen, die es in anderen Ländern in Südamerika in dieser Qualität einfach nicht gibt.